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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Unzugänglichkeit bewahrten Elantris und Kae davor, dass Eindringlinge sich an ihnen vergingen. Die kleineren Diebesbanden hatten immer noch zu große Angst vor dem Ruf von Elantris. Die größeren Banden wurden entweder von Fjorden kontrolliert und würden deshalb nicht ohne ausdrücklichen Befehl angreifen, oder die Adeligen aus Kae hatten sie bestochen, damit sie sich fernhielten. Beides waren nur vorübergehende Regelungen.
Dies war der Hauptgrund, weswegen Hrathen sich gerechtfertigt fühlte, keine Mittel zu scheuen, um Arelon unter Fjordens Kontrolle - und Schutz - zu bringen. Das Land war ein rohes Ei, das auf einem Berggipfel balancierte, und es bedurfte nur einer leichten Brise, auf dass es unten auf den harten Boden stürzen würde. Wenn Fjorden Arelon nicht bald eroberte, würde das Königreich gewiss unter dem Gewicht eines Dutzends schwerwiegender Probleme zusammenbrechen. Abgesehen von der unfähigen Führung, litt Arelon an der viel zu hoch besteuerten Arbeiterklasse, einem Gefühl religiöser Verunsicherung und schwindenden Ressourcen. All diese Faktoren wetteiferten darum, dem Land den Todesstoß zu versetzen.
Heftige Atemgeräusche hinter ihm rissen ihn aus den Gedanken. Dilaf stand auf der anderen Seite des Wehrgangs und betrachtete Elantris. Seine Augen waren weit aufgerissen, als habe ihm jemand einen Schlag in den Magen versetzt, und er hatte die Zähne fest zusammengebissen. Es hätte Hrathen nicht überrascht, wenn Dilaf auf einmal Schaum vor dem Mund gestanden hätte.
»Ich hasse sie«, flüsterte Dilaf mit scharfer, kaum verständlicher Stimme.
Hrathen überquerte den Gang und blieb neben Dilaf stehen. Da die Mauer nicht zu militärischen Zwecken errichtet worden war, gab es keine Befestigungen, aber auf beiden Seilen befanden sich aus Sicherheitsgründen Brüstungen. Hrathen lehnte sich gegen die Brüstung und ließ den Blick über Elantris schweifen.
Viel gab es nicht zu sehen. Er war schon in vielversprechenderen Elendsvierteln gewesen. Bei dem verfallenen Zustand der Gebäude grenzte es an ein Wunder, dass überhaupt noch welche ein Dach aufwiesen, und der Gestank war ekelhaft. Zuerst bezweifelte er, dass irgendetwas im Innern dieser Stadt noch am Leben sein könnte, doch dann entdeckte er ein paar Gestalten, die verstohlen an einer Häuserwand entlangliefen. Sie waren gebückt, die Hände ausgestreckt, als wollten sie sich jeden Moment auf alle viere fallen lassen. Da hielt einer inne und sah nach oben, und Hrathen erblickte seinen ersten Elantrier.
Das Etwas war kahlköpfig, und anfangs glaubte Hrathen, seine Haut sei dunkel, wie die eines Mitglieds der jindoesischen Adeligenkaste. Doch er konnte auch hellgraue Flecken auf der Haut des Wesens erkennen: große, ungleichmäßige Flecken, wie Flechten auf einem Felsen. Er kniff die Augen zusammen und lehnte sich über die Brüstung weiter nach vorne. Die Augen des Elantriers konnte Hrathen nicht ausmachen, aber etwas in seinem Innern sagte ihm, dass sie wild und barbarisch waren und blitzschnell durch die Gegend huschten wie die eines verängstigten Tieres.
Das Wesen eilte mit seinen Begleitern - seinem Rudel - weiser. Dies ist also die Wirkung der Reod, dachte Hrathen insgeheim. Sie macht aus Göttern wilde Tiere. Jaddeth hatte lediglich ihre Herzen nach außen gekehrt, damit die ganze Welt sie sehen konnte. Laut derethischer Philosophie war Religion das Einzige, was die Menschen von den Tieren unterschied. Menschen konnten Jaddeths Reich dienen, Tiere nur ihren eigenen Gelüsten. Die Elantrier standen für die schlimmste menschliche Vermessenheit: Sie hatten sich selbst zu Göttern erhoben. Ihr Schicksal hatten sie ihrer Hybris zu verdanken. Lägen die Dinge anders, hätte Hrathen sie nur allzu gern ihrer Strafe überlassen.
Allerdings wollte es der Zufall, dass er sie benötigte.
Hrathen wandte sich an Dilaf: »Der erste Schritt, wie man ein Land in seine Gewalt bringt, Arteth, ist der einfachste. Man findet jemanden, den die Leute hassen können.«
»Erzähl mir von ihnen, Arteth«, bat Hrathen auf dem Weg in seine Gemächer im Innern der Kapelle. »Ich möchte alles wissen, was du weißt.«
»Es sind verdorbene, widerliche Wesen«, zischte Dilaf, der den Raum nach Hrathen betrat. »Allein schon der Gedanke an sie verursacht mir Ekel im Herzen und gibt meinem Geist das Gefühl, beschmutzt zu sein. Ich bete jeden Tag für ihre Vernichtung.«
Unzufrieden schloss Hrathen die Tür zu seinen Gemächern. Ein Mann konnte auch zu

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