Elantris
an einem Ende der Tafel. Ihre gedämpften Stimmen bildeten einen krassen Gegensatz zu Kaioos lebhaftem Geplapper. Kiin hatte pikante Appetithappen serviert: Kräcker mit einer Art cremiger weißer Glasur. Obwohl Sarene nachdrücklich darauf bestanden hatte, dass Kiin kein Abendessen zubereiten solle, hatte er es offensichtlich nicht über sich gebracht, so viele Leute bei sich zu versammeln, ohne ihnen etwas zu essen anzubieten. Sarene lächelte. Sie bezweifelte, dass bei anderen hochverräterischen Verschwörerbünden Gourmetimbisse gereicht wurden.
Ein paar Minuten später kam Ahan ohne anzuklopfen hereingewatschelt. Er ließ sich auf seinen angestammten Platz fallen und machte sich über die Kräcker her.
»Nun sind wir also vollzählig«, sagte Sarene, die laut spre chen musste, um Kaloo zu unterbrechen. Alle Köpfe wandten sich in ihre Richtung, als sie aufstand. »Ich gehe davon aus, dass Ihr alle über unser Dilemma nachgedacht habt. Möchte jemand den Anfang machen?«
»Ich«, sagte Ahan. »Vielleicht lässt Telrii sich überreden, nicht zum Shu-Dereth überzutreten.«
Sarene seufzte. »Ich dachte, das hätten wir bereits durchgesprochen, Ahan. Telrii ist nicht dabei zu überlegen, ob er übertreten soll oder nicht. Er wartet lediglich ab, um zu sehen, wie viel Geld er vom Wyrn erpressen kann.«
»Wenn wir nur über mehr Soldaten verfugten«, meinte Roial mit einem Kopfschütteln. »Mit einem richtigen Heer könnten wir Telrii einschüchtern. Sarene, wie stehen die Aussichten, Unterstützung von Teod zu erhalten?«
»Nicht sonderlich gut.« Sarene setzte sich wieder. »Vergesst nicht, dass mein Vater sich dem Shu-Dereth verschworen hat. Abgesehen davon besitzt Teod eine fabelhafte Kriegsflotte, aber kaum Bodentruppen. Wir überleben, indem wir unsere Feinde versenken, bevor sie an Land gehen können.«
»Wie ich höre, gibt es in Duladel Widerstandskämpfer«, warf Shuden ein. »Sie überfallen gelegentlich Karawanen.«
Alle Blicke richteten sich auf Kaloo, der abwehrend die Hände hob. »Vertraut mir, meine Freunde, deren Hilfe wollt Ihr nicht. Die Männer, von denen Ihr da sprecht, sind größtenteils ehemalige Republikaner, wie ich selbst. Sie können sich wunderbar einer gegen einen duellieren, aber eine Syre nützt nicht viel gegen einen ausgebildeten Soldaten, besonders wenn der fünf Kameraden an seiner Seite hat. Der Widerstand überlebt nur, weil die Fjordeller sich nicht die Mühe machen, die Leute aus den Sümpfen zu vertreiben.«
Shuden runzelte die Stirn. »Ich dachte, sie verstecken sich in den Höhlen der duladenischen Steppe.«
»Es gibt mehrere Widerstandsnester«, antwortete Kaloo schlagfertig, obgleich Sarene in seinen Augen ein verunsichertes Funkeln wahrnahm. Wer seid Ihr?, dachte sie, während das Gespräch weiterging.
»Ich finde, wir sollten das Volk involvieren«, sagte Lukel. »Telrii hat angedeutet, dass er das Plantagensystem beibehalten möchte. Wenn wir die unteren Schichten für unsere Sache gewinnen, werden sie wahrscheinlich gewillt sein, sich gegen ihn zu erheben.«
»Das könnte funktionieren«, meinte Eondel. »Lady Sarenes Plan, meine Bauern zu Pächtern werden zu lassen, hat sie Geschmack an der Freiheit finden lassen. In den vergangenen Monaten ist ihr Selbstbewusstsein enorm gewachsen. Aber es würde viel Zeit brauchen. Man bildet Männer nicht über Nacht zu Kämpfern aus.«
»Richtig«, stimmte Roial ihm zu. »Telrii wird lange, bevor wir so weit sind, zum derethischen Glauben übergetreten sein, und Hrathens Bekanntmachungen sind dann Gesetz.«
»Ich könnte eine Zeit lang so tun, als sei ich derethisch«, sagte Lukel. »Wenn auch nur, um währenddessen zu planen, wie der König am besten vom Thron zu stürzen ist.«
Sarene schüttelte den Kopf. »Wenn wir den Shu-Dereth in Arelon derart fest Fuß fassen lassen, werden wir ihn nie wieder los werden.«
»Es ist nur eine Religion, Sarene«, sagte Ahan. »Meiner Meinung nach sollten wir uns auf die echten Probleme konzentrieren.«
»Ihr haltet den Shu-Dereth nicht für ein >echtes Problem<, Ahan?«, fragte Sarene. »Warum versucht Ihr nicht, das Jindo oder Duladel zu erklären?«
»Sie hat recht«, sagte Roial. »Für Fjorden ist der Shu-Dereth ein Mittel zur Alleinherrschaft. Wenn diese Priester Arelon bekehren, dann wird der Wyrn hier regieren, ganz egal wen wir auf den Thron setzen.«
»Und ein Bauernheer auszuheben ist keine Option?«, brachte Shuden erneut seinen Vorschlag ins Gespräch.
»Zu zeitaufwendig«,
Weitere Kostenlose Bücher