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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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herumliegenden Leichen der Gefallenen.
    "Wart Ihr es nicht, der diese Menschen dazu brachte, einander zu töten? Wart Ihr es nicht, der mich dazu zwang, meine Geliebte zu erschlagen?" Edro riss sein Schwert heraus.
    "Warum habt Ihr das getan, Ychkr? Warum? Zu Eurem Vergnügen etwa? Es will mir fast so scheinen."
    "Blase das Horn! Blase es jetzt!", raunte ihm eine seltsame Stimme zu. Edro setzte es an die Lippen.
    "Nein!", schrie Ychkr. "Nein! Blast es nicht!" Edro zögerte etwas. "Kennt Ihr denn kein Mitleid?"
    Die Stimme des Vieräugigen klang fast flehend. Edro war schon fast geneigt, ihr nachzugeben, aber wieder raunte ihm jene seltsame Stimme zu: "Blase das Horn! Blase es! Blase es jetzt!"
    Und dann fiel Edros Blick auf Kirias tote Züge, auf ihren blutenden Leib. Und da konnte er nicht mehr anders. Er blies ins Horn. Er blies so kräftig,wie er nur konnte. Ychkr wandt sich vor Schmerz und Verzweiflung. Er schrie. Aber Edro blies immer weiter, bis das Horn schließlich in tausend Scherben zersprang. Für Ychkr allerdings war es bereits zu spät. Gebrochen waren seine Augen. Sie starrten den Dakorier wütend an.

    *

    Bevor Edro das Schlachtfeld verließ, verbrannte er Kirias Leichnam. Kein Aasfresser sollte an ihm nagen. Dann ging er denselben Weg zurück, den er gekommen war. Als er das symmetrisch angelegte Dorf erreichte, bot sich ihm dort ein Bild des Schreckens. Überall lagen Leichen herum. Aber das merkwürdige war, dass sie offenbar nicht gewaltsam gestorben waren. Bei keinem der toten Körper war auch nur ein Kratzer zu sehen
    Sollte Ychkr am Ende recht gehabt haben? Hatte Edro die Wesen dieser Traumwelt gemordet? Als er so viel Tod und Grauen sah, rannen ihm Tränen herunter.
    "Wo liegt in all diesem Geschehen noch ein Sinn? Wo ein Ziel?", rief er traurig und wütend aus. Dann wanderte er weiter zum Tor, welches diese Welt mit der der Menschen verband. Es leuchtete wieder stark. Ja, es schien so, als hätte es sich wieder geöffnet. Bevor der Dakorier durch das leuchtende Tor trat, sah er noch einmal über das weite Land, von dem Ychkr gesagt hatte, es sei Elfénia. Vielleicht war es tatsächlich Elfénia. Aber ein anderes Elfénia; nicht das, wonach Edro suchte.
    Wie viel Pein und wie viel Schrecken hatte ihm dieses Land gebracht...
    Und den anderen hatte es den Tod geschickt. Nun war Edro der einzige Lebende, in diesem Totenreich. Er trat durch das Tor und schon im nächsten Moment umgab ihn wieder diese unbeschreibliche Kälte, wie sie zwischen den Dimensionen herrschte.

    *

    "Wohin fährt dieses Schiff?", fragte der Mann, der so plötzlich am Kai des Flusshafens von Nirot aufgetaucht war. Der Bootsmann blickte misstrauisch zu ihm auf und zog die Stirn in Falten.
    "Dieses Schiff fährt den Nir Flussaufwärts, bis zu der Stelle, wo der San in ihn mündet. Den San segeln wir dann bis Darakyse hinauf."
    "Hier", sagte der Fremde und reichte dem Bootsmann einige Goldstücke. "Nehmt Ihr mich dafür bis nach Darakyse mit?"
    "Gut, Fremdling. Wir segeln noch heute Abend los. Wie ist Euer Name?"
    "Ich bin Edro aus Dakor!"
    "Ich bin Naviel und mir gehört die IRANEWING! Kommt an Bord, Herr Edro!"
    Der Dakorier folgte der Aufforderung gern. Die IRANEWING war eine der vielen Flussdschunken, die den Nir hinauf und hinunter fuhren.
    Edro musste nach Norden, denn sein Ziel war der Berg der Götter.
    "Was transportiert Ihr nach Darakyse?", fragte er Naviel.
    "Vor allem Felle und andere Gebrauchsgegenstände!" Er klopfte Edro auf die Schulter.
    "Wir können Euch keinen großen Luxus bieten, Herr Edro, aber ich hoffe dennoch, dass es für Euch eine schöne Reise wird." Am späten Nachmittag legte die IRANEWING ab und segelte Flussaufwärts. Vielleicht war der Nir der breiteste Fluss, den Edro bis jetzt auf seiner langen Reise zu Gesicht bekommen hatte.
    Er wirkte schon fast wie ein See und nicht wie ein Fluss, obwohl doch seine Mündung weit im Süden lag. Der Wind kam recht günstig, so dass die Besatzung wenig zu tun hatte. Oft standen die Männer einfach nur herum. Es schien nicht das erstemal zu sein, dass sie den Nir hinaufsegelten. Jeder ihrer Handgriffe zeugte von Erfahrung und Routine.
    Edro stand meistens am Bug und starrte in die Gegend. Sinnend betrachtete er die kleinen Wellen, die das Flussschiff verursachte.
    "Sagt mir, Herr Edro, was wollt Ihr eigentlich dort oben im Norden?", fragte Naviel, nachdem sie schon einige Stunden gesegelt waren und die Nacht hereinbrach.
    "Mein Ziel ist der Uytrirran, der

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