Elben Drachen Schatten
wandte er sich dann an den Düsteren. Seine Stimme klang hart und entschlossen. Zusammen mit dem Düsteren verließ er den Thronsaal.
Auf dem Burghof wartete Lorson mit einem gesattelten Pferd. Auch Norjan war dort.
Mißtrauisch musterte der Ritter den düsteren Mann, der sich selbst als Diener Taraks bezeichnete.
Trotz der hellen Sonne war sein Gesicht unter der Kapuze nicht zu erkennen.
"Wie ich höre, wollt Ihr verreisen, mein König!" Norjans Worte waren nicht ohne Vorwurf.
"Ja."
"Ich denke, Ihr werdet Lorson und mir erlauben, Euch zu begleiten!"
Kryll lachte.
"Falls mein düsterer Freund hier nichts dagegen hat..."
"Von mir aus können sie mit uns kommen", sagte dieser mit seiner tiefen, unheimlich klingenden Stimme. "Tarak kann jeden Diener gebrauchen!"
"Tarak?" fragte Norjan.
Kryll erläuterte ihm schnell, was er bis jetzt über Tarak, den Herrn des Schattenlandes, wußte.
Hoffentlich glaubt er diesem mystischen Unsinn nicht! dachte der alte Ritter Norjan besorgt.
"Und wohin geht nun Eure Reise, mein König?"
"Ins Schattenland - zu Tarak!"
"Du irrst", ließ sich der Düstere nun vernehmen. "Wir werden nicht zu Tarak reisen, sondern an einen Ort, an dem wir mit ihm in Kontakt kommen können!"
Norjan und Lorson wechselten einen verwunderten Blick, hüteten sich aber davor, noch etwas dazu zu bemerken.
Wie kann er diesem Feremden nur so schnell Vertrauen! durchfuhr es Norjan. Er wandte sich an den düsteren Mann.
"Wie ist Euer Name, Fremder?"
Der Diener des Schattenkönigs zögerte etwas, bevor er antwortete.
Dann sagt er leise: "Ich habe keinen Namen."
"Wollt Ihr mich auf den Arm nehmen? Jeder trägt einen Namen! Vielleicht wollt Ihr nur Eure wahre Identität verbergen...."
"Im Schattenland trägt niemand einen Namen - außer Tarak selbst."
Norjan atmete tief durch.
"Wie du willst, Fremder... Ich muß schon sagen, Ihr seid ein komischer Vogel. Ihr sagt Euren Namen nicht, Ihr verbergt Euer Gesicht..."
Nun mischte sich Kryll, der junge König ein. Ungeduld stand ihm im Gesicht geschrieben.
"Laßt es gut sein, Norjan! Wir sollten nun langsam aufbrechen! Gebt dem Namenlosen ein Pferd! Ich habe keine Lust, länger zu warten!"
*
Wenig später ritten die vier über die Zugbrücke und dann den schmalen Bergpfad hinab. Der Namenlose aus dem Schattenland führte die Gruppe an.
Je weiter sie ritten, desto unheimlicher wirkte dieser Fremde auf Kryll. Aber der junge König hütete sich davor, etwas zu sagen. Der Düstere hatte ihm schließlich genau die Dinge versprochen, nach denen er sich am meisten sehnte.
Der Namenlose führte die kleine Gruppe über schmale Bergpfade und enge Schluchten. Er blickte sich nicht ein einziges Mal um. Stur und folgte er seinem Weg und überließ es den anderen, ihm entweder zu folgen oder es nicht zu tun.
Diese Sicherheit, mit der er seinen Weg fand, erstaunte Kryll.
Er kennt sich in dieser Gegend gut aus! schoß es Kryll durch den Kopf. Aber das konnte nur bedeuteten, daß er nicht zum erstenmal hier war und diese Gegend durchstreifte...
Oder waren es andere, finstere Mächte, die seinen Schritt lenkten und ihm den Weg wiesen?
Sein Gesicht! dachte Kryll. Warum liegt es stets im Schatten der Kapuze, selbst dann, wenn das Licht so fällt, daß es eigentlich erkennbar sein müßte?
Fast schien es Kryll, als wäre dort gar kein Gesicht unter der Kapuze, sondern nur eine namenlose, undurchdringliche Schwärze...
*
Ein Fluß schlängelte sich in Mäandern zwischen den Bergen hindurch. Es war eher ein großer Bach als ein richter Strom, aber die Menschen dieser Gegend nannten ihn 'den Fluß'.
"Wir werden hier unsere Pferde tränken und dann eine Rast einlegen!" kündigte der Namenlose an.
Wie selbstverständlich hatte er die Führung dieser Gruppe an sich gerissen. Und es gab niemanden, der sich dagegen wehrte - schon gar nicht der junge König.
Norjan nickte.
"Das ist eine vernünftige Idee!" meinte er.
Sie ritten also ans Wasser heran, stiegen ab und ließen die Pferde trinken.
Es fiel Kryll auf, daß sich der Namenlose stets etwas abseits von den anderen hielt. Er war schweigsam und Kryll fragte sich, was im Innern dieses finsteren Fremden wohl vor sich gehen mochte...
Lorson trat indessen nahe an den König heran.
"Habt Ihr eigentlich schoneinmal in Betracht gezogen, daß daß dies hier auch Falle sein könnte? Der König von Pragan hat schließlich nicht nur Freunde..."
"Nein, das habe ich nicht in Betracht gezogen, Lorson."
"Ihr seid
Weitere Kostenlose Bücher