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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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eben noch blankes Gebein gewesen war, entstand plötzlich Fleisch. Es dauerte einige Augenblicke, und der König saß in alter Pracht und Stärke auf seinem Thron. Aus dem Staub, der ihn umgab, entstanden ein prachtvoll bestickter Umhang und ein tunikaartiges Gewand.
    Der letzte König der Ouroungour erhob sich. Die Äfflinge starrten ihn an, während er mit Schwert und Zepter in den Händen einen Fuß vor den anderen setzte. Seine Bewegungen wurden fließender. Er öffnete das Maul und stieß Laute in der uralten Sprache der Ouroungour aus. Die Stimmlage war zwar ähnlich schrill wie die der degenerierten Affenartigen, doch es handelte sich eindeutig um eine Sprache.
    Der letzte König der Ouroungour schwang sich auf einen der Steinquader. Er stand da und hob sein Schwert in einer machtvoll wirkenden Geste.
    Innerhalb von Augenblicken herrschte Totenstille in der Königshalle. Keiner der Äfflinge wagte es noch, irgendeinen Laut von sich zu geben. Sie starrten wie gebannt auf ihren König und Gott.
    »Eine Totenbeschwörung ist nicht allzu schwer«, erklärte der Augenlose. »Zumindest dann nicht, wenn man den Toten nicht für längere Zeit erwecken und ihm zu einer dauerhaften Fortsetzung seiner Existenz verhelfen will. Im Wesentlichen basiert alles auf einer Illusion.« Der Augenlose gluckste vor boshafter Freude und fügte dann noch hinzu: »Außerdem wird es den Feuerbringer anlocken.«
    In diesem Augenblick schossen grellweiße kalte Flammen aus den Steinquadern empor. Sie bildeten einen Flammenring um den inneren Thronbereich und erfassten den wiedererweckten letzten König der Ouroungour. Doch das schien diesen nicht im Mindesten zu stören. Sein Körper brannte lichterloh – aber er ver brannte nicht.
    Er blieb auf dem Steinquader stehen und sprach zu den Äfflingen. Es war anzunehmen, dass sie keines seiner Worte verstanden, aber allein der Klang seiner Stimme schien sie zu beruhigen.
    Der Augenlose kreuzte die Stäbe übereinander und richtete sie auf den letzten König der Ouroungour. Schwarze Blitze zuckten aus den Stäben und erfassten den Widergänger. Ein heiserer Schrei entfuhr ihm. Vor den Augen der Äfflinge zerfiel sein Körper wieder bis auf die Knochen zu Staub, und die Gebeine klapperten auf den altarähnlichen Steinquader.
    Die Äfflinge stoben in alle Richtungen davon. Sie waren völlig von Sinnen. Ihre Schreie erzeugten zusammen mit dem Echo einen Lärm, wie Keandir ihn nie zuvor in seinem Leben gehört zu haben glaubte. Er und Branagorn hatten Schwierigkeiten, durch die gleißende Feuerwand zu sehen, die sie umgab und nur zwischen den Quadern Lücken aufwies, aber der Augenlose war auf diese Art der Wahrnehmung nicht angewiesen.
    »Keiner von ihnen ist noch in der Königshalle!«, stellte er wenig später fest. »Die Bestien wissen jetzt, dass ich die Macht habe, ihren König und Gott zu vernichten, sodass wir zumindest für eine Weile vor ihnen Ruhe haben ― bis Xarors Zauber ihre schwachen Geister dazu zwingt, sich erneut gegen uns zu wenden.«
    Branagorn versuchte, eine der Lücken in der Feuerwand zu durchdringen. Aber die Flammen waren innerhalb der letzten Augenblicke immer höher geworden, und obwohl von diesem magischen Feuer keinerlei Hitze ausging, verhinderte seine Magie, dass Branagorn die angepeilte Lücke einfach passieren konnte. Er versuchte es mehrfach, wich aber jedes Mal wieder zurück und verzog dabei das Gesicht wie unter Schmerzen.
    »Schluss mit diesem Flammenzauber!«, rief er aufgebracht. »Ich will sehen, ob ich Hyrandil heilen kann!«
    »Er liegt am Boden und ist dem Tode näher als dem Leben«, erklärte der Augenlose. »Die Äfflinge haben ihn in ihrer Panik zurückgelassen. Außerdem brauchen sie kein Opfertier mehr für ihren Königsgott.« Wieder kicherte er. »Ach ja, was du Narr einen Flammenzauber nennst, ist nicht mein Werk.«
    »Sondern?«, fragte Branagorn.
    »Es ist das Werk desjenigen, den wir erwarten.« Mit dem Totenschädel am Ende des dunklen Zauberstabs deutete er in die Höhe. »Ich schlage vor, wir beide weichen zurück, mein kindlicher Wirrkopf, und überlassen das Schlachtfeld den eigentlichen Kontrahenten: deinem ehrenwerten, aber auch etwas einfältigen König Keandir und dem noch einfältigeren, dafür aber umso grausameren Lakaien meines vielgehassten Bruders Xaror – den Feuerbringer!«
    Die Flammen schlugen mittlerweile bis zur Hallendecke und zeichneten Rußspuren auf sie. Linien, die plötzlich eine unheimliche Lebendigkeit zu

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