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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Er wusste nicht, auf
welchem Wege Sarene die Vorräte anlieferte, aber aus irgendeinem Grund durften Raoden und die
anderen die Kisten erst holen, nachdem diejenigen, die sie hergebracht hatten, wieder verschwunden
waren.
»Hör auf, Trübsal zu blasen, Sule«, meinte Galladon mit einem Stöhnen. »Das passt nicht zu dir. Nur
ein erfahrener Pessimist kann dumpf vor sich hin brüten, ohne dabei lächerlich zu wirken.« Raoden konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Es tut mir leid. Ich habe nur das Gefühl, ständig
gegen eine Wand zu rennen, während ich versuche, unsere Probleme zu lösen.«
»Immer noch keine Fortschritte beim AonDor?«
»Nein«, sagte Raoden. »Ich habe ältere Landkarten mit neuen verglichen, auf der Suche nach
Veränderungen an der Küste oder in den Gebirgsketten, aber es scheint alles beim Alten zu sein. Ich
habe versucht, die Grundlinien mit ein wenig anderer Krümmung zu zeichnen, aber auch das vergeblich.
Die Linien erscheinen nur, wenn ich sie genau richtig gekrümmt zeichne, ganz genau so gekrümmt wie
bisher. Selbst der See ist an der gleichen Stelle, unverändert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was
anders sein soll.«
»Vielleicht haben sich nicht die Grundlinien verändert, Sule«, sagte Galladon. »Vielleicht muss nur
etwas hinzugefügt werden.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt. Aber was? Ich weiß von keinen neuen Flüssen oder Seen.
Und es gibt ganz bestimmt keine neuen Berge in Arelon.« Raoden zeichnete sein Aon, Aon Ehe, mit
einer unzufriedenen Bewegung des Daumens fertig. Er betrachtete die Mitte des Aons, den Kern, der
Arelon und dessen geografische Hauptmerkmale darstellte. Nichts hatte sich verändert. Mit einer Ausnahme. Als sich die Reod ereignete, war das Land gespalten worden. »Die Große
Schlucht!«, entfuhr es Raoden.
»Die Große Schlucht?«, fragte Galladon skeptisch. »Die ist von der Reod verursacht worden, Sule,
nicht umgekehrt.«
»Und wenn dem gar nicht so gewesen ist?«, meinte Raoden aufgeregt. »Was, wenn sich das
Erdbeben ganz knapp vor der Reod ereignet hat? Es hat den Spalt im Süden verursacht, und auf einmal
waren sämtliche Aonen ungültig, denn sie alle hätten eine zusätzliche Linie gebraucht, um zu
funktionieren. Das gesamte AonDor und folglich auch Elantris wären auf der Stelle untergegangen.« Raoden konzentrierte sich auf das Aon, das vor ihm in der Luft hing. Zögerlich fuhr er mit dem Finger
etwa dort, wo sich die Große Schlucht befand, über das Zeichen. Nichts passierte, keine Linie erschien.
Das Aon blitzte auf und verschwand.
»So viel dazu, Sule«, sagte Galladon.
»Nein.« Raoden fing das Aon erneut an. Seine Finger peitschten blitzschnell durch die Luft. Er
bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die ihn selbst überraschte, und erschuf das Aon binnen weniger
Sekunden aufs Neue. Als er fertig war, hielt er inne. Seine Hand schwebte unten, unter den drei
Grundlinien. Er konnte es beinahe fühlen ...
Er durchbohrte das Aon und fuhr mit dem Finger durch die Luft. Und eine schmale Linie erschien quer
durch das Aon.
Dann traf es ihn. Das Dor griff mit tosender Gewalt an, und diesmal prallte es gegen keine Mauer. Es
barst durch Raoden wie eine ungeheure Wassermasse. Er keuchte und schwelgte einen kurzen
Augenblick in der Macht des Dors. Es brach los wie ein wildes Tier, das viel zu lange in einer engen Falle
gefangen gehalten worden war. Es wirkte beinahe ... glücklich.
Im nächsten Augenblick war es verschwunden, und er taumelte und sank in die Knie. »Sule?«, fragte Galladon besorgt.
Raoden schüttelte den Kopf, zu keiner Erklärung fähig. Sein Zeh schmerzte immer noch, er war immer
noch ein Elantrier, aber das Dor war endlich frei. Er hatte etwas ... bewirkt. Das Dor würde ihn nicht mehr
angreifen.
Dann hörte er ein Geräusch, wie das Knistern eines brennenden Feuers. Das Aon, das er eben vor
sich in die Luft gezeichnet hatte, leuchtete hell auf. Raoden stieß einen kläglichen Schrei aus und
bedeutete Galladon, sich zu ducken, als das Aon sich um die eigene Achse bog, seine Linien sich
verkrümmten und durch die Luft wirbelten, bis sie eine Scheibe bildeten. Ein dünner roter Lichtstrahl
erschien in der Mitte der
Scheibe und wurde dann breiter, wobei die knisternden Brandgeräusche zu einem lauten Tosen
anschwollen. Das Aon wurde zu einem rasenden Wirbelwind aus Feuer. Raoden konnte die Hitze spüren,
als er rückwärts stolperte.
Die Erscheinung explodierte und stieß eine horizontale Flammensäule aus, die

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