Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
entgegnete Roial.
»Außerdem«, bemerkte Kaloo, »glaube ich nicht, dass Ihr dieses Land in einen Krieg stürzen wollt. Ich habe mit angesehen, was eine blutige Revolution einem Land antun kann. Der Geist des Volkes zerbricht daran, sich untereinander zu bekämpfen. Die Männer der elantrischen Stadtwache mögen Toren sein, aber es sind immer noch Eure Landsleute. Ihr Blut würde an Euren Händen kleben.«
Bei der Bemerkung, die ganz ohne Kaioos sonstige überspannte Art gesprochen war, hob Sarene den Blick. Etwas an dem Mann erregte immer mehr ihren Argwohn.
»Was denn dann?«, wollte Lukel entnervt wissen. »Wir können Telrii nicht bekämpfen, und wir können nicht warten, bis er konvertiert. Was tun wir also?«
»Wir könnten ihn umbringen«, sagte Eondel leise.
»Nun?«, fragte Sarene. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass dieser Vorschlag zu solch einem frühen Zeitpunkt des Treffens fallen würde.
»Es hat seine Vorzüge«, stimmte Kiin zu. Er zeigte eine leidenschaftslose Kälte, die Sarene noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte. »Telrii zu ermorden würde viele Probleme lösen.«
Schweigen legte sich über den Raum. Sarene hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als sie die Männer betrachtete. Die anderen wussten, was sie wusste: Lange vor Beginn des Treffens war sie zu dem Schluss gekommen, dass dies ihre einzige Möglichkeit war.
»Ach, der Tod eines Mannes, um ein Land zu retten«, flüsterte Kaloo.
»Es scheint die einzige Alternative zu sein«, sagte Kiin mit einem Kopfschütteln.
»Vielleicht«, sagte der Dula. »Obgleich ich mich frage, ob wir nicht das Volk von Arelon unterschätzen.«
»Das haben wir bereits besprochen«, sagte Lukel. »Uns bleibt nicht genug Zeit, die Bauern zu vereinigen.«
»Nicht nur die Bauern, junger Lukel«, sagte Kaloo, »sondern auch die Adeligen. Habt Ihr nicht gemerkt, wie widerwillig sie Telrii unterstützen? Ist Euch das Unbehagen in ihren Augen entgangen? Ein König ohne echten Rückhalt ist gar kein König.«
»Und die Stadtwache?«, fragte Kiin spitz.
»Ich frage mich, ob wir sie nicht auf unsere Seite bringen können«, sagte Kaloo. »Man könnte sie gewiss davon überzeugen, dass sie nicht richtig gehandelt haben.«
Aus »Ihr« war ein »Wir« geworden. Sarene legte die Stirn in Falten. Beinahe hatte sie es. Seine Worte hatten etwas Vertrautes an sich ...
»Ein interessanter Vorschlag«, meinte Roial.
»Die Stadtwache und der Adel unterstützen Telrii, weil sie keine andere Alternative sehen«, erläuterte Kaloo. »Lord Roial ist durch die gescheiterte Hochzeit eine Schmach widerfahren, und Lady Sarene war nach Elantris gebracht worden. Nun ist die peinliche Situation jedoch gelöst. Wenn wir der Stadtwache vielleicht die letztendliche Konsequenz ihrer Entscheidung vor Augen fuhren - eine Besatzung durch Fjorden und ein so gut wie versklavtes Volk -, werden die Soldaten einsehen, dass sie den falschen Mann unterstützen. Stellt einen Mann vor eine echte Wahl, und ich glaube fest, dass er sich klug entscheiden wird.«
Das war es! Dieses Credo kannte Sarene von irgendwoher, diesen reinen Glauben an das Gute im Menschen. Und als ihr schlagartig in den Sinn kam, wo ihr Derartiges schon einmal begegnet war, sprang sie unwillkürlich auf und stieß einen Überraschungsschrei aus.
Raoden zuckte zusammen, denn er erkannte seinen Fehler sofort. Er hatte Kaioos Art zu schnell abgelegt und zu viel seines wahren Selbst durchscheinen lassen. Den anderen war der Wechsel nicht aufgefallen, aber Sarene - seine liebe misstrauische Sarene - war nicht so unaufmerksam gewesen. Er sah in ihre entsetzten, weit aufgerissenen Augen und wusste, dass sie es wusste. Obwohl sie nur so wenig Zeit miteinander verbracht hatten, hatte sie ihn wiedererkannt, während seine besten Freunde es nicht getan hatten.
O je, dachte er insgeheim.
»Sarene?«, fragte Roial. »Prinzessin, geht es Euch gut?«
Sarene stand vor ihrem Stuhl und sah sich peinlich berührt um. Doch ihre Verlegenheit war schnell vergessen, als ihr Blick an dem heimlichtuerischen Kaloo hängen blieb.
»Nein, Mylord, ich glaube nicht«, sagte sie. »Ich denke, wir brauchen eine Pause.«
»Wir haben doch gerade erst...«, setzte Lukel an.
Sie brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, und niemand sonst wagte es, ihren Zorn herauszufordern.
»Dann also eine Pause«, sagte Roial langsam.
»Gut.« Kiin erhob sich von seinem Platz. »In der Küche kühlen gerade ein paar hraggische Fleischtaschen ab. Ich gehe sie holen.«
Sarene war so

Weitere Kostenlose Bücher