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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Elben und des Augenlosen in die Königshalle reagieren sollten. Wenn ihre barbarischen Schreie auch vollkommen unverständlich blieben, so war ihre Körpersprache doch sehr eindeutig. Zweifellos hätten sie sich am liebsten sofort auf die Eindringlinge gestürzt, aber aus irgendeinem Grund fehlte ihnen der Mut dazu.
    War es Furcht, fragte sich Keandir.
    Aber dafür gab es eigentlich keinen Grund. Schließlich waren sie im Kampf gegen die Elben schon recht erfolgreich gewesen, und auch den Augenlosen konnten sie mit ihren im magischen Feuer gehärteten Waffen töten, wenn er sich nicht an einen Ort zurückzog, an den die ihm nicht folgen konnten ― vorzugsweise ins Erdinnere.
    Ihre Scheu musste einen anderen Grund haben.
    Immer mehr von ihnen sammelten sich in der Halle. Mancher näherten sich bis zu dem Kreis, den die mächtigen Steinquadern bildeten. Doch weiter wagte sich keiner von ihnen vor.
    »Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr nichts zu befürchten habt, mein ängstlicher König!«, spottete der Augenlose. »Sie fürchten den Bereich zwischen den Quadern.«
    »Weshalb?«, verlangte Branagorn zu wissen.
    »Sie mögen zu halben Tieren degeneriert sein, aber der Respekt vor ihrem letzten König ist immer noch sehr groß. Sein Name ist mir entfallen, aber die Äfflinge verehren ihn wie einen Gott. Und außerdem erscheint ihnen hier der Feuerbringer.«
    Keandir warf einen Blick zu dem Skelett auf dem Thron.
    »Selbst wenn der Feuerbringer hier erscheinen sollte«, sagte Branagorn an Keandir gerichtet, »und es Euch wider Erwarten gelingt, dieses ominöse Wesen zu besiegen, mein König, so werden wir doch niemals lebend aus dieser Halle herauskommen.« Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als er sich an den Seher wandte. »Ich muss sagen, dir hätte ich einen besseren Plan zugetraut. Schließlich bildest du dir doch so viel auf dein Alter und deine Weisheit ein!«
    Der Augenlose stieß mit dem Schaft des dunklen Stabs auf den Boden. Sieben Mal hintereinander geschah dies. Aus den Augen des zwergwüchsigen Totenschädels an der Spitze des Stabs drang etwas, das zuerst wie schwarzer Staub wirkte, dann aber mehr Ähnlichkeit mit einem wimmelnden Schwarm winziger Insekten hatte. Er glich jenem schwarzen Schwarm, der aus dem zahnlosen Mund des Sehers gekommen und in die Nasenlöcher des Elbenkönigs gedrungen war, woraufhin dessen Augen für einen Moment völlig schwarz gewesen waren. Er zog kurz durch die Luft und drang dann in die geöffnete Mundhöhle des Sehers ein, der ihn schmatzend verschluckte.
    Die Erklärung, die seine Geisterstimme lieferte, während sein Mund noch Kaubewegungen vollführte, klang überraschend banal. »Eine kleine magische Stärkung. Ihr könntet so etwas jetzt auch gebrauchen, König Keandir.«
    »Ich lehne dankend ab«, knurrte Keandir düster.
    »Ich denke, ich kann besser beurteilen, was gut für Euch ist«, sagte die Gedankenstimme des Sehers, und gleichzeitig riss er den Mund weit auf, und der Schwarm der winzigen schwarzen Teilchen schoss daraus wieder hervor und auf den Elbenkönig zu.
    Keandir wich mehrere Schritte zurück. Noch einmal wollte er nicht zulassen, dass die unheimliche Magie des Sehers in ihn eindrang. Er murmelte einen Abwehrzauber, aber dieser zeigte keine Wirkung. Als der Schwarm ihn erreichte, sah er aus wie eine Wolke aus purer Finsternis.
    Wieder drangen die schwarzen Teilchen durch seine Nasenlöcher in Keandir ein, obwohl er die Luft anhielt, um sie nicht einzuatmen.
    Branagorn machte eine rasche Bewegung zur Seite und fühlte sich im nächsten Moment wieder von jener unwiderstehlichen Kraft gepackt, die ihn gefesselt hatte, als der schwarze Schwarm zum ersten Mal in den Körper des Königs eingedrungen war.
    »Vergiss meine Macht nicht, König Keandir!«, rief der Seher. »Ich weiß sehr wohl, was ich tue – auch wenn ich nicht jeden Narren in alle Einzelheiten meiner Pläne einweihe. Schließlich hatte ich viele Äonen Zeit, über meine Flucht aus der Gefangenschaft nachzudenken!«
    Branagorns Lähmung ließ nach. Der magische Griff, in den der Augenlose ihn genommen hatte, lockerte sich und war schließlich nicht mehr zu spüren. Der Elbenkrieger atmete tief durch und wandte sich Keandir zu. »Was ist mit Euch, mein König?«
    »Nichts«, murmelte dieser. »Nichts, was der Erwähnung wert wäre.«
    »Aber …«
    »Hast du nicht gehört, was dein König sagt?«, fuhr der Augenlose dazwischen. »Wenn du schon mir nicht gehorchen magst, dann folge

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