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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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trägem Geist empor. Er versuchte sie zu ignorieren. Doch aus irgendeinem Grund ließ sie sich nicht abschütteln. Er sah sie durch die glänzende Oberfläche seiner Schmerzen hindurch - ein einfaches Bild.
Es war das Aon Rao. Ein großes Quadrat, das von vier Kreisen umgeben war, die über Linien mit dem Mittelpunkt verbunden waren. Aufgrund seiner Bedeutung war es ein weitverbreitetes Aon, besonders bei den Anhängern des korathischen Glaubens. Lebensgeist. Seele.
Raodens Verstand, der inmitten der weißen Ewigkeit schwebte, versuchte das Bild des Aons Rao von sich zu stoßen. Es gehörte zu einem früheren Leben, das nun unwichtig und vergessen war. Er brauchte es nicht mehr. Doch noch während er sich bemühte, das Bild abzuschütteln, erschien jäh ein anderes an seiner Stelle.
Elantris. Vier Mauern, die ein Quadrat bildeten. Die vier Außenstädte, die es umgaben und deren Grenzen Kreise bildeten. Eine gerade Straße, die von jeder Stadt nach Elantris führte.
Gütiger Domi!
    Die Soldaten öffneten mehrere Ölfässer, und Lukel beobachtete angewidert, wie sie sich daran machten, das Öl über den Leichenberg zu gießen. An der Seite standen drei Krieger mit nacktem Oberkörper und sangen eine Art Beschwörung in einer fremden Sprache, die zu hart und ungewohnt klang, um Fjordellisch zu sein. Wir sind als Nächstes an der Reihe, kam es Lukel in den Sinn.
    »Seht nicht hin«, befahl Lukel seiner Familie und wandte sich ab, während die Soldaten die Elantrier für die Opferung vorbereiteten.
König Eventeo stand in einiger Entfernung, umgeben von einer kleinen Ehrenwache. Er verneigte den Kopf, als Dilaf sich ihm näherte.
Der Mönch lächelte, während er sein Messer zückte. Eventeo dachte, sein Land sei dabei zu kapitulieren; ihm war nicht bewusst, dass er dabei war, es zu opfern.
Hrathen ging neben Dilaf her und grübelte über Notwendigkeit und Pflicht nach. Menschen würden sterben, richtig, aber ihr Tod wäre nicht sinnlos. Das gesamte fjordellische Reich würde durch den Sieg über Teod mächtiger werden. Der Glaube in den Herzen der Menschen würde erstarken. Es war das Gleiche, was Hrathen selbst in Arelon getan hatte. Er hatte versucht, die Menschen aus politischen Gründen zu bekehren, indem er sich politischer Strategien und Maßnahmen bedient hatte, die das Volk ansprachen. Hrathen hatte Telrii bestochen, den Glauben zu wechseln, ohne dass es ihm darum gegangen wäre, die Seele des Mannes zu retten. Es war das Gleiche. Was war schon ein Land voll Ungläubiger im Vergleich zu dem gesamten Shu-Dereth?
Doch noch während er so nüchtern dachte, drehte sich ihm der Magen um.
Ich bin geschickt worden, diese Menschen zu retten, nicht ein Blutbad anzuzetteln! Dilaf hielt Prinzessin Sarene am Genick gepackt. Sie war geknebelt. Eventeo blickte auf und lächelte beruhigend, als sie sich ihm näherten. Das Messer in Dilafs Hand konnte er nicht sehen.
    »Darauf habe ich gewartet«, flüsterte Dilaf leise. Zuerst dachte Hrathen, der Priester beziehe sich auf die Zerstörung Teods. Doch Dilaf sah nicht den König an. Sein Blick galt Sarene, während er ihr das Messer in den Rücken presste.
    »Ihr, Prinzessin, seid eine Krankheit«, flüsterte Dilaf Sarene ins Ohr, sodass Hrathen ihn kaum verstehen konnte. »Bevor Ihr nach Kae gekommen seid, haben selbst die Arelenen Elantris gehasst. Euretwegen haben sie diese Abscheu vergessen. Ihr habt Euch mit den Gottlosen zusammengetan, ja Ihr seid sogar auf deren Niveau hinabgestiegen. Ihr seid schlimmer als sie, denn Ihr seid nicht verflucht, wollt aber verflucht sein. Ich hatte erwogen, Euren Vater zuerst umzubringen und Euch zusehen zu lassen. Doch nun ist mir klar geworden, dass es umgekehrt viel schlimmer ist. Stellt Euch vor, wie Eventeo Euch beim Sterben zusieht, Prinzessin. Habt dieses Bild vor Augen, wenn ich Euch in Jaddeths ewigen Höllenschlund hinabschicke.«
    Sie weinte. Die Tränen durchtränkten ihren Knebel.
Raoden kämpfte sich dem Bewusstsein entgegen. Die Schmerzen trafen ihn wie ein riesiger Steinblock, und hielten ihn davon ab, weiter aufzusteigen. Stattdessen schauderte er unter Todesqualen zurück. Dann warf er sich gegen das Hindernis, und die Folter spülte über ihn hinweg. Langsam stieß er durch die widerstehende Oberfläche und erlangte mühselig einen Zustand, in dem er die Welt um sich her wahrnahm.
Am liebsten hätte er geschrien, wieder und wieder geschrien. Der Schmerz war unglaublich. Doch zusammen mit dem Schmerz fühlte er noch etwas

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