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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Artethen war. Auf einmal erschien ihm sein Einfall nicht mehr ganz so genial.
Nachdem Dilaf Hrathen einen Moment lang gemustert hatte, sagte er: »Ihr glaubt es nicht wirklich, nicht wahr?« Seine Stimme klang eine Spur zu anklagend für jemanden, der mit seinem Hroden sprach.
Hrathen gab sich Mühe, sein Unbehagen nicht zu zeigen. »Das ist gleichgültig, Arteth. Die Verbindung ist logisch, und die Leute werden es glauben. Im Moment sehen sie nur die erbärmlichen Überreste von dem, was früher einmal Aristokratie war; für so etwas empfinden die Menschen keinen Hass, sondern Mitleid. Dämonen hingegen sind etwas, das jeder hassen kann. Du hasst die Elantrier bereits, das ist schön und gut. Alier um andere dazu zu bewegen, sich dir anzuschließen, musst du ihnen einen triftigeren Grund geben als >sie haben uns enttäuschte«
»Ja, Euer Gnaden.«
»Wir sind religiöse Männer, Arteth, und wir brauchen religiöse Feinde. Die Elantrier sind unsere Svarkiss, egal ob sie ihre Seelen von bösen Menschen haben, die vor langer Zeit gestorben sind, oder von solchen, die heute leben.«
»Selbstverständlich, Euer Heiligkeit. Dann werden wir sie also vernichten?« Auf Dilafs Gesicht zeichnete sich Eifer ab.
»Letzten Endes. Im Moment werden wir sie benutzen. Du wirst schon sehen, dass Hass Menschen viel schneller und leidenschaftlicher vereinen kann, als Frömmigkeit es je könnte.«
Kapitel 7
    Raoden durchschnitt die Luft mit dem Finger. Die Luft blutete Licht. Seine Fingerspitze hinterließ eine leuchtend weiße Spur, als er den Arm bewegte, als würde er etwas mit Farbe an die Wand schreiben - bloß dass da keine Farbe war und auch keine Wand.
    Seine Bewegungen waren behutsam, und er gab sich Mühe, dass sein Finger nicht zitterte. Er zog eine Linie, eine Spanne von links nach rechts, dann ließ er den Finger leicht schräg nach unten gleiten und malte eine nach unten hin gebogene Linie.
    Anschließend nahm er kurz den Finger von der unsichtbaren Leinwand und malte einen Punkt in die Mitte. Diese drei Kiemente - zwei Linien und ein Punkt - waren der Anfang eines jeden Aons. Er fuhr fort, zeichnete das gleiche dreiteilige Muster in verschiedenen Winkeln und fügte etliche diagonale Linien hinzu. Die fertige Zeichnung ähnelte ein wenig einer Sanduhr oder vielleicht zwei aufeinander gestapelten Schachteln, die sich zur Mitte hin etwas verjüngten. Dies war das Aon Ashe, das uralte Symbol für Licht. Das Zeichen leuchtete kurz auf und schien lebendig zu pulsieren. Dann blitzte es schwach auf wie ein Wesen, das seinen letzten Atemzug tat. Das Aon verschwand, indem sein Licht immer schwächer wurde, von Helligkeit in mattes Leuchten und schließlich in Nichts überging.
    »Du bist viel besser darin als ich, Sule«, sagte Galladon. »Mir gerät normalerweise eine Linie ein bisschen zu lang oder zu schräg, und das ganze Ding verblasst, bevor ich fertig bin.«
»So sollte es aber nicht sein«, klagte Raoden. Es war nun einen Tag her, dass Galladon ihm gezeigt hatte, wie man Äonen zeichnete, und er hatte seitdem so gut wie jede Minute mit Üben verbracht. Jedes Aon, das er richtig fertig gestellt hatte, hatte sich auf die gleiche Weise verhalten: Es war ohne sichtbare Wirkung verschwunden. Seine erste Begegnung mit der sagenhaften Magie der Elantrier war alles andere als aufregend verlaufen.
Das Überraschendste an der ganzen Sache war, wie einfach es war. In seiner Unwissenheit war er davon ausgegangen, Aon-Dor, die Magie der Äonen, setze eine Art Zauberspruch oder irgendein Ritual voraus. Ein Jahrzehnt ohne Aon-Dor hatte zu unzähligen Gerüchten geführt. Manche Leute, hauptsächlich derethische Priester, behaupteten, bei dem Zauber habe es sich lediglich um Schwindel gehandelt, während andere, auch größtenteils derethische Priester, die Kunst als gotteslästerlichen Ritus verurteilt hatten, bei dem das Böse mit im Spiel sei. In Wahrheit wusste niemand, noch nicht einmal die derethischen Priester, was genau Aon-Dor gewesen war. Jeder, der dieser Kunst mächtig gewesen war, war der Reod zum Opfer gefallen.
Dennoch behauptete Galladon, Aon-Dor setze nichts als eine ruhige Hand und eine genaue Kenntnis der Äonen voraus. Da nur Elantrier in der Lage waren, die Zeichen in Licht zu schreiben, konnten nur sie Aon-Dor betreiben, und man hatte außerhalb von Elantris niemals verlauten lassen, wie einfach es im Grunde war. Keine Zaubersprüche, keine Opfer, keine besonderen Tränke oder Zutaten. Jeder, den die Shaod ereilte, war

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