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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gleichen Maß an Talent, aber Fleiß belohnt er immer. Übe weiter und du wirst besser werden.«
Du hast gut reden, dachte Sarene verdrießlich. Daoras eigener Stickrahmen hielt ein aufwändiges Meisterwerk vollendeter Stickkunst. Es zeigte ganze Vogelschwärme - wobei jedes einzelne Tier winzig, aber dennoch detailreich gestickt war -, die auf kunstvollen Bahnen durch das Gezweig einer stattlichen Eiche flogen. Kiins Gattin war die ideale Verkörperung aristokratischer Tugend.
Daora ging nicht, sondern glitt dahin, jede ihrer Bewegungen und Gesten war elegant und graziös. Sie schminkte sich atemberaubend, die Lippen leuchtend rot und die Augen geheimnisvoll; aber sie tat es mit meisterhafter Unaufdringlichkeit. Sie war alt genug, um erhaben zu sein, doch immer noch so jung, dass sie für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannt war. Kurz gesagt war sie genau die Art Frau, die Sarene normalerweise hassen würde ... wäre Daora nicht auch gleichzeitig die freundlichste und intelligenteste Frau am ganzen Hof gewesen.
Nach einer kurzen Gesprächspause fing Eshen wie gewöhnlich zu reden an. Die Königin schien Angst vor dem Schweigen zu haben und sprach ohne Unterlass oder brachte andere dazu, etwas zu sagen. Die anderen Damen in dem Kreis überließen ihr gern die Führung; es gab wohl ohnehin niemanden, der freiwillig versucht hätte, Eshen die Kontrolle über ein Gespräch aus den Händen zu reißen.
Der Handarbeitszirkel der Königin bestand aus etwa zehn Frauen. Anfangs hatte Sarene ihre Treffen gemieden und sich stattdessen auf das politische Leben bei Hofe konzentriert. Doch sie hatte schon bald festgestellt, dass die Frauen genauso wichtig wie jede Staatsangelegenheit waren. Durch Gerüchte und müßiges Tratschen verbreiteten sich Neuigkeiten, die im öffentlichen Rahmen nicht zur Sprache gebracht werden konnten. Sarene konnte es sich nicht leisten, von dieser Kette ausgeschlossen zu sein. Sie hätte sich nur gewünscht, dazu nicht ihre völlige Unfähigkeit bloßlegen zu müssen.
»Ich habe gehört, dass Lord Waren, der Sohn des Barons der Kieplantage, eine heftige religiöse Erfahrung gemacht hat«, sagte Eshen. »Ich habe seine Mutter gekannt, eine überaus anständige Frau. Ziemlich gut im Stricken. Nächstes Jahr, wenn Pullover wieder in Mode kommen, werde ich Iadon zwingen, einen zu tragen. Es ziemt sich einfach nicht für einen König, in Modefragen so völlig unbedarft zu wirken. Sein Haar ist ein gutes Stück zu lang.«
Daora zog einen Stich fest. »Mir sind die Gerüchte über den jungen Waren auch zu Ohren gekommen. Ich finde es reichlich eigenartig, dass er jetzt, nachdem er jahrelang ein inbrünstiger Anhänger des Korathiglaubens war, auf einmal zum Shu-Dereth übertritt.«
»Das ist sowieso alles ein und dieselbe Religion«, sagte Atara wegwerfend. Herzog Telriis Gemahlin war eine kleine Frau, selbst für eine Arelenin, mit schulterlangen kastanienbraunen Locken. Sie trug bei Weitem die prächtigste Kleidung und den teuersten Schmuck in dem Raum, was auf die Verschwendungssucht ihres Gatten zurückzuführen war. Ihre Stickmuster waren immer konservativ und einfallslos.
»Sagt so etwas bloß nicht vor den Priestern«, warnte Seaden, Graf Ahans Frau. Sie war die dickste Frau im Raum und machte mit ihrem Leibesumfang beinahe ihrem Gatten Konkurrenz. »Sie tun immer so, als hänge deine Seele davon ab, ob du Gott nun Domi oder Jaddeth nennst.«
»Die beiden weisen ein paar auffällige Unterschiede auf«, sagte Sarene, die versuchte, ihre entstellte Stickerei vor den Augen der anderen zu verbergen.
»Vielleicht für einen Priester.« Atara stieß ein leises, zwitscherndes Lachen aus. »Aber derlei Dinge machen doch für uns keinen Unterschied.«
»Natürlich nicht«, sagte Sarene. »Schließlich sind wir bloß Frauen.« Sie blickte unauffällig von ihrer Stickerei auf und musste über die Reaktionen lächeln, die ihre Bemerkung hervorgerufen hatte. Vielleicht waren die Frauen in Arelon nicht ganz so unterwürfig, wie ihre Männer annahmen.
Es herrschte nur ein paar Augenblicke Schweigen, da erhob erneut Eshen das Wort: »Sarene, was tun die Frauen in Teod, um sich die Zeit zu vertreiben?«
Überrascht hob Sarene eine Augenbraue. Sie hatte die Königin noch nie eine derart direkte Frage stellen hören. »Was meint Ihr damit, Eure Majestät?«
»Was tun sie?«, wiederholte Eshen. »Weißt du, ich habe da so Sachen gehört - wie auch über Fjorden, wo es im Winter angeblich so kalt werden soll, dass

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