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Elbenbiss /

Elbenbiss /

Titel: Elbenbiss / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tonja Züllig
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Schirmmütze beschattete ihr Gesicht. Ihre leicht geöffneten, vollen Lippen glänzten verheißungsvoll. Sonst war sie nackt, und ihre makellose Haut schimmerte im Mondlicht. Ich kam mir vor wie eine in einem Spinnennetz gefangene Fliege. Ich konnte zwar noch ein wenig herumzappeln, eine Flucht war jedoch unmöglich. Wollte ich überhaupt fliehen? Bestimmt nicht.

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Kapitel 3
    A ls ich erwachte, war die Sonne zur Hälfte über den Horizont geglitten. Einen Moment lang blieb ich liegen und versuchte, mich zu sammeln. Tausend Dinge schwirrten in meinem Kopf herum. Was hatte ich geträumt, was nicht?
    Elanor saß im Wagen und spielte mit den Kätzchen. Sie sah mich an, als ob nichts geschehen wäre. Ich fühlte Verwirrung in mir aufsteigen. Sie nickte in Richtung einer kleinen Anhöhe und sagte, dass es dahinter einen Bach gäbe.
    Ich trottete in Gedanken versunken in die angegebene Richtung und blieb in Sichtweite des Baches abrupt stehen. Etwa zwanzig Meter vor mir kauerte Wolf am Wasser – und rasierte sich. Mit einem riesigen, altmodischen Rasiermesser.
    »Was stierst du so blöd? Komm schon runter. Ich habe dich längst gehört. Du stampfst wie eine Horde Wildschweine durch den Wald«, fuhr er mich an.
    Na, guten Morgen aber auch. Ich war beleidigt, hielt es aber, angesichts des Messers und der auch sonst überaus beeindruckenden Gegebenheiten, für klüger, den Mund zu halten.
    Er sah mir entgegen, schien wieder zu schnuppern und richtete sich plötzlich zu seiner ganzen Größe auf. »Hast du es mit Elanor getrieben?«, spie er mir entgegen.
    »Was geht dich das an?«, giftete ich zurück. Es war ein Reflex, den ich sofort bereute. Die Vorstellung, dass er ein Werwolf sein könnte, war irgendwie beunruhigend und angesichts seines Körperbaus nicht völlig aus der Luft gegriffen. Ich schaute ihm nicht in die Augen. Bloß nicht provozieren!, mahnte ich mich.
    »Du Idiot. Du blöder Idiot! Jetzt sitzen wir hier endgültig fest! So finden wir Rose und das Silima nie!«, schrie er mich an.
    Idiot, Rose, Silima. »Wie bitte?« Ich fühlte mich wie ein dreijähriges Kind, dem jemand die Relativitätstheorie erklärte.
    »Was denkst du denn, wie wir Rose finden, wenn Elanor keine Verbindung zu ihren Ahnen aufnehmen kann? Und wenn sie Sex hat, verliert sie vorübergehend ihre magischen Fähigkeiten und kann uns nicht mehr leiten. Die Verbindung muss sich erst wieder aufbauen. Das ist sehr schmerzhaft und kostet sie viel Kraft. Du begreifst aber auch gar nichts!«
    Einen Moment lang befürchtete ich, Wolf würde auf mich losgehen, doch er knurrte nur und wandte sich dann ab. Zu meiner nicht geringen Erleichterung steckte er sein Rasiermesser weg, zog sich das T-Shirt über und ging davon.
    Ich starrte ihm entgeistert nach. Silima, magische Fähigkeiten, drei Verrückte und Professors verschwundene Kollegin. Langsam wurde mir mulmig zumute.
    Silima war ein sagenhafter Stoff, eine leuchtende Substanz unbekannter Zusammensetzung, die von Feanor, angeblich Elanors direkter Vorfahre, entwickelt worden war. Die drei Juwelen, die mit dem Licht der zwei Bäume erstrahlten, galten als die größten Kunstwerke, die je von den Kindern Ilúvatars hervorgebracht worden waren. Das Äußere dieser Juwelen war aus Silima geschaffen. Wer wie ich J. R. R. Tolkien vergötterte, wusste das. Aber Wolf redete, als ob Silima tatsächlich existierte.
    Als ich zum Wagen zurückkam, stritten sich Elanor und Wolf lautstark.
    »Es tut mir leid! Es war stärker als ich. Ich konnte nichts dagegen machen. Jetzt mach kein Drama daraus! Du weißt, dass ich noch nicht gesund bin.«
    »Deine Prüfung hast du jedenfalls geschmissen. Mit deinem Verhalten gefährdest du uns alle. Du weißt, dass unser Gegner stärker wird, je länger er sich in der Nähe des Silima aufhält, bevor wir die beiden finden. Und wenn er das ist, was du befürchtest, verlässt Rose ihre Lebenskraft, je länger sie ihm ausgesetzt ist, desto schneller.«
    »Natürlich weiß ich das!« Elanor stampfte wütend mit dem Stiefel auf den Boden, was seltsamerweise nicht das geringste Geräusch verursachte. »Aber er ist doch nur ein Mensch. Das ist etwas anderes als mit dir. Es dauert bestimmt nicht lange.« Sie versuchte, seine Brust zu berühren, aber er schlug ihre zarte Hand grob zur Seite und wandte sich ab.
    Unterdessen hatten ihre Worte mein Bewusstsein erreicht. Ich hätte wahrscheinlich beleidigt sein müssen, aber mein Hirn war mit den verwirrenden Eindrücken der letzten

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