Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Oberflächen rollten wie Spielwürfel über das dunkle Holz. Sie schienen von einem inneren Leuchten erfüllt, das so stark war, dass es nicht von dem Sonnelicht herrühren konnte, dass sich auf den glatten Oberflächen brach.
    Die Elbensteine!, durchfuhr es König Keandir. Sie waren das Sinnbild für die Verbindung der Elben mit den drei geistigen Sphären. Bei wichtigen Ritualen fanden sie Verwendung, so unter anderem bei der Anrufung der Namenlosen Götter, die Brass Elimbor zuletzt durchgeführt hatte, als das Elbenvolk noch gar nicht daran dachte, die Gestade von Athranor jemals zu verlassen.
    Keandir beobachtete aufmerksam, was der Schamane tat.
    »Hat er das dir gegenüber angekündigt, Kean?«, flüsterte Ruwen.
    König Keandir schüttelte leicht den Kopf. »Das letzte Mal, dass er mit mir ein paar Worte sprach, war, als ich dich zu meiner Frau erwählte.«
    Und ich bin immerhin der König!, setzte Keandir in Gedanken hinzu.
    Der Schamane vollführte eine weit ausholende Geste und deutete dann auf die leuchtenden Elbensteine. Sie schienen auf diese Bewegung zu reagieren. Das Leuchten wurde stärker.
    »In der alten Zeit war es üblich, diese Steine bei jeder Zusammenkunft des Kronrats in die Mitte des Kreises zu legen«, begann Brass Elimbor zu sprechen, vielleicht seit vielen Jahrzehnten zum ersten Mal, »damit wir nicht vergessen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Damit uns immer bewusst ist, wie wichtig für uns Elben die Verbindung zu den drei geistigen Sphären ist. Der Kontakt zur Sphäre der Namenlosen Götter war in der Alten Zeit ebenso wichtig wie die Verbindung in die Reiche der Jenseitigen Verklärung und der Verblassenden Schatten. Mag sein, dass dies vielen von uns nicht mehr bewusst ist. Und es mag auch sein, dass viele von uns während der Durchquerung des zeitlosen Nebelmeers auch den Bezug zu diesen Wurzeln des Elbentums verloren haben. So mancher mag sich daher fragen, was dieses Faltengesicht, das ich bin, mit seinen leuchtenden Steinchen überhaupt noch zu sagen hat, da es doch schon so lange schwieg.« Brass Elimbor machte eine Pause. Der Blick seiner falkenhaften Augen wirkte auf einmal überhaupt nicht mehr gedankenverloren und in sich gekehrt, sondern überraschend gegenwärtig. »Wir dürfen eine so weitreichende Entscheidung über den zukünftigen Weg unseres Volks nicht treffen, ohne uns an das zu erinnern, was wir waren. Dafür sind diese Steine ein Zeichen. Alles, was wir tun, müssen wir vor den Eldran, den Maladran und den Namenlosen Göttern verantworten. Sie sehen uns. Sie beobachten uns und nehmen an dem Schicksal der Lebenden Anteil, auch wenn heutzutage viele der Meinung sind, sie wären gleichgültig und kalt. Aber das sind sie nicht, wie ich allen hier Anwesenden versichern kann. Sie sind vielmehr die Verbindung zu unserer Vergangenheit und damit zu uns selbst. Eine Verbindung, die wir nicht abreißen lassen dürfen, ganz gleich, wie dieser Rat entscheiden mag.«
    Gemessenen Schrittes ging der Schamane zurück zu seinem Platz und setzte sich.
    Es fehlte noch, ging es Keandir durch den Kopf, dass er vorschlug, mit Hilfe der Elbensteine eine Beschwörung der Eldran oder gar der Namenlosen Götter durchzuführen, um sicherzugehen, dass sie die Elben auf ihrem künftigen Weg begleiteten. Dieser Gedanke erschreckte ihn nahezu. Hatte er dafür gegen den Furchtbringer gekämpft? Dafür, dass am Ende doch wieder undurchschaubare Mächte das Schicksal bestimmten?
    Nein, er hatte sich die Möglichkeit verdient , das Schicksal selbst zu bestimmen. Er war entschlossen, sich die Früchte seines Sieges nicht nehmen zu lassen. Auch nicht von den Namenlosen Göttern, deren Interesse an den Elben Keandir längst nicht so groß schien, wie es der Einschätzung des Schamanen entsprach.
    Sie würden sich von einigem trennen müssen. Von einem Teil der Elben, der vielleicht nicht bereit war, den Weg in das neue Land mitzugehen, und ebenso von den Eldran oder den Namenlosen Götter, die in Keandirs Sicht nichts weiter als verblassende, tote Chimären der Vergangenheit waren. Es mochte sein, dass die Götter in der Alten Zeit dem Reich der Jenseitigen Verklärung nahe gewesen waren und dass die Sphäre dieser Götter vielleicht in Wahrheit gar keine eigene Sphäre, sondern eigentlich ein Teil Eldranas gewesen war. Keandir aber glaubte inzwischen, dass die Namenlosen Götter mittlerweile ihre Sphäre Maldrana, dem Reich der Verblassenden Schatten, angenähert hatten, mit dem sie vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher