Elben Drachen Schatten
eigentlich kämpfen soll, aber nun verstehe ich.“
Panojus trieb seinen Gaul zu größerer Eile an.
„Es wird Zeit, sich aus dem Staub zu machen!“, brummte er düster.
„Das Tier kann nicht schneller!“, stellte Mergun sachlich fest. „Außerdem besteht kein Grund zur Eile.“
„Kein Grund zur Eile? Was glaubst du wohl, was die Soldaten des Taykor mit uns machen, wenn sie uns kriegen!“
„Haben wir etwas getan, was gegen irgendwelche Gesetze der einen oder anderen Seite dieses Konfliktes verstößt?“
„Danach fragen diese Bestien gar nicht erst! Die stoßen dir sofort das Messer zwischen die Rippen!“
Aber es half alles nichts. Der Gaul konnte den Karren einfach nicht schneller ziehen.
Mit der Zeit beruhigte sich Panojus wieder etwas. Die panische Angst, die ihn für einige Augenblicke befallen hatte, war von ihm gewichen.
Aber er beobachtete sehr genau seine Umgebung.
Schon die kleinste Regung von etwas Lebendem konnte ihn dazu veranlassen, blitzschnell zu seinem Bogen zu greifen und diesen auch zu gebrauchen. Doch es zeigte sich niemand. Zudem war die Ebene, in die sie jetzt kamen, recht gut zu überschauen.
„Man müsste gegen die Götter kämpfen und sie alle von ihrem verfluchten Berg stürzen!“, schimpfte Panojus. „Aber um das zu verwirklichen, müssten die Sterblichen schon einen Gott auf ihrer Seite haben!“
Mergun wusste es besser, aber er schwieg.
Nein, dieser Kampf geht mich nichts an!, durchzuckte es ihn. Mögen ihn die Götter selbst zu Ende führen und mögen sie alle dabei krepieren - aber mich sollen sie in Frieden lassen!
*
Gegen Abend erreichten sie dann Balan. Balan war eine prächtige, lebenslustige Küstenstadt, aber an diesem Tag schien die Angst hier zu herrschen. Viele Häuser waren verbarrikadiert und die Leute blickten finster drein.
Mergun und Panojus kehrten in einer der zahlreichen Tavernen ein.
Nur wenige Leute saßen an den Tischen, dösten vor sich hin und blickten in ihre zumeist leeren Krüge.
„Wenn ihr beide dort keinen Ärger haben wollt, dann macht, dass ihr aus dieser Stadt fortkommt!“, meinte der Wirt nicht gerade freundlich.
„Wie meinst du das?“, fragte Panojus, etwas verwundert über diese Art der Begrüßung.
„Wie ich es sage!“, erwiderte der Wirt schroff. „Weißt du denn nicht, dass der Krieg wie ein Dämon über dieses Land fegt und seine Bewohner mit sich nimmt? Ahyr und Taykor führen Krieg und wir Menschen haben darunter zu leiden. Sollen die Götter doch in ein anderes, menschenleeres Land ziehen und dort ihre Kriege machen, sage ich. Aber für ihre grausamen Kriege brauchen sie natürlich uns Menschen. Wer sonst sollte wohl ihr Soldat werden? Und morgen kommt Ahyr in diese Stadt, damit ihre Bewohner ihm huldigen und zu ihm beten. Vor vielen Jahrhunderten, da haben unsere Vorfahren ihm einst einen großen Tempel geweiht, da er ihnen gegen ihre Feinde geholfen hatte. Und nun bildet sich dieser blutsaufende Narr etwas auf die Dummheit unserer Vorfahren ein und benutzt uns wie Schachfiguren. Ja, eigentlich sind wir für ihn noch viel weniger...“
„Nicht so laut, Aenaskeus! Wenn dich jemand so reden hört, dann bist du deinen Kopf schneller los, als du es für möglich hältst!“, knurrte einer der zechenden Männer in der Taverne warnend. „Die Priester haben gute Ohren.“
Aenaskeus, der Wirt, nickte stumm.
„Also, ihr habt es nun gehört, Fremde. Wenn ihr keine Schwierigkeiten haben wollt, dann verschwindet so schnell wie möglich von hier.“ Er rülpste ungeniert. „An eurer Sprache und Kleidung erkennt euch jeder als Fremde. Und gegenüber Fremdlingen ist Ahyr besonders misstrauisch.“
„Warum?“, erkundigte sich Mergun.
„Er fürchtet sie.“
„Ahyr kennt die Furcht?“ Mergun lachte heiser. „Das klingt nicht sehr glaubhaft. Der grausame Ahyr, so nennt man ihn doch, und von Furcht gepeinigt?“
Aenaskeus zuckte die Achseln.
„Sagt später nicht, dass ich Euch nicht gewarnt hätte, Fremder!“,
„Ich bin kein ängstlicher Mann!“, erwiderte Mergun.
Aenaskeus verzog das Gesicht.
„Wie gut für Euch!“
Jetzt meldete sich Panojus zu Wort.
„Ich hege ohnehin nicht die Absicht, länger als unbedingt notwendig in dieser Stadt zu verweilen!“
„Um so besser!“, meinte der Wirt.
„Ich will zur Falkeninsel. Man sagt, dass der Krieg bis dahin noch nicht gedrungen sei...“
„Das stimmt“, nickte Aenaskeus. „Die Leute von der Falkeninsel beten zu anderen Göttern als wir. Mit Ahyr
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