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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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tiefen Tönen unterlegt, die selbst für Elbenohren kaum noch hörbar waren und an die Riesenmammuts aus Wilderland erinnerten. Selbst der schwarze Steinboden des Plateaus vibrierte.
    Eine Gedankenstimme sprach direkt zu Keandir:
    » Oou wird dich töten, Anführer der bleichen Spitzohren!«

4. Kapitel
    Linien des Schicksals und des Todes

    Das Tor des Tempels der Sechs Türme öffnete sich, und die Stierkrieger, die dort Posten bezogen hatten, nahmen Haltung an und präsentierten ihre Waffen. Ein einzelner Rabe flatterte aus dem Inneren des Tempels. In den Klauen einen kleinen Lederbeutel, flog er über die Köpfe der Stierkrieger hinweg.
    » Erfülle den Willen deines Herrn!«
    Dieser Gedanke begleitete und lenkte ihn, und er beschleunigte auf eine Weise, wie es einem gewöhnlichen Vogel nicht möglich gewesen wäre: Innerhalb eines Augenaufschlags war er nicht mehr zu sehen, und niemand, der zum Himmel blickte, war in der Lage, ihn noch auszumachen, kein Stierkrieger, kein Rhagar und auch kein Elb. Das Tor des Tempels schloss sich wieder.
    Der Rabe aber hatte bereits wenig später die Wälder Karanors verlassen. Er reiste in einer Zwischenwelt, aus der er nur gelegentlich hervortauchte, um sich zu orientieren. Es ging über Aratan hinweg und über die Meersbucht vor der Küste dieses Landes, dann entlang den Küsten Elbaras und Nuraniens, bis er schließlich Elbiana erreichte, jenes Reich, dass sein Herr vernichten musste, wollte er auf Dauer die Herrschaft erringen.
    Die Flugbahn des Vogels beschrieb einen Bogen nach Nordwesten, folgte wieder der Küste, dann wurde er langsamer, denn die Intervalle, in denen der Rabe in die Zwischenwelt ein- und aus ihr wieder auftauchte, wurden kürzer.
    Schließlich fand er die Straße, die von Elbenhaven nach Süden führte; dort ging er nieder. Ein Meilenstein gab an, dass die Hauptstadt Elbianas noch fünf Meilen entfernt sei. Die Gestalt des Raben veränderte sich. Sie streckte sich hoch empor und nahm an Substanz zu. Dabei atmete er schwarzen Rauch aus und ließ einen durchdringenden krächzenden Laut hören. Der Gestaltenwandel schien ihm nicht zu behagen. Aber es war der Befehl seines Herrn, der ihm dies gebot. Ein Werkzeug war er in dessen Händen, denn ER hatte ihn aus dem Limbus geholt. ER war der Einzige, der dazu in der Lage war.
    Die Flügel bildeten sich zurück, ein Kopf mit dunklen Haaren und spitzen Ohren entstand, während statt eines Mundes noch ein Schnabel vorhanden war. Ein groteskes, sich dauernd veränderndes Mischwesen entstand, bis schließlich ein ganz gewöhnlicher Elb mitten auf der Straße zur Hauptstadt stand.
    Er trug ein dunkelbraunes Gewand, das zu dem blassen, elfenbeinfarbenen Teint kontrastierte. Die Haare waren bernsteinfarben, was bei den Elben Nordbergens und Meerlands immer häufiger vorkam; manche Elben wurden so geboren, aber viele benutzten einen einfachen Zauber, um die Haarfarbe entsprechend zu ändern. In Zeiten, da die Elbenmagier spirituell zu schwach für hexerische Großtaten waren, machte inzwischen so manches Gildenmitglied ein Vermögen damit, dass er jungen Elben - magisch ungebildet, aber mit einem gewissen diesbezüglichen Talent gesegnet - Unterricht darin gab, kleine Kunststückchen durchzuführen wie zum Beispiel sich die Haare zu färben, was auf große Nachfrage stieß. Eine Nachfrage, die im Übrigen bei männlichen Elben inzwischen fast genauso groß war wie bei Elbenfrauen. Der Schamanenorden hatte diese Auswüchse natürlich immer auf das Schärfste als Missbrauch der Magie kritisiert.
    Der zum Elb verwandelte Rabe betrachtete seine Hände, betastete die Arme und den Oberkörper, so als könne er kaum glauben, dass dies nun seine Gestalt sein sollte. Zumindest vorerst, bis sein Auftrag erfüllt war.
    Dann sah er auf den Lederbeutel herab, den er während der Verwandlung abgelegt hatte. Er lag vor ihm auf dem Boden. Der Elb bückte sich, hob ihn auf und blickte kurz hinein: Zwei Kristallkugeln in Augengröße befanden sich darin. Im Gesicht des Elben zuckte es. Er musste noch lernen, mit der Mimik dieser Gestalt zurechtzukommen. Und zwar sehr schnell, denn sein Herr hatte größte Eile geboten.
    Sein Name sollte Zerolas lauten, und angeblich war er ein elbischer Händler aus Norgua im Herzogtum Noram, erinnerte er sich. Dabei verzog er das Gesicht auf eine Weise, die entfernt an ein elbisches Lächeln erinnerte.

    »Macht Euch keine Sorgen um mich«, sagte Rhiagon. Er stand an den Zinnen des Südturms und sog die

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