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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schienen die Aura ebenfalls zu fühlen. Keandir murmelte eine kurze Beschwörungsformel, die vor dem Einfluss schwarzer Magie schützte, und für einen Moment wurden die Augen des Königs völlig schwarz, so wie es die seines Sohnes inzwischen stets waren, wie Keandir bei einem Treffen mit Magolas an der Aratanischen Mauer mit Bestürzung hatte feststellen müssen.
    Die Raben kamen rasch näher, flogen unnatürlich schnell. Schon bald waren für die scharfen Elbenaugen Einzelheiten zu erkennen: Jeder dieser Vögel hatte die Größe eines Adlers, und doch handelte es sich ihrer Form und ihrem Gefieder nach zweifellos um Raben.
    Die magische Aura … Der eisige Hauch …
    Ein Wiehern hallte zwischen den Felshängen wider. Der König zügelte sein Pferd, das durchzugehen drohte, da es die Ausstrahlung des Bösen ebenso deutlich spürte wie sein Reiter. Mit einer weiteren Formel versuchte Keandir, den schwachen Geist des Tieres gegen den magischen Einfluss abzuschirmen, aber es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu konzentrieren.
    Vater …
    Da war eine Gedankenstimme, die zu ihm sprach. Die Stimme von jemandem, der ihm gleichermaßen vertraut und fremd war.
    Magolas - mein Sohn …
    Für einen kurzen Moment spürte er eine geistige Verbindung zu ihm – und das mit einer Intensität, wie sie schon lange nicht mehr zwischen ihnen geherrscht hatte.
    Schmerz! Unerträglicher Schmerz … Verzeih mir, Vater …
    » Magolas!«, rief Keandir so laut, dass es zwischen den schroffen Felswänden des hoch-elbischen Gebirges widerhallte.
    Die ersten Riesenraben waren heran. Sie erinnerten Keandir unwillkürlich an Ráabor, ein riesiges Vogelmonstrum, das in den Felsen von Naranduin seit Urzeiten gehaust hatte und schließlich durch einen Schuss aus Thamandors Einhandarmbrust getötet worden war.
    Die Raben bildeten eine keilförmige Formation. Ihre krächzenden Schreie wurden so durchdringend, dass sie für empfindliche Elbenohren beinahe unerträglich waren. Schreie, in denen eine besondere Form der Schadensmagie liegen mussten, denn sie verursachten höllische Schmerzen, die von den Ohren und dem Kopf aus den gesamten Körper durchfluteten.
    Die Elbenpferde, deren Sinne durch eine lange Zuchtfolge geschärft waren, auch wenn sie nicht an die Empfindlichkeit der Elben heranreichten, scheuten, halb wahnsinnig vor Schmerz und Furcht, richteten sich auf und bockten. Die gedankliche Lenkung durch den Reiter versagte vollkommen. Das Einzige, was die Tiere noch erfüllte, war heillose Panik.
    Keandir griff nach den Zügeln, die von elbischen Reitern normalerweise kaum benutzt wurden; mitunter verzichteten sie sogar ganz darauf, da die Führung durch einen halbwegs disziplinierten Elbengeist viel sicherer war als jener Grad des Gehorsams, den man durch Zügel bei einem Reittier erreichen konnte.
    Ein besonders intensives Krächzen schnitt wie ein scharfes Messer in Keandirs Seele. Er konnte für Augenblicke keinen klaren Gedanken fassen. Vor seinen Augen wurde es zuerst schwarz und dann grellrot, so als würde er sich mit geschlossenen Lidern der Sonne zuwenden.
    Der Elbenkönig kippte aus dem Sattel, als sich sein Pferd auf die Hinterhand stellte, und schlug zu Boden. Den Schmerz des Aufpralls spürte er kaum. Schicksalbezwinger entglitt seiner Hand.
    Sammle die Kraft der Finsternis deiner Seele!
    Er rappelte sich auf. Ihm war schwindelig, er fühlte sich wie betäubt, und die krächzenden Schreie der Riesenraben hörte er wie aus weiter Ferne. Nur verschwommen vermochte er seine Umgebung wahrzunehmen. Seine Hand zuckte zu den Elbensteinen. Er umfasste sie, und ein Kraftstrom durchflutete ihn und drängte die grausamen Schmerzen zurück. Er schaute sich schnell um, sah Schicksalsbezwinger auf dem Boden liegen. Das Pferd, auf dem er geritten war, war in Panik davongestoben und schien völlig den Verstand verloren zu haben, denn es versuchte, einen der Steilhänge emporzulaufen. Das Tier rutschte ab und ließ dabei ein markerschütterndes Wiehern hören, ein Laut, derart erfüllt von Schmerz, Qual und Todesfurcht, dass er einem durch Mark und Bein ging.
    Lass die Finsternis dich ganz und gar ausfüllen. Denn nur die Finsternis hilft gegen die Finsternis …
    Er fasste Schicksalbezwinger mit beiden Händen, so fest, dass es beinahe schmerzte und die Handknöchel unter der blassen Haut deutlich hervortraten, und blickte sich um. Elben und Elbenpferde wälzten sich am Boden. Manche der Pferde waren schon nicht mehr am Leben, und mit einem

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