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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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wirkst einfach nicht wie ein Bauer. Du hast die Statur, aber du wirkst zu ...«
»Intelligent?«, fragte Galladon. »Sule, ich habe ein paar Bauern kennengelernt, deren Verstand so scharf war, dass man mit ihren Köpfen die Felder hätte mähen können.«
»Das bezweifle ich nicht«, sagte Raoden. »Aber intelligent oder nicht, diese Leute sind in der Regel nicht sonderlich gebildet. Du bist ein gelehrter Mann, Galladon.«
»Bücher sind etwas Wunderbares, Sule. Ein kluger Bauer hat Zeit zu lesen, jedenfalls wenn er in einem Land wie Duladel lebt, wo die Menschen frei sind.«
Raoden hob eine Braue. »Dann bleibst du also bei deiner Bauerngeschichte?«
»Es ist die Wahrheit, Sule«, sagte Galladon. »Bevor ich Elantrier wurde, war ich Bauer.«
Raoden zuckte mit den Schultern. Vielleicht. Galladon war in der Lage gewesen, den Regen vorherzusagen, zusammen mit einer Reihe anderer überaus praktischer Dinge. Dennoch hatte es den Anschein, als sei das nicht alles, als gäbe es da noch etwas, das preiszugeben er noch nicht bereit war.
»Na gut«, meinte Raoden. »Ich glaube dir.«
Galladon nickte kurz. Seine Miene verriet, dass er sehr froh war, die Angelegenheit damit geregelt zu haben. Was auch immer er verbarg, würde an diesem Tag nicht offenbart werden. Stattdessen nützte Raoden die Gelegenheit, um eine Frage zu stellen, die ihn schon seit seiner Ankunft in Elantris beschäftigte.
»Galladon«, erkundigte er sich, »wo sind die Kinder?«
»Kinder, Sule?«
»Ja, wenn die Shaod wirklich willkürlich zuschlägt, sollte es auch Kinder und nicht nur Erwachsene treffen.«
Galladon nickte. »Dem ist auch so. Ich habe schon gesehen, wie Kleinkinder, die kaum gehen konnten, durch das Tor geworfen wurden.«
»Wo stecken sie also? Ich habe bisher nur Erwachsene gesehen.«
»Elantris ist ein rauer Ort, Sule«, sagte Galladon leise, als sie durch die Eingangstür zu Raodens heruntergekommener Kirche schritten. »Kinder machen es hier nicht allzu lange.«
»Ja, aber ...« Raoden brach ab, als er aus dem Augenwinkel etwas flackern sah. Überrascht drehte er sich um.
»Ein Seon«, sagte Galladon, der die leuchtende Kugel nun auch bemerkt hatte.
»Ja«, sagte Raoden und beobachtete, wie das Seon langsam durch die offene Decke hereingeschwebt kam und träge einen Kreis um die beiden Männer zog. »Es ist wirklich traurig, wie sie einfach nur so in der Stadt herumtreiben. Ich ...« Seine Stimme verlor sich, während er mit leicht zusammengekniffenen Augen auszumachen versuchte, welches Aon in der Mitte des seltsamen, stillen Seons leuchtete.
»Sule?«, fragte Galladon.
»Idos Domi«, flüsterte Raoden. »Es ist Ien.«
»Das Seon? Du kennst es?«
Raoden nickte und hielt die Hand mit der Innenfläche nach oben ausgestreckt. Das Seon kam herbeigeschwebt und ließ sich einen Augenblick auf der dargebotenen Handfläche nieder. Dann flog es wieder davon, huschte wie ein unbekümmerter Schmetterling durch den Raum.
»Ien war mein Seon«, sagte Raoden. »Bevor man mich hierhergebracht hat.« Er konnte jetzt das Aon in Iens Mitte erkennen. Das Zeichen sah irgendwie ... schwach aus. Es leuchtete ungleichmäßig, Teile des Zeichens waren trübe wie ...
Wie die Flecken auf der Haut der Elantrier, kam es Raoden in den Sinn, während er dem davonschwebenden Ien nachblickte. Das Seon hielt auf die Kirchenwand zu, immer weiter, bis es dagegen prallte. Die kleine Lichtkugel pendelte ein wenig in der Luft und betrachtete die Wand, dann wirbelte sie herum und flog in eine andere Richtung. Die Bewegungen des Seons hatten etwas Ungelenkes an sich - als sei Ien kaum in der Lage, sich in der Luft zu halten. Gelegentlich machte er einen ruckartigen Satz, und andauernd bewegte er sich in langsamen, schwindelerregenden Schleifen.
Raoden drehte sich beim Anblick dessen, was von seinem Freund übrig geblieben war, der Magen um. Während seines bisherigen Aufenthalts in Elantris hatte er es vermieden, allzu viel über Ien nachzudenken. Er wusste, was mit Seonen geschah, deren Herren von der Shaod heimgesucht wurden. Deshalb war er davon ausgegangen - vielleicht hatte er es auch gehofft -, dass Ien von der Shaod vernichtet worden war, was ab und an geschah.
Raoden schüttelte den Kopf. »Ien war immer so klug. Mir ist noch nie ein Lebewesen begegnet, egal ob Seon oder Mensch, das gescheiter als er gewesen wäre.«
»Es ... tut mir leid, Sule«, sagte Galladon düster.
Raoden streckte erneut die Hand aus, und das Seon näherte sich pflichtbewusst, wie es dies einst

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