Elben Drachen Schatten
Wagen.
„Wir kehren um!“, entschied er. „Ich gehe nicht in eine Schlacht, wo ich die schlechteren Chancen besitze!“
In Merguns Augen funkelte es gefährlich. Sein Plan drohte ins Wanken zu geraten. Er brauchte Ahyr noch.
„Warum wollt Ihr Euch um den Sieg bringen?“
„Um den Sieg?“
„Wir werden siegen, Ahyr! Die Überraschung ist auf unserer Seite!“
„Das ist aber auch der einziger Trumpf, den wir in der Hand haben.“
„Es ist ein hoher Trumpf. Und beileibe nicht der einzige! Meint Ihr vielleicht, ich würde in eine Schlacht ziehen, von der ich von vorn herein wüsste, dass sie zu meinen Ungunsten ausgehen wird?“
„Was meint Ihr damit: Beileibe nicht der einzige Trumpf?“
Mergun zog sein Schwert. Es leuchtete grün und gefährlich.
„Hier!“, rief er aus.
Ahyr stöhnte.
Aufmerksam studierte Mergun die Augen seines Gegenübers und er glaubte jetzt, eine Spur von Furcht zu sehen.
„Dieses Schwert ist im magischen Feuer gehärtet!“, erklärte Mergun und steckte die Waffe wieder weg. „Selbst Taykor fürchtet dieses!“,
Ahyr beobachtete Mergun misstrauisch. Sein Gesichtsausdruck schien erstarrt zu sein. Keine Gefühlsregung zeigte sich und das verunsicherte Mergun für einen Moment.
„Schon als wir uns zum ersten Mal sahen, fragte ich mich, was es mit dieser Waffe wohl auf sich haben mochte,“ gestand der Gott. „Allerdings weiß ich nicht, was das magische Feuer ist und warum Taykor vor dieser Klinge Angst haben sollte.“
Mergun zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht ahnt Taykor die Gefahr nicht, die dieses Schwert für ihn bedeuten kann - für jeden Gott.“
„Auch für mich?“, fragte Ahyr.
„Auch für Euch“, erklärte Mergun ruhig und musterte seinen Bundesgenossen.
Ahyr lachte schallend.
„Das ist nicht Euer Ernst.“
„Doch, das ist es!“
„Ihr müsst ein Spaßvogel sein, Sterblicher!“ Sein dröhnendes Lachen hatte etwas von einem Tierruf. „Wir kehren also um!“, wiederholte Ahyr seinen Entschluss - allerdings schon wesentlich unsicherer als beim ersten Mal.
Mergun hob die Augenbrauen.
„Denkt an unsere Abmachung, Ahyr!“
„Pah! Was kümmert mich diese Abmachung? Ich will nicht in einen Kampf ziehen, den ich nicht gewinnen kann!“
„Ihr seid ein Feigling! Die Furcht regiert Euch und macht Euch blind. Ich sage Euch: Ihr werdet siegen!“
Mergun strich beinahe zärtlich über den Griff seines Schwertes.
„Mit dieser Waffe kann ich gegen Götter ankämpfen, Ahyr! Das magische Feuer ist dazu da, die Götter zu verbrennen. Es wird auch Taykor verbrennen, glaubt mir! Für immer wird unser gemeinsamer Gegner vom Boden dieser Erde verschwinden!“
Ahyr nickte, überlegte dann einige Augenblicke lang. „Also gut! Ziehen wir weiter.“
Mergun seufzte und atmete auf. Sein Plan war bedroht gewesen. Und Ahyr stellte nun einmal den wichtigsten Faktor in diesem Plan dar. Ihn musste er beeinflussen und lenken. Bis jetzt war ihm dies auch ganz gut gelungen und der Gott schien davon noch nichts gemerkt zu haben.
Inzwischen war die Sonne zur Gänze hinter dem Horizont verschwunden. Dies war bereits der dritte oder vierte Tag, den sie unterwegs waren.
In dieser Nacht würden sie ihr Ziel erreichen und im Schutze der Dunkelheit würden sie dann Taykors Heerscharen dahinschlachten und sein Lager in Flammen aufgehen lasen, ehe der Gott mit dem sechsbeinigen Pferd so richtig begriffen haben würde, was eigentlich vor sich ging.
„Alle Qualen dieser Welt soll Taykor erleiden!“, donnerte Ahyr, wobei er seine zweiköpfigen Löwen zu größerer Eile antrieb.
Mergun erkannte die Gegend wieder.
Hier war er bereits gewesen!
Es dauerte noch eine gute Weile, ehe sie sich in der Nähe des Feindlagers befanden.
Plötzlich hob Mergun die Hand und bedeutete den anderen anzuhalten.
„Was ist?“, fragte Ahyr etwas aufgebracht. Der grausame Gott hatte bereits seine furchtbare Streitaxt gezogen und in den Augen seiner zweiköpfigen Löwen blitzte nackte Mordlust.
„Wir befinden uns jetzt in der direkten Umgebung des Heerlagers. Ich will vorausreiten und sehen, ob alles in Ordnung ist. In etwa einer guten Stunde bin ich zurück!“
Ahyr nickte.
„Gut!“ Er bedeutete dem Wanderer mit einer Handbewegung, dass er gehen könne.
Mergun ritt durch die Schwärze der Nacht auf Taykors Lager zu. Es war eine ungewöhnlich finstere Nacht. Nun waren der Mond und die Sterne durch Wolken verdeckt, während sie ihnen vorher noch den Weg erleuchtet hatten.
Diese
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