Elantris
ob er Geschäfte und Verträge mit den mächtigeren Aristokraten abschließen konnte, denn sie waren es, die die Märkte beherrschten.
Abgesehen vom Tod des Königs reagierte er nur auf eine weitere Neuigkeit mit Entsetzen.
»Ihr wolltet Roial heiraten?«, fragte er ungläubig.
Sarene lächelte. »Ich kann es selbst kaum glauben. Wir haben den Plan recht überstürzt gefasst.«
»Roial?«, fragte Lebensgeist ein weiteres Mal. »Der alte Halunke! Es muss ihm großes Vergnügen bereitet haben, Euch diese Idee zu unterbreiten!«
»Der Herzog hat sich mir gegenüber wie ein echter Kavalier verhalten«, sagte Sarene.
Lebensgeist schenkte ihr einen Blick, der besagte: Und ich dachte, Ihr wärt eine bessere Menschenkennerin.
»Außerdem«, fuhr sie fort, »hat nicht er die Sache vorgeschlagen. Das war Shuden.« »Shuden?« Lebensgeist dachte kurz nach. Dann nickte er. »Ja, das klingt nach einem Einfall, der auf sein Konto gehen könnte, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie er das Wort >Ehe< in den Mund nimmt. Die bloße Vorstellung zu heiraten versetzt ihn in Angst und Schrecken.«
»Nicht mehr«, widersprach Sarene. »Er und Ahans Tochter sind sich sehr nahe gekommen.«
»Shuden und Torena?«, fragte Lebensgeist noch verblüffter. Dann betrachtete er Sarene mit zusammengekniffenen Augen. »Moment mal, wie wolltet Ihr Roial überhaupt heiraten? Ich dachte, Ihr seid schon verheiratet.«
»Mit einem Toten«, schnaubte Sarene wütend.
»Aber Euer Ehevertrag besagt, dass Ihr nie wieder heiraten dürft.«
»Woher wisst Ihr das?«, fragte Sarene misstrauisch.
»Ihr habt es selbst vor ein paar Minuten gesagt.«
»Habe ich nicht.«
»Doch, sicher ... Nicht wahr, Galladon?«
Der große Dula, der in Sarenes Politikbuch blätterte, blickte nicht einmal auf. »Du brauchst mich gar nicht anzusehen, Sule. Ich mische mich da nicht ein.«
»Wie dem auch sei«, sagte Lebensgeist, der sich wieder von seinem Freund abwandte. »Wie kommt es, dass Ihr drauf und dran wart, Roial zu ehelichen?«
»Wieso nicht?«, fragte Sarene. »Ich habe diesen Raoden nie kennengelernt. Alle sagen, er sei ein wunderbarer Prinz gewesen, aber was bin ich ihm schon groß schuldig? Mein Vertrag mit Arelon ist mit Iadons Tod hinfällig geworden. Ich bin den Handel überhaupt nur eingegangen, um eine Verbindung zwischen Arelon und meinem Heimatland zu knüpfen. Weshalb hätte ich einen Vertrag mit einem Toten einhalten sollen, wenn ich eine viel versprechende Ehe mit dem zukünftigen König von Arelon eingehen konnte?«
»Ihr habt Euch also nur aus politischen Überlegungen bereit erklärt, den Prinzen zu heiraten.« Aus irgendeinem Grund klang er verletzt, als wirke sich ihre Beziehung zum Kronprinzen von Arelon direkt auf den Adel des Landes aus.
»Selbstverständlich«, sagte Sarene. »Ich bin ein politisches Wesen, Lebensgeist. Ich habe getan, was das Beste für Teod war. Und aus dem gleichen Grund hätte ich Roial geheiratet.«
Er nickte, wobei er immer noch ein wenig melancholisch wirkte.
»Ich war also im Thronsaal, bereit, den Herzog zu heiraten«, fuhr Sarene fort, ohne auf Lebensgeists Gekränktheit zu achten. Womit nahm er sich das Recht heraus, ihre Motive zu hinterfragen? »Und just in dem Moment hat mich die Shaod ereilt.«
»Ausgerechnet da?«, fragte Lebensgeist. »Es ist bei Eurer Hochzeit passiert?«
Sarene nickte. Auf einmal fühlte sie sich sehr verunsichert.
Jedes Mal, wenn sie davorzustehen schien, von einem anderen Menschen angenommen zu werden, ereignete sich eine Katastrophe und trennte sie wieder voneinander.
Galladon stieß ein Schnauben aus. »Tja, nun wissen wir auch, warum sie nicht darüber sprechen wollte. Kolo?« i|
Lebensgeist legte ihr die Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid.«
»Das ist längst vorbei«, sagte Sarene mit einem Kopfschütteln. »Uns bereitet jetzt erst einmal Telriis Krönung Sorgen. Da Fjorden ihn unterstützt...«
»Wir können uns Sorgen seinetwegen machen, aber ich bezweifle, dass wir auch nur das Geringste tun können. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen!«
Auf einmal wurde Sarene von Verlegenheit ergriffen, und ihr Blick richtete sich kurz auf die Stelle über ihnen, an der sich Ashe in den Schatten des Zimmers verbarg. Sein Aon war kaum zu erkennen. »Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit«, gestand sie.
Lebensgeist sah nach oben, als Sarene Ashe zu sich winkte. Ashe fing zu leuchten an, und das Licht des Aons wurde zu einer strahlenden Kugel. Als das
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