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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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schon über ein Jahr unter der Last, die er erst allmählich zu spüren begann. Sie war müde, das bewiesen ihre Augen. Wenn nun die Zeit käme, würde sie sich ausruhen können. Sie hatte ihre Bürde an ihn weitergegeben.
»Danke«, sagte Karata mit einem Blick auf die Kinder.
»Sagt mir, Karata«, meinte Raoden nach kurzem Nachdenken. »Hättet Ihr meinen Leuten wirklich die Knochen gebrochen?«
Zuerst reagierte Karata nicht. »Sagt Ihr mir, Prinz: Was hättet Ihr getan, wenn ich heute Nacht versucht hätte, Euren Vater umzubringen?«
»Fragen, die am besten beide unbeantwortet bleiben.«
Karata nickte. In ihren müden Augen glomm stille Weisheit.
Raoden lächelte, als er die hünenhafte Gestalt erkannte, die vor der Kapelle stand und auf seine Rückkehr wartete. Galladons besorgtes Gesicht wurde von der winzigen Flamme seiner Laterne erleuchtet.
»Ein Licht, um mir den Weg nach Hause zu weisen, mein Freund?«, fragte Raoden aus der Dunkelheit, als er sich der Kapelle näherte.
»Sule!«, rief Galladon. »Bei der Doloken, du bist gar nicht tot?«
»Doch, das bin ich natürlich«, erwiderte Raoden lachend und klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Wir alle sind tot. Zumindest scheinst du mir das sonst immer weismachen zu wollen.«
Galladon grinste. »Wo ist die Frau?«
»Ich habe sie nach Hause begleitet, wie es ein jeder Gentleman getan hätte«, sagte Raoden auf dem Weg in die Kapelle. Im Innern erwachten Mareshe und die anderen.
»Lord Lebensgeist ist zurückgekehrt!«, entfuhr es Saolin voll Begeisterung.
»Hier, Saolin, ein Geschenk.« Raoden zog das Schwert unter seinen Lumpen hervor und warf es dem Soldaten zu.
»Was ist das, Mylord?«, fragte Saolin.
»Euer Speer ist erstaunlich, wenn man bedenkt, was Euch zur Verfügung stand«, sagte Raoden, »aber ich denke, wenn Ihr tatsächlich kämpfen wollt, solltet Ihr etwas haben, was ein wenig robuster ist.«
Saolin zog die Klinge aus der Scheide. Draußen mochte das Schwert nichts Besonderes dargestellt haben, innerhalb der Grenzen von Elantris hingegen war es ein kostbares Prunkstück. »Kein einziger Rostfleck«, meinte Saolin verblüfft. »Und das Symbol von Iadons eigener Leibwache ist darin eingraviert!«
»Dann ist der König also tot?«, wollte Mareshe begierig wissen.
»Nichts dergleichen«, sagte Raoden abweisend. »Unsere Mission war rein privater Natur, Mareshe, und es wurde auch niemand getötet - auch wenn der Wächter, dem dieses Schwert gehört hat, wahrscheinlich ziemlich sauer sein dürfte.«
»Darauf möchte ich wetten«, sagte Galladon mit einem Schnauben. »Dann müssen wir uns keine Sorgen mehr um Karata machen?«
»Nein«, sagte Raoden lächelnd. »Genauer gesagt wird sich ihre Bande uns anschließen.«
Seine Worte ernteten überraschtes Gemurmel. Raoden wartete ein wenig, bevor er fortfuhr: »Morgen werden wir dem Palastviertel einen Besuch abstatten. Karata hat dort etwas, was Ihr alle sehen sollt - etwas, was jeder in Elantris sich ansehen sollte.«
»Was denn, Sule?«, wollte Galladon wissen.
»Den Beweis, dass sich der Hunger besiegen lässt.«
Kapitel 14
    Sarenes Begabung für das Handarbeiten war in etwa so ausgeprägt wie ihr Maltalent. Nicht dass sie dieser Umstand davon abgehalten hätte, es wenigstens zu probieren - egal wie viel Mühe Sarene sich gab, an Aktivitäten teilzunehmen, die traditionellerweise Männern vorbehalten waren, sie empfand doch das starke Verlangen, unter Beweis zu stellen, dass sie genauso feminin und damenhaft sein konnte wie alle anderen Frauen auch. Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass sie in dieser Hinsicht einfach kein Talent besaß. Sie hielt ihren runden Stickrahmen in die Höhe. Ihre Stickerei sollte eigentlich ein Rotkehlchen darstellen, das auf einem Ast saß, den Schnabel zum Singen geöffnet. Unglücklicherweise hatte sie das Muster selbst entworfen, was bedeutete, dass es von Anfang an nicht sonderlich gut gewesen war. Zusammen mit ihrer verblüffenden Unfähigkeit, sich beim Sticken an die vorgegebenen Linien zu halten, hatte dies zu einem Ergebnis geführt, das eher wie eine zerquetschte Tomate als wie ein Vogel aussah.
    »Sehr schön, Liebes«, sagte Eshen. Lediglich die unheilbar quirlige Königin war in der Lage, ein solches Kompliment ohne den geringsten Sarkasmus zu machen.
Seufzend ließ Sarene den Rahmen in den Schoß sinken und griff nach einem Stück braunem Faden für den Ast.
»Mach dir keine Sorgen, Sarene«, sagte Daora. »Domi erschafft nicht jeden Menschen mit dem

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