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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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zweiten Blick stellte Keandir voller Entsetzen fest, dass auch einige der Elben den fürchterlichen Zauberschreien der Riesenraben zum Opfer gefallen waren; reglos und mit weit aufgerissenen, starren Augen lagen sie da, der Geist zerstört durch die Magie der Rabenschreie.
    Noch immer war es für Keandir kaum möglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Sandrilas war offenbar ebenfalls vom Pferd geworfen worden; er erhob sich schwankend. Hauptmann Rhiagon schoss seine Einhandarmbrust ab und traf damit einen der Riesenraben. Doch in dem Moment, als der Bolzen auftraf und der feine Mechanismus eigentlich das magische Gift hätte freigesetzt müssen, löste sich der Riesenrabe auf; er zerfiel in Dutzende von Rabenwinzlingen, die kaum größer waren als ein Elbendaumen. Ihre Schreie aber waren ebenso schrill, dass sie sich wie glühende Nägel in den Geist der Elben bohrten. Rhiagon stöhnte sogleich schmerzerfüllt auf.
    Auch andere Mitglieder der Einhandschützengarde des Königs setzten ihre Waffen ein. Manche waren vor Schmerzen kaum in der Lage, einigermaßen zu zielen. Andere schafften es trotz der Beeinträchtigung durch die Rabenschreie, eines dieser magischen Wesen zu treffen. Aber die Wirkung ging stets ins Leere: Bevor das Gift des Bolzens seine Wirkung entfalten konnte, zerfiel der jeweilige Vogel in Rabenwinzlinge, die wenige Augenblicke später wieder zu einem Riesenraben verschmolzen. Manche von ihnen waren noch größer als die ursprünglichen Vögel. Hier und dort vereinigten sich auch Riesenraben zu noch größeren Wesen.
    Doch sie griffen nicht an – abgesehen davon, dass sie den Elbentrupp mit ihren magischen Schreien traktierten. Stattdessen kreisten sie über den Elben und warteten ab, was geschah.
    Keiner der Elben saß noch auf dem Rücken seines Pferds. Ein Drittel lag reglos am Boden, ein weiteres Drittel rührte sich zwar noch, war aber schwer angeschlagen. Nur wenige hielten sich noch auf den Beinen.
    Einzig Siranodir mir den zwei Schwertern wirkte vollkommen unbeeindruckt.
    »Was ist los mit Euch?«, rief er, denn er war nicht betroffen von den Auswirkungen der Zauberschreie; er konnte sie offenbar nicht einmal wahrnehmen . Die Schwäche seines Gehörs, über die er sich schon so oft gegrämt hatte, war in diesem Fall ein Vorteil.
    Siranodir griff nicht zu den beiden auf dem Rücken gegürteten Klingen, denen er die Namen »Hauen« und »Stechen« gegeben hatte, sondern sprang von seinem bockenden und ausschlagenden Pferd, schnappte sich die Einhandarmbrust eines am Boden liegenden Elbenkriegers und zielte auf eines der größten am Himmel kreisenden Rabengeschöpfe; das hatte etwa die Ausmaße von anderthalb Elbenpferden angenommen, und immer noch verschmolzen Rabenwinzlinge mit ihm auf magische Weise.
    Obwohl er kein geübter Einhandschütze war, traf er das monströse Geschöpf, und das magische Gift im Inneren des Bolzens wurde durch den hochempfindlichen Mechanismus freigesetzt. Ein zischender, säureartiger Brand breitete sich aus, Flammen schlugen hervor, doch abermals teilte sich das Monstrum in Hunderte von Winzlingen. Einige von ihnen fielen als amorphe Klumpen zu Boden, von dem magischen Gift völlig verformt. Diesmal hatte der Teilungsprozess mit einer kleinen Verzögerung stattgefunden, aber den meisten Winzlingen konnte der Giftbrand nichts anhaben, denn sie lösten sich rechtzeitig von der Kreatur, die sie eben noch gebildet hatten.
    Die Rabenungetüme kreisten immer schneller, teilten sich in immer kleinere Winzlinge, sodass sie aus der Ferne wie ein Schwarm Fliegen wirkten. Ein Strudel entstand in dieser schwarzen Wolke, und dann erfolgte ein weiterer Angriff.
    Die Winzlinge stürzten sich auf die noch lebenden Elbenkrieger. Der Großteil der Elben war kaum fähig, sich zu wehren, und die Rabenwinzlinge verstärkten ihre magischen Schreie noch; Keandir glaubte, dass ihm der Schädel zerspringen müsse.
    Die Angreifer stürzten sich auf ihn und stachen an Dutzenden Stellen mit ihren Schnäbeln zu. Ganz besonders hatten sie es aber auf die Augen abgesehen. Keandir hieb mit Schicksalsbezwinger um sich. Manche der Angreifer zerteilte die scharfe Klinge im Flug, aber es waren zu viele, und sie waren zu klein, um sie alle abzuwehren. Dazu kam, dass der Elbenkönig durch die Schreie der Angreifer in seinem Reaktionsvermögen erheblich beeinträchtigt war.
    Taumelnd schlug er blindlings um sich, um sich so gut wie möglich vor den Rabenwinzlingen zu schützen, die ihn umschwirrten.

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