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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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waren, denn die Fähigkeiten der Elben überstieg die Vorstellungskraft dieser Barbaren ebenso wie deren lange Lebensspanne.
    Doch es kam die Zeit, da die Rhagar erkannten, dass die Elben nur langlebig, aber nicht unsterblich waren, dass sie mit hoher Selbstheilungskraft gesegnet, aber nicht unverwundbar waren und dass sie zwar von überlegenem Wissen, aber keineswegs gottgleich waren.
    Es kam zum Krieg zwischen Menschen und Göttern, zwischen Rhagar und Elben.
    Comrrm der Eisenfürst, unter dem sich die Massen der Barbaren zu einem gewaltigen Eroberungszug vereinigt hatten, starb in der alles entscheidenden Schlacht an der Aratanischen Mauer. Der Eroberungszug der Rhagar fand damit ein Ende, denn es war niemand mehr da, der die Horden der Rhagar erneut zu einem schlagkräftigen Heer hätte einen können. Ihre Toten bedeckten die Ebene von Aratan, und ganze Schwärme von Aasvögeln kreisten über dem Gebiet zwischen dem Zwischenländischen Meer und den ersten Anhöhen von Hocherde.
    Aber auch die Elben zahlten einen furchtbaren Preis. Auch ihre Verluste waren ungeheuer hoch, und ihr König Keandir wurde nicht nur schwer verwundet, er verlor auch die Elbensteine während dieser Schlacht. Ein Rhagar-Krieger raffte das Wahrzeichen der elbischen Herrschaft an sich, woraufhin sie für lange Zeit unauffindbar waren. Ein böses Omen für die Zukunft von Elbiana …

    Das Ältere Buch Keandir

    Der Raub der Elbensteine durch einen namenlosen Rhagar aber war ein noch schlimmeres Omen für die Zukunft Elbianas, als es selbst der Tod des Königs hätte sein können!
    Sie waren das Symbol des Elbentums und galten als unersetzbar. Sechs waren es an der Zahl, und jeder dieser Steine von unvorstellbarer Reinheit trug einen eigenen Namen: Athrandil, Pathrandil, Cathrandil, Ithrandil, Nithrandil und Rithrandil.
    Keandir ließ der Gedanke an diese Steine keine Ruhe. Aber selbst er hätte es nicht für möglich gehalten, dass aus den Symbolen des Elbenreichs einst die Symbole seines Untergang werden sollten …

    Die Verbotenen Schriften
    (früher bekannt als: Das Buch Branagorn)

    O Keandir, mein König und Gemahl!
    Ein Jahr lang wachte ich an deinem Lager
    und half deine Wunden zu heilen, die man dir
    in der Schlacht an der Aratanischen Mauer schlug.
    Die Wunden des Körpers sind verheilt,
    die Narben der Seele werden bleiben
    und den dunklen Schatten wachsen lassen,
    der dich durchdringt, seit dich
    die Insel des Augenlosen Sehers in ihren Bann schlug.
    Seine Zauberstäbe hast du in das finsterste Verlies von Elbenhaven verbannt;
    ihre Macht wirkt noch immer, und wir ahnen es beide:
    Das Böse wird sich erheben.

    O Keandir, mein König und Gemahl!
    Ein Jahr lang wachte ich an deinem Lager,
    und ich weiß, welche Schatten dich quälen.
    Andir und Magolas – die Zwillingskinder unserer unsterblichen Liebe,
    die Hoffnungsträger der Elben,
    die begabtesten Magier unseres Volkes ―
    entzweit sind sie wie Feuer und Wasser,
    zwei Königssöhne, verfeindet bis in den Tod.
    Was soll nur werden, wenn ein neuer Krieg heraufzieht
    und die Mächte der Finsternis sich sammeln?
    Was soll nur werden, wenn die Könige der Elben
    einander mehr hassen, als es die Menschen je vermögen?

    Aus den Gesängen Ruwens

1. Kapitel
    Die Elbensteine

    Dunkle Wolken hingen in jener Nacht über Aratania, der großen Rhagar-Stadt an der Küste des Zwischenländischen Meeres. Es regnete in Strömen, und ein scharfer Wind blies aus Nordwesten und trieb stetig neue Wolken heran. Wie wabernde dunkle Schatten hingen sie über der Stadt mit ihren verwinkelten Gassen und dem befestigten Palast des Herrschers im Zentrum. Dieser Palast glich einer Trutzburg, deren Mauern alles übertrafen, was die Baukunst der Rhagar bisher hervorgebracht hatte. Um sie errichten zu können, hatte Herzog Krakoon I. einst das gesamte Stadtzentrum niederreißen lassen. Nach fünfzig Jahren Bauzeit hatte sein Sohn Krakoon II. schließlich dort seine Residenz nehmen können. Er war es auch, der für die Herzöge von Aratan künftig den Königstitel beanspruchte.
    In Demut vor König Keandir von Elbiana hatten sich die Rhagar-Herrscher von Aratan einst »Herzog« genannt, so wie die Regenten der von Elben bewohnten Nachbarländer Elbara und Nuranien. Aber die Zeiten, da man die Elben als Götter betrachtete, da die Rhagar ihnen nacheiferten und sogar den hellen Klang ihrer Namen nachahmten, waren nur noch Legende, und so war die Krönung von Krakoon II. zum ersten aratanischen König nur

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