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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Du bist ein Sterblicher.“
    „Vielleicht brauche auch ich einen Zauber.“
    „Ach, ja?“
    „Ich suche nach einem, unsagbar fernen Land, das man unter dem Namen Dhum kennt. Dort kann ich den Sinn meines Lebens und die Erfüllung meiner Träume finden. Aber ich weiß nicht, wo dieses Land liegt. Nun gedenke ich, den Uytrirran zu besteigen, um im Buch der Götter nach einem Hinweis zu suchen. Ein Magier sagte mir einst, dass in diesem Buch der Weg dorthin beschrieben sei...“
    Shaykaliin lächelte zynisch.
    „Ja, das mag wohl sein. Und vielleicht enthält dieses Buch auch einen Zauber, der mir zu mehr Macht verhelfen könnte. Aber was nützt das? Das Buch ist in einer vergessenen Sprache geschrieben. Nicht einmal die Götter selbst vermögen es noch, sich an die Bedeutung der verschnörkelten Runen zu erinnern, in denen es geschrieben wurde...“
    „Sie haben es vergessen?“, echote Mergun. „Wie kann man seine Sprache vergessen? Sind die Götter denn derart dumm?“
    Eine unbändige Wut stieg in dem Wanderer auf.
    Wenn das, was der kleine Gott ihm da gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, war es sinnlos, den Berg der Götter zu besteigen.
    Merguns Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten. Er ließ die Fleischplatte zu Boden rutschen. „Das darf nicht wahr sein!“, murmelte er leise, schüttelte den Kopf und brummte noch etwas Unverständliches. Eine Hoffnung brach für ihn zusammen, eine Hoffnung, an die er sich geradezu geklammert hatte. Einen Augenblick lang machte sich Resignation in ihm breit.
    Es hat alles keinen Sinn, sagte eine Stimme in ihm, die immer lauter wurde. Es hat keinen Sinn! Deine Suche ist vergeblich geworden. Und war sie es nicht von Anfang an? Mag sein, dass es Dhum tatsächlich gibt; fest steht aber, dass du keine Möglichkeit hast, in dieses Land vorzudringen. Und das allein ist entscheidend...
    „Es tut mir leid für dich, Mergun“, sagte Shaykaliin. „Ich glaube, ich kann nachempfinden, was jetzt in dir vorgeht. Du bist enttäuscht, nicht wahr?“
    „Ja.“
    Was sollte Mergun jetzt tun?
    „Vielleicht wäre es auch für mich gut, nach Dhum aufzubrechen“, erklärte plötzlich der kleine Gott. „Es ist gut, den Sinn seines Lebens und die Erfüllung seiner Träume zu finden. Aber ich kann es mir nicht leisten, mich auf eine lange, ungewisse und gefährliche Reise zu begeben.“
    „Warum nicht? Bist du nicht ein Gott?“
    „Dennoch...“
    „Ich dachte, die Götter könnten tun und lassen, was ihnen Spaß macht!“
    „Den Sterblichen gegenüber erscheinen sie so, das ist wahr. Aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.“
    „Und wie?“
    Shaykaliin zuckte die schmalen Schultern.
    „Ich habe als Gott gewisse Verpflichtungen gegenüber den Sterblichen. Ich darf sie nicht vernachlässigen, sonst vergessen sie mich. Und das Vergessenwerden ist für einen Gott gleichbedeutend mit dem Tod.“ Shaykaliin schien zu schaudern.
    Mergun sagte: „Ich dachte, ihr seid unsterblich.“
    „Oh, nein! Auch wir Götter müssen vergehen - obwohl viele von uns das nicht wahrhaben wollen. Wir sterben, sobald niemand mehr an uns glaubt und uns folgt und...“ Er zögerte.
    „Und was?“
    „Uns fürchtet“, vollendete der kleine Gott mit zitternder Stimme. „Die Sterblichen bestimmen unser Schicksal...“
    „Warum belügen sich die Götter, indem sie das nicht wahrhaben wollen?“
    „Weil sie wie Kinder sind, Mergun. Wie spielende Kinder, deren Spielzeug zufällig die Welt ist. Auch ich bin ein Kind.“
    Doch seine großen, traurigen Augen straften ihn Lügen.

    *

    Tag um Tag verstrich.
    Mergun wanderte weiter die staubige Straße entlang, die ihn irgendwann nach Balan führen musste.
    Shaykaliin, den kleinen Gott, hatte er dort zurückgelassen, wo er ihn getroffen hatte. Der Gnom war nicht dazu zu bewegen gewesen, mit in die Stadt zu kommen.
    „Grausame Menschen leben dort, die zu einem noch grausameren Gott beten.“
    Das Land wurde stetig flacher - ein Zeichen dafür, dass Mergun sich der Küste näherte.
    Es war lange her, seit er zum letzten Mal eine Küste und einen Hafen gesehen hatte. Er sehnte sich danach, denn das Meer symbolisierte für ihn die Freiheit. Er mochte den Geruch von Tang und Salz und das Rauschen der Brandung...

    *

    Irgendwann traf Mergun auf seinem Weg einen Händler, der mit seinem primitiven, nicht gerade von einem besonders prächtigen Gaul gezogenen Wagen ebenfalls in Richtung Balan zog.
    „Sei gegrüßt!“, rief Mergun freundlich, als er den

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