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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Berg der Götter", erklärte der Dakorier mit der ihm eigenen Düsternis. Naviel lächelte.
    "Ja, es sind jedes Jahr tausende von Pilgern zu diesem Berg unterwegs, um an seinem Fuße zu den Göttern zu beten. Aber die meisten gehen zu Fuß, weil es das Ritual so verlangt. Warum haltet Ihr Euch nicht daran?"
    "Ich kenne dieses Ritual nicht. Außerdem habe ich die weite Reise von Dakor bis hier her nicht unternommen, um zu den Göttern zu beten!"
    "Ihr wollt nicht zu ihnen beten?", fragte Naviel erstaunt.
    "Nein." Der Bootsbesitzer runzelte die Stirn und rieb sich seinen Bart.
    "Aber warum reist Ihr dann zu diesem Berg, auf dem angeblich die Götter wohnen?"
    "Ich will ihn besteigen. Ich will ihn besteigen und die Götter darum bitten, mir ihr Buch zu zeigen, in dem sie beschrieben haben, wie man Elfénia erreicht."
    "Elfénia?"
    "Elfénia ist ein Land, in dem Träume in Erfüllung gehen. Ich suche es."
    Naviel lächelte.
    "Ich muss sagen, Ihr seid ein äußerst merkwürdiger Mann. Etwas Tragisches haftet Euch an und etwas, was ich noch nicht zu deuten vermag. Aber ich will nicht in Euren Angelegenheiten rühren."

    *

    Die Nacht war nun zu Gänze über das Land gefallen und hatte es mit seinem düsteren Schleier bedeckt.
    Aber der Mond strahlte so hell, dass man noch recht gut sehen konnte. Dennoch gab Naviel den Befehl, zu ankern. Das Risiko einer Weiterfahrt wäre einfach zu groß gewesen.
    In der Nacht schlief Edro nicht.
    Er saß da und starrte in die gähnende Finsternis vor ihm. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Kiria zurück. Und sein Gemüt wurde noch schwerer und düsterer, als es ohnehin schon war. Wieder erschien vor seinem geistigen Auge Kirias totes Gesicht.
    Nie wieder würden sich ihre toten Augen öffnen und ihn anschauen, nie wieder würde er ihr Lachen hören können.
    Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie sehr er sie geliebt hatte.
    Er hatte sich an Ychkr gerächt, ja, aber was hatte diese Rache gebracht, außer neuem Leid, neuem Tod und neuer Verwüstung? Nicht einmal seine Wut und sein Hass waren gedämpft worden. Nur ein kleiner Unterschied war aufgetreten: Wie er vorher Ychkr gehasst hatte, so kam es nun manchmal vor, dass er nun sich selbst hasste.
    Am anderen Tag setzten sie ihren Weg fort. Schon nach wenigen Stunden erreichten sie die Mündung des San. Der Wind hatte etwas gedreht und so kam es jetzt mitunter vor, dass gerudert werden musste.
    Auch Edro beteiligte sich daran. Es war anstrengend und zermürbend gegen Strömung und Wind zu rudern.
    Seltsame Geräusche drangen aus dem Wald an den Ufern des San an die Ohren der Besatzung.
    Es war ein überaus düsterer Wald. Und unheimlich. In gewisser Weise ähnelte er dem Zauberwald und dem Wald der sterbenden Götter.
    Edro fiel auf, dass immer zwei oder drei bewaffnete Posten auf dem Schiff herumpatrouillierten, seit sie die bewaldeten Gebiete Nirlands erreicht hatten. Große, furchteinflößende Bögen ruhten in den Händen der Bewaffneten.
    Edro fragte Naviel nach dem Grund für diese Maßnahme.
    "Es gibt viele seltsame und böse Wesen in jenen Wäldern. Man muss auf der Hut vor ihnen sein, sonst töten sie einen tückisch und hinterhältig", erklärte der Schiffsbesitzer ihm lächelnd.
    Er zeigte Edro eine Narbe am Arm.
    "Seht Ihr? Diese Wunde stammt von den messerscharfen Klauen eines dieser Wesen!"
    "Wie sehen sie aus, Naviel?"
    "Unterschiedlich. Die verschiedensten Wesen hausen hier. Es gibt Flugechsen hier und geflügelte Affen, aber auch Riesenfledermäuse und Insekten, die größer sind, als dieses Schiff!"

    *

    Aber auch an diesem Tag passierte nichts besonderes. Der Wind ließ immer mehr nach und hörte schließlich ganz auf.
    Und dennoch kamen sie relativ schnell voran. Zwei Tage später hatten sie bereits die große Schleife des San erreicht. Nun nahm der Wind wieder zu und er kam auch aus der richtigen Richtung! Das Rudern konnten sie nun weitgehend einstellen.
    Misstrauisch wandte Edro den Blick zum Ufer hin. Aber nichts war dort zu sehen, was ihm Anlass zur Besorgnis hätte geben können.
    Die mit den schweren Bögen bewaffneten Posten gingen hin und her und beobachteten ebenfalls die Ufer.
    "Ich habe über das nachgedacht, was Ihr mir zu Anfang dieser Reise sagtet, Herr Edro. Über Euer Vorhaben, den Berg der Götter zu besteigen", sagte Naviel, als er neben dem Dakorier an der Reling stand und zum Ufer blickte.
    "Und? Was war des Ergebnis Eures Nachdenkens?", erkundigte sich der Dakorier.
    "Was Ihr vorhabt ist

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