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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Aanden je nach ihm suchen sollte. Raoden hatte nicht lange gebraucht, um sich an die unebenen, schmutzbedeckten Straßen von Elantris zu gewöhnen.
Sein Zeh, der immer noch schmerzte, war ein wunderbarer Anreiz, umsichtig zu sein. Im Grunde fing Raoden allmählich an, die graubraunen Wände und den Dreck als normal zu empfinden, was ihm viel größeres Kopfzerbrechen bereitete, als es der Schmutz in der Stadt je getan hatte.
»Sule«, meinte Galladon schließlich. »Warum wolltest du Aanden überhaupt sehen? Du hast doch nicht wissen können, dass du ihn wiedererkennen würdest.«
Raoden schüttelte den Kopf. »Wenn Aanden auch draußen ein Baron gewesen wäre, hätte ich ihn ganz bestimmt ebenfalls erkannt.«
»Sicher?«
Raoden nickte geistesabwesend.
Die nächsten Straßen hüllte sich Galladon wieder in Schweigen, dann sagte er, als habe ihn ein jäher Geistesblitz getroffen: »Also, Sule, ich bin nicht sonderlich gut, was diese Aonen betrifft, die ihr Arelenen so überaus schätzt, aber wenn ich mich nicht komplett täusche, ist das Aon für >Lebensgeist< Rao.«
»Ja«, sagte Raoden zögerlich.
»Und hat der König von Arelon nicht einen Sohn namens Raoden?«
»Hatte er.«
»Und hier bist du, Sule, und behauptest, sämtliche Barone von Arelon zu kennen. Du bist ohne Zweifel ein sehr gebildeter Mann, und es fällt dir leicht, Befehle zu erteilen.«
»Das könnte man wohl sagen«, räumte Raoden ein.
»Und zu guter Letzt nennst du dich selbst auch noch >Lebensgeist<. Ziemlich verdächtig. Kolo?«
Raoden seufzte. »Ich hätte einen anderen Namen wählen sollen, was?«
»Im Namen der Doloken, Junge! Willst du mir etwa weismachen, dass du der Kronprinz von Arelon bist?«
»Ich war der Kronprinz von Arelon, Galladon«, verbesserte Raoden ihn. »Den Titel habe ich verloren, als ich gestorben bin.«
»Kein Wunder, dass du so eine Nervensäge bist! Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, fürstlichen Persönlichkeiten aus dem Weg zu gehen, und hier gerate ich ausgerechnet an dich. In der Doloken sollst du schmoren!«
»Ach, sei doch still«, sagte Raoden. »Ich bin keine echte fürstliche Persönlichkeit. Meine Familie stellt erst seit weniger als einer Generation das Königshaus.«
»Das reicht, Sule«, sagte Galladon mürrisch.
»Wenn es dir helfen sollte: Mein Vater war nicht der Ansicht, dass ich zum Herrscher gemacht sei. Er hat alles versucht, um mich vom Thron fernzuhalten.«
Galladon schnaubte verächtlich. »Bei dem Gedanken an den Mann, der in Iadons Augen zum Herrscher gemacht ist, wird mir angst und bange. Nichts für ungut, aber dein Vater ist ein Narr.«
»Ist schon recht«, erwiderte Raoden. »Ich vertraue übrigens darauf, dass meine Identität ein Geheimnis bleibt.«
Galladon seufzte. »Wenn du meinst.«
»Meine ich. Wenn ich in Elantris irgendetwas bewirken möchte, muss ich Anhänger gewinnen, weil sie das, was ich tue, gut finden - nicht weil sie mir aus irgendeiner patriotischen Verpflichtung heraus folgen.«
Galladon nickte. »Mir hättest du es aber wenigstens sagen können, Sule.«
»Du hast gemeint, wir sollten nicht über unsere Vergangenheit sprechen.«
»Stimmt.«
Raoden hielt inne. »Natürlich weißt du, was das bedeutet.«
Galladon betrachtete ihn argwöhnisch. »Was denn?«
»Nun, da du weißt, wer ich gewesen bin, musst du mir erzählen, wer du gewesen bist. Das ist nur gerecht.«
Iis dauerte eine Weile, bis Galladon etwas erwiderte. Sie hatten beinahe die Kirche erreicht, als er endlich zu sprechen begann. Raoden verlangsamte seine Schritte, weil er nicht wollte, dass die Erzählung seines Freundes dadurch unterbrochen würde, dass sie ihr Ziel erreichten. Allerdings hätte er sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn Galladons Erklärung war kurz und bündig. »Ich bin Bauer gewesen«, sagte er knapp.
»Bauer?« Raoden hatte mehr erwartet.
»Und Obstzüchter. Ich habe meine Felder verkauft und mir eine Apfelplantage zugelegt, weil ich dachte, das sei leichter. Schließlich muss man Bäume nicht jedes Jahr neu aussäen.«
»War es das?«, fragte Raoden. »Leichter, meine ich?«
Galladon zuckte mit den Achseln. »Ich fand schon, auch wenn ich ein paar Weizenbauern gekannt habe, die bis Sonnenuntergang deswegen mit mir herumgestritten haben. Kolo?« Der hoch gewachsene Mann warf Raoden einen wissenden Blick zu. »Du glaubst nicht, dass ich die Wahrheit über meine Vergangenheit erzähle, oder?«
Raoden lächelte und breitete die Hände vor sich aus. »Es tut mir leid, Galladon, aber du

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