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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Seon herabgeflogen kam und über Sarenes Schreibtisch schwebte, warf sie Lebensgeist einen beschämten Blick zu.
»Ein Seon?«, meinte er anerkennend.
»Ihr seid mir nicht böse, dass ich ihn versteckt habe?«, fragte Sarene.
Lebensgeist lachte in sich hinein. »Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass Ihr mir das eine oder andere vorenthalten würdet. Ihr scheint mir die Art Mensch zu sein, die Geheimnisse braucht, und sei es nur um ihrer selbst willen.«
Die scharfsinnige Bemerkung trieb Sarene die Röte ins Gesicht. »Ashe, frage bei Kiin und den anderen nach. Ich möchte unterrichtet werden, sobald Telrii sich zum König ausrufen lässt.«
»Sehr wohl, Mylady«, sagte Ashe und schwebte von dannen.
Lebensgeist sagte nichts. Er hatte kein Wort darüber verloren, dass Ashe unerklärlicherweise trotz der Shaod nicht den Verstand verloren hatte. Da kam Sarene in den Sinn, dass Lebensgeist natürlich nicht wissen konnte, dass Ashe ihr eigenes Seon war.
Sie warteten schweigend, und Sarene unterbrach Lebensgeist nicht in seinen Gedanken. Er hatte unzählige Informationen von ihr erhalten, und sie konnte förmlich sehen, wie er sich jede einzelne durch den Kopf gehen ließ.
Er verheimlichte ihr ebenfalls etwas. Nicht, dass sie ihm misstraute. Worum es sich bei seinen Geheimnissen auch drehen mochte, so glaubte er gewiss, Sarene aus gutem Grund nicht einzuweihen. Sie war schon viel zu lange im politischen Geschäft tätig, als dass sie sich gekränkt fühlte, wenn jemand Geheimnisse vor ihr hatte.
Das bedeutete aber selbstverständlich nicht, dass sie nicht alles daransetzen würde, so viel wie möglich herauszufinden. Bisher hatte Ashe nichts über einen zweitgeborenen Sohn des Herrn der Ienplantage herausfinden können, aber er war in seiner Bewegungsfreiheit äußerst eingeschränkt. Sie hatte ihm nur gestattet, sich Kiin und den anderen zu erkennen zu geben. Sarene hatte keine Ahnung, warum er im Gegensatz zu anderen Seonen überlebt hatte, doch sie wollte auf keinen Fall das Überraschungsmoment einbüßen, das seine Existenz ihr eventuell verschaffen könnte.
Der Dula Galladon schlurfte zu einem Sessel und setzte sich. Anscheinend war ihm jetzt erst klar geworden, dass sie nicht so bald aufbrechen würden. Dann schloss er die Augen und schien einzuschlafen. Er mochte ungewöhnlich pessimistisch sein, aber er war letzten Endes eben doch ein Dula. Es hieß, seine Landsleute seien so entspannt, dass sie jederzeit und an jedem Ort einschlafen konnten.
Sarene musterte den Hünen. Galladon schien sie nicht zu mögen. Andererseits war er so ausgesprochen miesepetrig, dass sich das schwer sagen ließ. Manchmal schien er ein wahrer Wissensquell zu sein, aber auf anderen Gebieten kannte er sich überhaupt nicht aus - was ihm allerdings nicht das Geringste auszumachen schien. Ihm schien nichts etwas anhaben zu können, gleichzeitig beklagte er sich aber in einem fort über alles und jeden.
Als Ashe zurückkehrte, hatte Sarene ihre Aufmerksamkeit längst wieder dem Buch über politische Vertuschungsaktionen gewidmet. Das Seon musste sich räuspern, bevor sie seine Anwesenheit auch nur bemerkte. Lebensgeist blickte ebenfalls auf, wohingegen der Dula weiterschnarchte, bis sein Freund ihm mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Dann richteten sich alle drei Augenpaare auf Ashe.
»Und?«, wollte Sarene wissen.
»Es ist geschehen, Mylady«, erklärte Ashe ihnen. »Telrii ist König.«
Kapitel 45 Hrathen stand im Mondschein auf der elantrischen Stadtmauer und betrachtete voller Neugier das Loch. Eines der verbarrikadierten Treppenhäuser war gewaltsam aufgebrochen worden, und man hatte die Planken entfernt. Das Loch sah beinahe aus, als sei es von Nagetieren verursacht worden - elantrischen Nagetieren, die aus ihrem Nest entfliehen wollten. Dies war einer der Mauerabschnitte, den die Stadtwache sauber hielt, und mehrere Schleimspuren bewiesen nur zu deutlich, dass die von unten mehrmals oben auf der Mauer gewesen waren.
    Hrathen schlenderte von dem Treppenaufgang weg. Wahrscheinlich war er der Einzige, der von dem Loch wusste. Elantris wurde derzeit nur von zwei oder drei Wachen beaufsichtigt, und sie machten nur wenige - oder gar keine - Rundgänge auf der Mauer. Er würde den Wachen erst einmal nichts von dem Loch erzählen. Es war ihm gleichgültig, ob die Elantrier sich aus ihrer Stadt schlichen. Sie würden nicht weit kommen, dafür sahen sie zu auffällig aus. Außerdem wollte er die Menschen nicht im Hinblick auf Elantris in

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