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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auch bei Keandir der Fall war. Deshalb sagte er: »Gehen wir! Und hoffen wir, dass tatsächlich keine magischen Winde mehr die Weiterfahrt verhindern.«
    Die anderen waren bereit zum Aufbruch, und einige der Elben waren auch schon ein paar Schritte auf jenen Korridor zugegangen, durch den der Trupp die Königshalle erreicht hatte. Da wandte sich Thamandor noch einmal dem kopflosen Körper des Augenlosen zu, der sich in eine breiige, faulende Masse zu verwandeln begann. Es schien fast so, als würde sich die Natur dafür rächen, dass man ihr über so lange Zeitalter ihr Recht verweigert hatte, indem sie ihn nun einem beschleunigten Verfallsprozess aussetzte. Der Geruch war für Thamandor kaum erträglich. Aber es gab etwas, das er auf keinen Fall zurücklassen wollte.
    Die beiden Zauberstäbe.
    Er nahm sie vom Boden auf. Scheu berührte er den goldenen Affen, der nichts weiter zu sein schien als ein Kunstwerk der Metallgießerei, ein unbeseeltes Objekt aus Gold, mehr nicht.
    »Lasst diese Gegenstände besser liegen!«, rief Branagorn. »Das Böse, das in dem Augenlosen wohnte, wird auch in diesen Stäben schlummern!«
    »Ich will wissen, was es ist, dass diesen Gegenständen eine derartige Kraft verlieh. War es nur die Magie des Augenlosen oder etwas in diesen Stäben selbst?«
    »Eines Tages werdet Ihr für Eure Neugier teuer bezahlen«, war Lirandil der Fährtensicher überzeugt.
    »Vielleicht werdet Ihr alle eines Tages für Eure mangelnde Neugier bezahlen«, erwiderte Thamandor leicht beleidigt. »Die Erkenntnis an sich ist nicht gut oder böse. Es hängt immer davon ab, wozu man sein Wissen einsetzt.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen.
    »Was meint Ihr, mein König?«, fragte Prinz Sandrilas, und im nächsten Moment waren die Blicke aller auf Keandir gerichtet.
    »Thamandor soll die Stäbe mitnehmen, wenn er will«, lautete die Entscheidung des Elbenherrschers. »Ich bin überzeugt davon, dass sie niemandem mehr schaden werden, denn der Augenlose ist ein für allemal vernichtet. Dank Euch, Sandrilas!«
    »Zu viel der Ehre, mein König!«
    »Nein, sie gebührt Euch«, widersprach Keandir. »Ich hoffe, Ihr wisst den Weg zurück ins Freie.«
    Prinz Sandrilas hob die Hand und deutete auf Lirandil. »Wir haben den besten Fährtensucher des Elbenvolks in unseren Reihen. Was sollte uns da passieren? Im Übrigen ist es nicht besonders weit.« Er machte eine Pause und sagte dann: »Aber eigentlich haben wir unser Ziel noch nicht erreicht.«
    »Welches Ziel?«, fragte Keandir.
    »Unseren König zu finden und zu befreien, das haben wir geschafft. Aber was ist mit all den Kriegern, die sich in Eurer Begleitung befanden?«
    Keandirs Gesicht verdüsterte sich. »Sie starben in einem verzweifelten Kampf auf einer Felsenkanzel. Branagorn und ich sind die letzten Überlebenden, und auch wir sahen das Ende bereits vor uns, als …« Keandirs Miene veränderte sich. Er wirkte auf einmal sehr nachdenklich. Der Blick seiner Augen schien nach innen gerichtet, in die Untiefen der eigenen Seele.
    Branagorn beobachtete seinen Herrn und König sehr aufmerksam. Die Erinnerung an die zeitweise vollkommen schwarzen Augen des Königs ließ den jungen Elbenkrieger frösteln. Es ging ihm nicht aus dem Kopf, wie die Finsternis, das pure Böse, in den König gedrungen war und ihn beherrscht hatte. Wie viel von diesem Bösen mochte in Keandir geblieben sein und noch immer seine weiße Seele beflecken?
    Als Branagorn geboren wurden, war Keandir bereits König gewesen. Branagorn hatte ihm immer vertraut und in ihm das Symbol der Zukunft gesehen, nicht der Vergangenheit. Eine Hoffnung darauf, dass sich das Schicksal des Elbenvolks zum Guten wendete und der Fluch der ewigen Wanderschaft irgendwann sein Ende fand.
    Die Jugend war unter den Elben schon immer eine Minderheit gewesen. Aber Branagorn hatte es stets als sehr ermutigend empfunden, dass ein Seegeborener wie er König war. Das ließ darauf hoffen, dass sich die Elben den neuen Zeiten anpassen konnten.
    Branagorn hörte wie aus weiter Ferne, wie König Keandir vom Tod jener Krieger berichtete, die ihn begleitet hatten. War da irgendein verräterischer Ton? Eine Nuance, die vielleicht Aufschluss darüber gab, wie stark das Böse ihn noch beherrschte? Das Misstrauen ließ sich nicht einfach hinwegwischen. Branagorn sah ein, dass es nichts nützte, wenn er versuchte, diese Gedanken einfach aus seinem Geist zu verbannen.
    Keandir hingegen war sehr erschrocken, als er erfuhr, was die

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