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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Unruhe versetzen. Sie sollten sich auf ihren neuen König und die politische Allianz konzentrieren, die er demnächst verkünden würde.
    Er ging weiter, Elantris zu seiner Rechten, Kae zu seiner Linken. Im Abenddunkel glitzerte eine Ansammlung von Lichtern: der königliche Palast, der nun der Wohnsitz Telriis war.
    Die arelischen Adeligen, die erpicht waren, ihrem neuen König ihre Ergebenheit zu demonstrieren, waren beinahe alle auf seinem Krönungsfest erschienen, jeder Einzelne darum wetteifernd, seine Loyalität unter Beweis zu stellen. Und der wichtigtuerische ehemalige Herzog genoss die allgemeine Aufmerksamkeit offensichtlich.
    Hrathen schlenderte in der ruhigen Nacht weiter. Seine Füße verursachten klirrende Geräusche auf den Steinen. Telriis Krönung war mit dem zu erwartenden Pomp abgelaufen. Der ehemalige Herzog, nun König, war leicht zu durchschauen, und jemand, der sich leicht durchschauen ließ, ließ sich ebenso leicht manipulieren. Er sollte die derzeitige Zerstreuung ruhig genießen. Schon nahte der Zeitpunkt, an dem es alte Schulden zu begleichen galt.
    Telrii würde zweifellos mehr Geld von Hrathen fordern, bevor er zum Shu-Dereth übertrat. Er würde sich selbst für schlau halten und davon ausgehen, dass die Krone ihm noch mehr Gewicht bei seinen Verhandlungen mit Fjorden verlieh. Hrathen würde selbstverständlich mit gespielter Empörung auf die Geldforderungen reagieren, allerdings die ganze Zeit über wissen, wofür Telrii jegliches Verständnis fehlte: Macht hatte nichts mit Vermögen zu tun, sondern mit Kontrolle. Geld war wertlos bei einem Mann, der sich nicht kaufen ließ. Der König würde niemals begreifen, dass die von ihm geforderten Wyrninge ihm keine Macht verschaffen, sondern ihn der Macht eines anderen ausliefern würden. Während er seine Geldgier befriedigte, würde ihm Arelon nach und nach entgleiten.
    Hrathen schüttelte den Kopf. Ihn plagten leichte Gewissensbisse. Er benutzte Telrii, weil der König sich so wunderbar als Werkzeug eignete. Doch in Telriis Herzen würde es zu keiner Bekehrung kommen, keiner echten Annahme Jaddeths oder seines Reiches. Telriis Schwüre würden so leer sein wie sein Thron machtlos. Und dennoch würde Hrathen ihn benutzen. Es war nur logisch, und Hrathen hatte begriffen, dass die Stärke seines eigenen Glaubens in der Logik begründet lag. Telrii mochte nicht glauben, aber seine Kinder - im derethischen Glauben erzogen - würden es tun. Die bedeutungslose Bekehrung eines einzigen Mannes würde einem ganzen Königreich die Erlösung bringen.
    Im Gehen galten Hrathens Blicke immer wieder den dunklen Straßen von Elantris. Er versuchte zwar, seine Gedanken auf Telrii und die bevorstehende Eroberung Arelons zu richten, aber eine andere Angelegenheit nagte an ihm.
    Widerwillig musste Hrathen sich eingestehen, dass es an diesem Abend einen bestimmten Grund für seinen Spaziergang auf der Mauer von Elantris gegeben hatte. Er machte sich Sorgen um die Prinzessin. Das Gefühl bereitete ihm natürlich Kopfzerbrechen, aber er leugnete nicht, dass er auf diese Weise empfand. Sarene war eine wunderbare Gegenspielerin gewesen, und er wusste, wie gefährlich Elantris sein konnte. Das war ihm klar gewesen, als er den Befehl erteilt hatte, sie zu vergiften. Er war zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen das Risiko wert war. Nach drei Tagen des Wartens begann seine Entschlossenheit jedoch ins Wanken zu geraten. Die Prinzessin musste aus mehr als einem Grund am Leben bleiben.
    Also beobachtete Hrathen die Straßen in der törichten Hoffnung, sie vielleicht unten zu erspähen und sein Gewissen beruhigen zu können, weil sie unversehrt war. Selbstverständlich aber hatte er nichts dergleichen gesehen, ja an diesem Abend schienen überhaupt keine Elantrier unterwegs zu sein. Hrathen wusste nicht, ob sie sich einfach nur in andere Stadtteile zurückgezogen hatten, oder ob die Gewalt an dem Ort derart überhandgenommen hatte, dass sie sich gegenseitig umgebracht hatten. Um der Prinzessin willen hoffte er, dass Letzteres nicht der Fall war.
»Ihr seid Gyorn Hrathen«, erklang auf einmal eine Stimme.
    Hrathen wirbelte herum und suchte nach dem Mann, der sich ihm ungesehen und geräuschlos genähert hatte. Hinter ihm schwebte ein Seon, das kraftvoll in der Dunkelheit leuchtete. Hrathen kniff die Augen zusammen und entzifferte das Aon in der Mitte des Seons. Dio.
»Das bin ich«, sagte Hrathen vorsichtig.
     
»Ich komme im Namen meines Herrn, König Eventeos von

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