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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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nutzlos gewöhnliche Waffen gegen die Kräfte dieser Kreatur waren.
    »Ich kann eure Waffen gegen euch selbst richten«, rief der Seher triumphierend, »und sogar euren König zwingen, jeden Einzelnen von euch zu erschlagen!«
    Keandir hob Schicksalsbezwinger und richtete die Klinge gegen die anderen Elben, als würde er nur auf den Befehl des Sehers warten.
    »Niemand wird deine Herrschaft anerkennen«, erklärte Prinz Sandrilas und trat auf den Augenlosen zu.
    »Sei kein Narr, Einäugiger!«, entgegnete der Seher. »Du kannst nicht ermessen, wie groß meine Macht ist! Dein Schwert vermag nichts gegen mich auszurichten!«
    »Das vielleicht nicht!«, rief Branagorn. »Aber er fürchtet die Waffen der Äfflinge, weil sie in den magischen Flammen des Feuerbringers gehärtet wurden!«
    Das Schwert des letzten Königs und der Ouroungour-Speer lagen noch inmitten des Steinquaderkreises. Thamandor richtete sogleich den Blick auf diese Waffen, nachdem er Branagorns Worte vernommen hatte, und ebenso Merandil der Hornbläser. Aber keiner von ihnen war schnell genug.
    Der Augenlose murmelte eine kurze Zauberformel, woraufhin die am Boden liegenden Waffen durch die Luft wirbelten. Sie landeten zielsicher in den Händen des zum Leben erwachten goldenen Affen an der Spitze des hellen Zauberstabs. Funken sprühten, als sie die unsichtbare Schutzglocke, die den Augenlosen umgab, durchdrangen.
    »Ich kenne eure Seelen und bin euren Gedanken immer einen Schritt voraus«, sagte der Augenlose und kicherte.
    »Nicht immer!«, rief Prinz Sandrilas, sein Schwert Düsterklinge in der Faust, dessen Spitze er ins magische Feuer gehalten hatte. Mit drei schnellen Schritten war er bei dem Augenlosen, und blitzartig stieß er zu.
    Die Klinge durchstieß mit Funkenschlag die unsichtbare Schutzhülle und traf direkt in die Mundhöhle des Augenlosen.
    Der brüllte auf, mit seiner Geisterstimme und mit der seines Mundes, während Sandrilas das Schwert zurückzog und zu einem weiteren Hieb ausholte. Der trennte den Schädel der uralten Kreatur vom Rumpf und ließ ihn über den Boden rollen, bis er gegen einen der Quader stieß.
    Der Körper des Augenlosen sackte in sich zusammen. Schleim quoll aus dem Halsstumpf. Die Zauberstäbe fielen klackernd auf den Boden, und der goldene Affe an der Spitze des hellen Stabs war augenblicklich erstarrt; seine Pranken hatten Schwert und Speer freigegeben – Waffen, die für ihn ohnehin viel zu groß gewesen waren.
    Keandir drehte sich herum, und eine schwarze Wolke drang aus seinen Nasenlöchern, während die Augen wieder ihre gewohnte Färbung annahmen. Die Schwärze löste sich auf, verteilte sich im Raum, so als würden die einzelnen Teilchen dieses Schwarms nach dem Augenlosen suchen, der sie hervorgebracht hatte, und ihn nicht finden.
    Keandir blickte verständnislos und verwirrt auf das Schwert in seiner Hand. »Was tue ich da?«, fragte er.
    »Ich hoffe, Ihr seid wieder Ihr selbst, mein König«, sagte Prinz Sandrilas. Er hob sein Schwert Düsterklinge und betrachtete es. »Jener Augenblick, in dem ich es in das magische Feuer hielt, wie es die Äfflinge mit ihren Waffen taten, war ein wahrhaft schicksalhafter«, meinte er.
    Keandir atmete tief durch, dann steckte er Schicksalsbezwinger in die Scheide seines Gürtels. »Wir sollten diese Insel so schnell wie möglich verlassen«, erklärte er. »Wer kann schon sagen, welche Zaubermächte uns später daran hindern werden, wenn wir es nicht sofort versuchen.«
    Branagorn bedachte seinen König mit einem misstrauischen Blick, so als wäre er sich nicht ganz sicher, ob er ihm trauen konnte. Keandir bemerkte dies und sagte: »Ihr habt Euren König auf eine Weise handeln sehen, die Euch gewiss erschreckte.«
    »Nein, ich habe nicht ihn handeln sehen, sondern das Böse, dessen Ursprung der Augenlose war. Ich frage mich nur, was von der Finsternis, die in Euch war, noch dort zurückgeblieben ist.«
    »Nichts, werter Branagorn. Nichts«, versicherte der Elbenkönig. »Ich bin wieder vollkommen Herr meiner selbst, und das, was da in mir war, ist ebenso gestorben wie jener, der es gesandt hat.« Dabei deutete er auf den enthaupteten Körper des Augenlosen.
    Auch Sandrilas’ Miene verriet Misstrauen. Doch er selbst war kurzfristig vom Bösen beherrscht worden, als er Düsterklinge in die magische Flamme des brennenden Steins gehalten hatte, und spürte nichts mehr davon; das Finstere schien sich in ihm vollkommen aufgelöst zu haben, und so glaubte er, dass dies

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