Elben Drachen Schatten
Schwarzen Stadt!"
Kryll verzog das Gesicht.
"Du willst an meiner Macht teilhaben, nicht wahr?"
"Du kannst es so nennen, Kryll!"
"Aber es wird nur einen Herrscher im Schattenland geben! Mich!"
"Kryll! Ich kann dir noch von unschätzbarem Nutzen bei der Ausübung deiner Herrschaft sein."
"Pah! Deine Motive, die dich veranlassen, mir zu helfen, sind rein egoistischer Natur! Du willst Namen und Gesichter verschlingen - und wenn dich dein Hunger dazu zwänge, dann würdest du auch mein Gesicht und meinen Namen nehmen! Habe ich recht? Du scheinst mir eine zu große Gefahr zu sein!"
"Nein, das ist nicht wahr Kryll! Kryll, so glaube mir doch!"
Kryll nahm den Spiegel von Uz aus der Ledertasche an seinem Gürtel und blickte einige Augenblicke lang nachdenklich hinein. Sein Gesicht unbewegt. Dann steckte er das Artefakt wieder ein.
Arl trat zur Seite, als Kryll auf die Luke zuschnellte.
"Nein!" kam es müde und in höchster Verzweifelung von dem Wesen im Schiffsbauch zurück. Doch da war Krylls Axt bereits blitzartig hinabgefahren. Das Wesen schrie auf, das Funkeln verblaßte.
"Jezt ist es endgültig vernichtet!" brummte Kryll.
"Warum hast du das getan?" fragte Arl.
"Die Schwarze Stadt wäre eine Todesfalle für mich gewesen - und das Monstrum wußte dies. Der Spiegel hat es mir gezeigt."
"Seht!" rief Thauriach. Die Schwarze Stadt verschwindet!"
"Ja", meinte Kryll. "Wahrscheinlich ist sie nichts weiter als ein Trugbild gewesen. Ein Trugbild, daß mich ins Verderben locken sollte..."
Und dann fielen sie plötzlich alle ins Bodenlose.
Kryll fühlte dann das eisige Wasser. Er strampelte und versuchte zu schwimmen, was mit voller Kleidung und Bewaffnung schwierig genug war.
Kryll wandte den Kopf. Von dem Schiff, auf dessen Planken sie noch einen Augenaufschlag früher gestanden hatten, war nichts mehr zu sehen.
*
Ein eisiger Wind bließ und ließ die völlig durchnäßten Gestalten, die den Strand hinaufwankten, frösteln.
"Was ist nur geschehen?" rief Kryll prustend. Er hatte einiges an Wasser schlucken müssen.
"Ohne das Wesen war dieses Schiff nicht existent", erklärte Kir, der Steuermann. "Es war nie wirklich existent, es war nie mehr als eine Illusion, eine Art Traum. Aber wenn der Träumer getötet wird, vergeht auch der Traum..."
Der Steuermann wandte sich an Arl und meinte: "Bis jetzt glaubte ich, ein Teil dieser Illusion zu sein. Aber ich existiere noch immer - daß ist für mich ein Zeichen dafür, daß ich real bin. Ich kann es kaum glauben..."
Arl verstand sehr gut, was Kir meinte.
Für den Steuermann war ein Bild zusammengebrochen, daß er sich von sich selbst und seinem Schiff gemacht hatte, dessen Reling für ihn die Grenze seiner Welt gewesen war.
"Was wird jetzt?" brummte Thauriach, nachdem er das Wasser aus seinen Stiefeln geleert hatte.
Arl zuckte mit den Schultern und blickte zu Kryll.
"Das hängt von Kryll ab", meinte er sachlich.
Der König von Pragan blickte auf und wandte Arl einen unbestimmten Blick zu.
"Ich bin dafür, schleunigst in unsere Welt zurückzukehren!" meinte Thauriach.
"Geht nur!" erwiderte Kryll. "Ich werde euch mit Hilfe des Ringes und des Spiegel ein Tor bauen und dann geht!"
"Was ist mit dir, Kryll?" fragte Arl.
"Ich werde hier im Schattenland herrschen!" kam die Antwort. Die Augen des Praganiers funkelten gefährlich.
"Und dann wirst du eines Tages zurückkehren und dir die Welt untertan machen, nicht wahr?" Arl schüttelte energisch den Kopf. "Das Schattenland wird in seinem eigenen Chaos verenden - und das ist gut so. Und vielleicht wird diesem Untergang etwas Neues entstehen, vielleicht werden seine Bewohner es schaffen, aus den Ruinen etwas aufzubauen, wenn sie wirklich zu sich selbst gefunden haben. Aber nie wieder soll das Schattenland Leid und Verderben über andere Welten tragen!"
Arls Schattenaxt zuckte hervor. Sie leuchtete rot und drohend. Kryll schrie entsetzt auf. In letzter Sekunde versuchte er seine eigene Axt zu ziehen, doch es war zu spät. Arls Axt drang durch Krylls Schädel und spaltete ihn.
Arl atmete tief durch.
"Ist es nicht eine Ironie? Ich war es, der ihm dabei half, den Ring und den Spiegel zu finden. Ich habe ihm gezeigt, wie man ein Tor zum Schattenland errichtet, ich hatte ihm geraten, den weißen Vogel zu töten..."
Sein Blick fiel auf den Ring an der toten Hand des Königs. Ein seltsames, weißes Leuchten ging von ihm aus und wurde immer stärker. Es war bald derart grell, daß Arl seine Augen mit der Hand schützen
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