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Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonja Züllig
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rauschend, machte sich auf Richtung Süden.
    »Entschuldigt mich, ich bin gleich zurück, geh mir nur die Hände waschen«, nuschelte ich benommen.
    Mann, sah ich mit dem Verband bescheuert aus – und das in Gegenwart einer sexsüchtigen Klassefrau. Du bist ein echter Glückspilz, Michael, dachte ich und nickte meinem Spiegelbild anerkennend zu. Dann warf ich ein Gramm Paracetamol ein und trat ans Wohnzimmerfenster.
    Elanor trug eine Gianna-Nannini-Schirmmütze, die sie bis weit über die Ohren hinuntergezogen hatte. Wahrscheinlich verbirgt sich darunter wunderschönes, langes blondes Haar, zuckte es durch meinen lädierten Schädel. Ich löste meinen Blick von ihren Brüsten, die durch ein knallenges, grünes Top gefangen gehalten wurden, und wandte mich ihren Beinen zu. Schwarze, bis zu den Knien reichende Stiefel komplettierten das verruchte Bild.
    Genug gestarrt. Ich ergänzte meine Ausrüstung mit einigen Schmerztabletten und nahm meine Jack-Wolfskin-Jacke vom Haken. Sicher ist sicher.
    »Da bin ich wieder. Ich bin Michael.« Ich gab mir Mühe, Elanor mit etwas, das ich für einen souveränen Blick hielt, zu umgarnen.
    »Ich bin Wolf«, knurrte es da von links. Ich zuckte zusammen, als mir der Typ seine riesige Pranke entgegenstreckte. Sein Händedruck war, wie befürchtet, tödlich. Beinahe hätte ich vor Schmerz aufgeschrien, nahm mich aber, im Bewusstsein der Traumfrau in meiner Nähe, zusammen. Als kompletter Idiot und Weichei in einem wollte ich dann doch nicht dastehen.
    Wolfs dunkle Augen waren dauernd in Bewegung und bildeten einen seltsamen Kontrast zu seinen struppigen, in alle Richtungen abstehenden, dunkelblonden Haaren. Verdammt, der Typ hatte die Statur von Hugh Jackmans jüngerem Bruder! Ich sah meine Chancen, bei Elanor zu landen, mit Überschallgeschwindigkeit sinken.
    Dann stand auf einmal der Dritte da.
    »Du meine Güte, geht’s dir gut?«, entfuhr es mir, als ich das totenbleiche Gesicht mit den dunklen Schatten unter den Augen sah.
    »Es geht schon. Ich kann nur kein Blut sehen. Ich bin Wladimir.« Seine Stimme war angenehm leise und melodiös und sein Händedruck nach Wolfs Quetsche eine wahre Wohltat, kam sie doch einem kalten Umschlag gleich. An Durchblutungsstörungen litt der Arme auch.
    Eine seltsame Spannung, deren Ursache ich nicht erfassen konnte, lud die langsam kühler werdende Nachtluft auf. Ich beschloss, mir nichts anmerken zu lassen und gute Laune zu verbreiten. Schließlich war ich kein Psychiater. Sollten die ihre Probleme mit dem Professor besprechen.
    Elanor fragte mich nach dem Schmetterlingsflügelding. Ich hatte es eingesteckt, nachdem es der Professor auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte. Sie nannte es »Fingerzeig der Ahnen«. Sehr poetisch. Als ihre schlanken Finger sachte und voller Ehrfurcht darüberstrichen, schien es mir, dass ihre Augen aufleuchteten und von ihrer Gestalt ein kaum vernehmliches Summen erklang, aber vielleicht hatte ich eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Elanor rollte das Ding schließlich vorsichtig zusammen und ließ es wie selbstverständlich im Ausschnitt ihres Tops verschwinden.
    Ich schluckte und wandte mich gezwungenermaßen Wladimir zu, der mich höflich bat, sich den Kofferraum meines Wagens ansehen zu dürfen. Ich seufzte innerlich zum ersten Mal auf, aber da ich mich auf alles Mögliche eingestellt hatte und nicht unter Zeitdruck stand, erfüllte ich ihm seinen Wunsch. Er blinzelte hinein, streckte dann seinen Arm bis zur Lehne des Rücksitzes und rüttelte an der Abdeckung. Dann nickte er, lächelte unsicher, und ich durfte den Deckel wieder schließen.
    Wolf hatte sich unterdessen auf den Beifahrersitz gequetscht, sodass sich Wladimir und Elanor mit den hinteren Plätzen begnügen mussten.
    »Wen hättest du lieber hinter dir, Wölfchen, mich oder den Kalten?«, säuselte Elanor und beugte sich zwischen den Sitzen nach vorn. Der Anblick, den ihre Brüste dabei boten, war vom Feinsten, aber Wolf wandte sich ab und knurrte etwas Unverständliches. Das Luder setzte sich glockenhell lachend hinter mich, was mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
    Gespannt, was weiter geschehen würde, ließ ich den Wagen langsam die Auffahrt hinunterrollen. Elanor lotste mich aus der Stadt auf eine Überlandstraße Richtung Süden. Unterdessen war es dunkel geworden. Die Scheinwerfer schnitten zwei helle Kegel aus der Nacht heraus.
    Da bemerkte ich schräg hinter mir eine Lichtquelle. »Würdest du bitte deine Taschenlampe

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