Elantris
»Obgleich die Sache gefährlich sein dürfte. Es würde unter anderem einen ... Herrscherwechsel bedeuten.«
Roials Augen blickten wissend, und er nickte. Etwas wurde wortlos zwischen ihnen geklärt: das Angebot des Herzogs und Raodens Bereitwilligkeit.
»Ihr sprecht von gefährlichen Dingen«, warnte Roial.
»Ich habe viel durchgemacht, Mylord. Ich hätte nichts gegen ein wenig mehr Gefahr einzuwenden, wenn dadurch sichergestellt würde, dass ich den Rest meines Lebens in Frieden verbringen kann.«
»Ich kann Euch keine Garantien geben, dass das passieren wird«, sagte Roial.
»Und ich kann nicht garantieren, dass dieser Balkon nicht auf einmal zusammenstürzen und uns unter sich begraben wird. Wir können nur auf unser Glück - und unseren Verstand - bauen und hoffen, dass sie uns schützen.«
Roial nickte. »Ihr kennt das Haus des Kaufmanns Kiin?«
»Ja.«
»Trefft mich dort heute Abend bei Sonnenuntergang.«
Raoden nickte, und der Herzog entschuldigte sich. Als sich die Tür hinter ihm schloss, zwinkerte Raoden Galladon zu. »Und du hast gedacht, ich würde es nicht schaffen.«
»Ich werde nie wieder an dir zweifeln«, versetzte Galladon trocken.
»Das Geheimnis war Roial, mein Freund«, sagte Raoden und zog die Balkontür auf dem Weg ins Zimmer hinter sich zu. »Er durchschaut die meisten Maskeraden. Aber im Gegensatz zu Sarene denkt er nicht in erster Linie: >Warum versucht dieser Mann, mich hinters Licht zu führen?<, sondern Wie kann ich Nutzen aus meinem Wissen ziehen?« Ich habe ihm den einen oder anderen Wink gegeben, und er hat darauf reagiert.«
Galladon nickte. »Tja, jetzt bist du mit von der Partie. Was wirst du nun tun?«
»Einen Weg finden, Roial statt Telrii auf den Thron zu setzen«, sagte Raoden und griff nach einem Tuch und einem Topf mit brauner Schminke. Er schmierte etwas Schminke auf das Tuch und ließ es dann in seiner Tasche verschwinden.
Galladon hob eine Augenbraue. »Und was ist das?«, wollte er wissen und nickte in Richtung des Tuches.
»Etwas, was hoffentlich gar nicht erst zum Einsatz kommen wird.«
Kapitel 53
Was macht der denn hier?«, entfuhr es Sarene, als sie aus Kiins Küche kam. Der Trottel Kaloo saß im Esszimmer, in eine bunte Mischung aus grellen Rot- und Orangetönen gekleidet. Er unterhielt sich angeregt mit Kiin und Roial und hatte Sarenes Ankunft anscheinend nicht bemerkt.
Lukel schloss die Tür hinter ihr und warf dem Dula einen widerwilligen Blick zu. Sarenes Cousin war als einer der witzigsten und lebhaftesten Männer in ganz Kae bekannt. Kaioos Ruf hatte jedoch selbst Lukel schnell in den Schatten gestellt, sodass der junge Kaufmann nur noch die zweite Geige spielte, was ihm alles andere als gefiel. »Roial hat ihn aus irgendeinem Grund eingeladen«, murmelte Lukel.
»Hat Roial den Verstand verloren? Und wenn der verfluchte Dula ein Spion ist?«, fragte Sarene, vielleicht lauter, als sie es hätte tun sollen.
»Wessen Spion?«, erkundigte Kaloo sich fröhlich. »Ich möchte bezweifeln, dass Euer aufgeblasener König den politischen Scharfsinn besitzt, Spione anzuheuern. Und lasst mich Euch versichern: Egal wie sehr ich Euch auf die Nerven gehe, Prinzessin, Fjordeller störe ich sogar noch viel mehr. Dieser Gyorn würde sich lieber selbst ein Messer in die Brust rammen, als mich für Informationen zu bezahlen.«
Sarene errötete peinlich berührt, woraufhin Kaloo wie so oft in schallendes Gelächter ausbrach.
»Ich denke, Ihr werdet Bürger Kaioos Meinungen hilfreich finden, Sarene«, sagte Roial. »Dieser Mann sieht die Dinge von einem anderen Standpunkt aus als ein Arelene, außerdem hat er einen frischen Blick, was die Ereignisse in Kae betrifft. Ich entsinne mich, dass Ihr selbst ein ähnliches Argument angeführt habt, als Ihr das erste Mal zu uns gestoßen seid. Unterschätzt Kaioos Wert nicht, bloß weil er zufälligerweise ein wenig exzentrischer auftritt, als Euch lieb ist.«
Sarene runzelte die Stirn, ließ sich aber anstandslos zurechtweisen. Die Bemerkungen des Herzogs waren nicht von der Hand zu weisen. Es wäre in der Tat hilfreich, einen neuen Standpunkt dazuzugewinnen. Außerdem schien Roial Kaloo aus irgendeinem Grund zu vertrauen. Sie konnte gegenseitigen Respekt zwischen den beiden spüren. Widerwillig gestand sie sich ein, dass der Herzog vielleicht etwas in Kaloo gesehen hatte, was ihr entgangen war. Immerhin wohnte der Dula nun schon seit mehreren Tagen bei Roial.
Ahan verspätete sich wie gewohnt. Shuden und Eondel unterhielten sich leise
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