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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erkennen.
    Verstärkung für Taykors Armee, schloss der Wanderer.
    Er fragte sich, wer hier wohl gegen wen zu Felde zu ziehen beabsichtigte. Jener Zug von Soldaten kam immer näher und es hatte den Anschein, als wäre er unendlich lang.
    Immer neue Truppen strömten über den Horizont, einer riesenhaften Meereswoge gleich.
    Wild und blutdurstig schwenkten sie ihre Waffen und Standarten. Mergun bezweifelte, dass diese Soldaten überhaupt Herr ihrer selbst waren. In seinen Augen waren sie nicht mehr, als willenlose Marionetten, an Fäden hängend, die die Götter gesponnen hatten.
    Es ist ein Verbrechen, durchfuhr es Mergun. Es ist ein Verbrechen: Zu Tausenden werden sie auf den Schlachtfeldern für eine Sache sterben, die nicht die ihre ist; einen Kampf kämpfen, der sie nichts angeht.
    Gar nichts.
    Nun entschloss sich Mergun dazu, diesen Ort zu verlassen. Er wusste, dass die Götter zuweilen aggressiv und ungerecht reagierten, wenn man sie beobachtete. Und außerdem: Was ging ihn dies alles hier an? Was kümmerten ihn die Machtgelüste eines wahnsinnigen Gottes?
    Und doch konnte auch Mergun jene düstere Faszination nicht verhehlen, die von der Gestalt Taykors ausging.
    Faszination, gepaart mit Grauen. War es die körperliche Größe dieses Gottes, die dies verursachte? Oder die Absonderlichkeit seiner Gestalt? Oder vielleicht der verzehrende, verbrennende, von Wahnsinn und seelischem Chaos geprägte Blick jenes Monstrums?
    Mergun musste darauf achten, nicht gesehen zu werden.
    Immer weiter schlich er davon und bald hatte er das Heerlager des Gottes Taykor weit hinter sich gelassen.
    Schnell und fast lautlos trugen ihn seine Beine über die flachen Hügel dieses Landes.
    Irgendwo hinter dem Horizont lag Balan, die große Hafenstadt an der Küste des Mittleren Meeres: Balan, die Hauptstadt Balaniens.
    Vielleicht würde Mergun von Balan aus mit dem Schiff nach Osten segeln. Dort lag irgendwo der Berg der Götter, der von den Menschen Uytrirran genannt wurde. Diesen Berg wollte er besteigen.
    Er würde etwas wagen, was sich bisher nicht einmal die Mächtigsten unter den Helden der Sterblichen zugetraut hatten: Er würde die Heimstatt der Götter aufsuchen, vorausgesetzt, die Götter ließen das zu.
    Aber wenn er dort oben, auf dem Gipfel dieses mysteriösen Berges auch ein grausames Ende finden sollte - der Berg der Götter stellte für Mergun eine vielleicht letzte Hoffnung dar.
    Eine Hoffnung, jenes Land zu finden, nach dem er sich so sehr sehnte.
    Die Götter besaßen nämlich ein Buch, das sie selbst vor undenklich langer Zeit geschrieben hatten. Von den Sterblichen wurde es einfach nur DAS BUCH DER GÖTTER genannt. Es sollte auf einem steinernen Altar liegen, hoch oben, auf dem unerreichbar scheinenden Gipfel des Uytrirran.
    In ihm, so hieß es, fanden sich alle Zauber und Weisheiten des Universums. Auch der Weg nach Dhum musste hier beschrieben sein. Mergun hoffte es zumindest.
    Einst hatte ein Magier Mergun den Rat gegeben, den Berg der Götter zu besteigen. Vor einigen Jahren war es gewesen, in einer Stadt, an deren Namen er sich nun nicht mehr erinnern konnte. Er war dem Rat des Magiers gefolgt und nun war er hier: viele tausend Meilen von jener Stadt entfernt, einsam und abgerissen.
    Die Götter, dachte Mergun. Man trifft sie überall. In tausend verschiedenen Gestalten, Gesichtern, Variationen, Gewändern und Masken. Und unter tausend verschieden Namen, von denen einer so falsch wie der andere ist. Wo nehmen sie das Recht her, über die Erde zu herrschen? Ist es nicht lediglich das Recht des Stärkeren, auf das sie sich berufen können?
    Mergun lächelte zynisch.
    Aber was geht das alles mich an? Was habe ich mit dieser Sache zu tun? Ich bin frei, gehorche weder den Menschen, noch den Göttern und gehe den Weg, den ich als den richtigen erkannt habe...
    Für den einsamen Wanderer war nur Dhum wichtig.
    Für Dhum würde er alles riskieren, alles einsetzen.

    *

    Endlich gelangte Mergun auf eine Straße, was ein Zeichen dafür war, dass er nun in die zivilisierte Küstenregion eindrang. Er folgte jener Straße, da er annahm, dass sie nach Balan führte. Große Straßen führten zu großen Städten.
    Nach einer Weile sah er eine kleine, zwergenhafte Gestalt am Straßenrand sitzen.
    Der Zwerg schaute nicht auf, als Mergun sich näherte und machte ihm auch sonst einen recht merkwürdigen Eindruck.
    „Heh, guten Tag!“, rief Mergun.
    Zwei traurige Augen blickten zu ihm auf und Mergun erschauderte beim Anblick

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