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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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aus den Blütenblättern der Sinnlosen die Beschwerden zumindest lindern könnte.«
    »Habt Ihr in Eurem ungeheuer langen Leben jemals erfahren, ob dieses Extrakt tatsächlich wirkt oder nicht?«, hakte Branagorn sofort nach.
    »Nein.« Lirandil schüttelte den Kopf. »Ihr müsst wissen, dass diese Pflanze bereits zu meiner Jugendzeit in Athranor so gut wie ausgestorben war. In den Jahrtausenden zuvor wurde diese Pflanze wahrscheinlich überall aus dem Boden gerupft, um magische Heilmittel aus ihr herzustellen, ohne dass man dabei an die Zukunft dachte.«
    »Ein für Elben eigentlich untypisches Verhalten« kommentierte Thamandor. »Gerade die Athranor-Geborenen behaupten doch oft, dass es all die unelbischen Laster und Verirrungen der heutigen Zeit früher nicht gegeben hätte.«
    »Über die Zeitalter hinweg trifft die Erinnerung manchmal eine sehr spezielle Auswahl«, sagte Lirandil dazu.
    »Aber was ist mit den ätzenden Wolken, die diese Blumen ausstoßen?«, erkundigte sich Branagorn. »So wie ich Isidorn verstanden habe, gerät jedes Lebewesen, das sich der Sinnlosen nähert, in Gefahr, ein Opfer ihrer Dämpfe zu werden.«
    »Es gibt gewiss einen Zauber, um sich davor zu schützen«, meinte Lirandil. »Aber erwartet nicht von mir, dass ich ihn wüsste.«
    »In den Büchern der Alten Heiler könnte etwas darüber stehen«, sagte Thamandor. »Aus ihnen habe ich unter anderem ja auch das Wissen über die Gifte für die Bolzen meiner Armbrüste.«
    Branagorn wandte sich an den König. »Es muss noch einmal eine Expedition den Nur hinauf bis an die Ufern des Waldreichs fahren«, forderte er. »Wenn auch nur die vage Hoffnung besteht, ein Mittel gegen den Lebensüberdruss zu finden, dann sollte dies jeden Einsatz wert sein.«
    »Ich habe im Prinzip nichts dagegen«, antwortete Keandir, »auch wenn die Zahl der Betroffenen in den letzten Monaten stark zurückgegangen ist.«
    »Dennoch gibt es einige, für die dieses Land allein keine Heilung bringt«, erinnerte Branagorn.
    »So wie bei Eurer geliebten Cherenwen«, sagte der König. »Ich weiß sehr wohl, wie Ihr empfindet, werter Branagorn.« Keandir musterte den Elbenkrieger. »Doch bedenkt bitte, dass der Winter kurz bevorsteht, und keiner von uns weiß, wie hart dieser Winter wird. Die See ist jetzt schon aufgewühlt, und wir warten noch immer vergebens auf die Rückkehr von Kapitän Ithrondyr und seiner Jirantor.«
    Vor Monaten schon war Ithrondyr aufgebrochen, um die Küste in nördlicher Richtung zu erforschen. Aber bislang hatte man noch nichts von ihm gehört.
    »Heißt das, Ihr lehnt eine Expedition ab?«, fragte Branagorn.
    »Das heißt, ich lehne sie zu diesem Zeitpunkt ab«, erklärte der König, »denn ich will kein Schiff und keine Mannschaft in Gefahr bringen.«
    »Das Frühjahr kommt schneller, als ihr denkt«, sagte Isidorn zu dem jungen Elben, der die Ansicht des Königs in dieser Frage zu teilen schien. »Dann bin ich gern bereit, die Strapazen dieser Reise noch einmal auf mich zu nehmen, und wäre stolz darauf, wenn Ihr mich begleiten würdet.«
    Branagorn atmete tief durch, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. Die Ungeduld war dem Mann, den man inzwischen den Suchenden nannte, deutlich anzusehen. »Ich hoffe, dass es bis dahin nicht zu spät ist«, murmelte er düster und verließ das Zelt. Ein Schwall eisiger Kälte drang herein, als Branagorn ins Freie trat.
    »Der Kummer beherrscht ihn«, sagte Keandir. »Und doch muss die Vernunft der Ursprung aller Entscheidungen sein.«
    Prinz Sandrilas musterte den König einige Augenblicke. Es herrschte auf einmal Schweigen im Zelt des Königs, bis der
    Prinz leise, aber bestimmt sagte: »Jemandem, dessen Gemahlin Zwillinge erwartet, fällt es wohl leichter, sich von der Vernunft leiten zu lassen, als jemandem, dessen Gefährtin von Tag zu Tag einem Todesschatten aus dem finsteren Maldrana ähnlicher wird.«
    Kein anderer sonst, seit Fürst Bolandor mit seinen Getreuen Elbiana verlassen hatte, hätte es wohl gewagt, derart offene Worte gegenüber dem König vorzubringen.

5. Kapitel
    Die Zwillinge

    Ruwens Bauch hatte sich in den letzten Monaten sichtlich gewölbt, und ihre Schwangerschaft schritt deutlich voran. Neun Monate waren die Mindestzeit, die ein Elbenkind im Mutterleib verbrachte, ansonsten aber waren Schwangerschaften bei den Elben keiner zeitlichten Eingrenzung unterworfen.
    Es hatte während der Seereise Elbenfrauen gegeben, die zunächst zwar schwanger geworden waren und sich sogar auf

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