Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonja Züllig
Vom Netzwerk:
Sandwiches aus dem Kofferraum. »Was mag er denn am liebsten? Schinken, Salami, Bündnerfleisch?«
    »Hast du auch Käse? Er ist Vegetarier.« Wladimir sagte es todernst.
    Mir war das Lachen vergangen. Das Reden auch. Wenn das so weiterging, würde ich mich am Ende dieses Trips erschießen oder aufhängen oder beides. Ein vegetarischer Werwolf, ein depressiver Vampir und eine sexsüchtige Elbenfrau!
    Ohne ein weiteres Wort wickelte ich ein Käsesandwich aus. Kaum eine Minute später huschte ein Schatten durch die Baumreihen, der zu Wolf wurde. Lauernd sah er sich nach allen Seiten um. Im schwachen Schein der Taschenlampe sah es tatsächlich aus, als ob er schnuppere. Dann fixierte er mit stechendem Blick den Wagen.
    »Hier riecht es nach Essen«, knurrte er. »Kann ich was abhaben? Bitte?«
    Oh wie schön, ein freundlicher Werwolf, dachte ich und grinste. »Klar, nur zu. Such dir was aus.«
    Er nahm das Käsesandwich. Er nahm sich tatsächlich das Käsesandwich! Und danach eins mit Eiern. Irgendwoher musste das Eiweiß für all diese Muskeln schließlich kommen.
    Wladimir wollte nichts essen. Er hielt seine Rolle angesichts des mampfenden Wolfs in bewundernswerter Weise durch.
    »Wir bleiben die Nacht über hier«, verkündete Elanor plötzlich. Sie war geräuschlos aus dem Wagen gestiegen und streckte sich wohlig in den Nachthimmel. Der Bissen, auf dem ich gerade herumkaute, blieb mir beinahe im Hals stecken.
    »Hast du heute Morgen nicht gesagt, dass es eilt?«, knurrte Wolf.
    »Du hast den Fingerzeig der Ahnen offensichtlich nicht richtig verstanden, Wolf. Wir werden Rose erst finden, wenn wir uns selbst wiedergefunden haben. Du bist dir hoffentlich im Klaren, was das in deinem Fall bedeutet.« Ihre Augen schienen in der Nacht Funken zu sprühen, dermaßen wütend schaute sie Wolf an.
    »Natürlich weiß ich das, aber ich brauche Zeit! Und die Anwesenheit dieser Viecher erleichtert es mir nicht gerade«, schnauzte er sie an.
    Ich hatte aufgehört zu kauen und verfolgte das Duell der beiden atemlos.
    Elanor stemmte die Arme in die Hüften und verdrehte die Augen. »Diese
Viecher
, wie du sie nennst, haben die Ahnen uns geschickt, um dir zu helfen!«
    »Ach ja? Nett, wirklich. Und weshalb lassen sie dann nicht die kindische Taschenlampe des Kalten verschwinden?«
    »Jetzt werde nicht beleidigend. Wladimir hatte heute schon eine Prüfung zu bestehen, als sich Michael den Kopf gestoßen hat, und er hat es gut gemeistert. Im Gegensatz zu dir.«
    Wolf richtete sich drohend auf.
    »Entschuldige, ich bin auch nervös.« Elanor atmete tief durch, holte das Schmetterlingsflügelding aus ihrem Ausschnitt und streichelte sachte über die Buchstaben. »Ich spüre im Moment nur Ruhe, keine Richtung. Wir müssen hierbleiben, es bringt nichts, auf gut Glück loszufahren. Rose wird für uns durchhalten«, flüsterte sie und rollte die Botschaft wieder zusammen.
    Wolf fixierte sie mit einem seltsamen Blick, winkte resigniert ab und zog sich mit zwei zuvor sorgfältig ausgebeinten Sandwiches – das Fleisch hatte er fein säuberlich in eine Papiertüte gelegt – an den Rand der kleinen Lichtung zwischen zwei Baumstämme zurück.
    Ich wusste nicht, was ich zu dem Theater sagen sollte. Also schwieg ich und beschloss, erst mal abzuwarten und meine Gedanken zu ordnen. Als ich mein Sandwich hinuntergewürgt hatte, holte ich die Schlafsäcke aus dem Kofferraum, aber keiner wollte einen haben. Mir war es egal. Sollten sie eben auf dem Boden schlafen. Das war nicht mein Problem.
    Ich suchte mir ein einigermaßen ebenes Plätzchen etwas abseits und ging stillschweigend davon aus, dass die drei es mir gleichtun würden. Nichts dergleichen geschah. Im blassen Schein des fast vollen Mondes sah ich, dass Elanor mit hoch erhobenem Kopf wie eine in Stein gemeißelte Statue dastand. Wladimir lehnte an der Kühlerhaube und spielte mit seiner Taschenlampe, und Wolf hockte zwischen den Baumstämmen.
    Ich legte mich hin und hatte die Nase gestrichen voll von diesen Irren. Ein eingebildeter Vampir, ein Werwolf und eine Elbenfrau, die sich wegen Kätzchen und Taschenlampen beinahe an die Gurgel gingen und von irgendwelchen Ahnen schwafelten. Lachhaft.
    Ich war kaum weggedämmert, als ich wieder erwachte. Was hatte mich geweckt? Weiter hinten raschelte es im Gebüsch. Über mir schrie ein Käuzchen. Der Mond tauchte die Umgebung in ein unwirkliches, silbernes Licht.
    Dann sah ich sie. Sie stand neben meinem Schlafplatz und schaute auf mich herunter. Die

Weitere Kostenlose Bücher