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Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)

Titel: Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Zörner
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werde.
    K alle hauste in einer
Ein-Zimmer-Sozialwohnung, mit Matratze auf dem Boden, reichlich leeren Flaschen,
umgekipptem Aschenbecher und sonstigem Müll drum herum. Ein Klischee zum
Anfassen – und Riechen. Ich stellte den nagelneuen Koffer neben den wackligen
Tisch, setzte mich vorsichtig auf den einzigen Stuhl und erwartete seine
Ankunft. Von den Sternelben wusste ich, ihn interessierte nur eins im Leben:
Geld.
    Die Tür schwang auf.
    „Hallo, Kalle.“
    „Was suchst’n du in meiner
Hütte, Schnalle?“
    Na, wenigstens noch
nüchtern.
    „Ich hörte, du bist an Geld
interessiert.“
    „Wenn ich deinen Alten
umnieten soll, biste hier falsch.“
    „Mein Job lautet:
Verschwinde aus der Stadt, und zwar endgültig.“
    „Pah, ich hab nich mal Geld
für’n Fahrschein.“
    „Kalle, mach den Koffer
auf.“
    Misstrauisch beäugte er ihn.
    „Bin doch nich blöd, nachher
is da ‘ne scheiß Giftschlange oder ‘ne Bombe drin, was weiß ich. Du machst
auf.“ 
    Also kniete ich mich vor den
Koffer, ließ die Schlösser aufspringen und klappte ihn auseinander. Zum
Vorschein kamen saubere Kleidung, Kulturbeutel, Schuhe, ein Reisepass und eine
Plastiktüte.
    „Was’n in der Tüte?“ Den
Rest nahm er nicht zur Kenntnis.
    „Eine halbe Million Euro“,
antwortete ich, während die offene Tüte unter seine Boxernase wanderte.
    „Du willst mich verarschen,
Alte.“ Doch sein Kennerblick sprach eine andere Sprache.
    „Du hörst mir jetzt ganz
genau zu. In fünf Stunden geht dein Flugzeug nach Kanada. Du rührst bis dahin
keinen Alkohol an, machst keinen Abschiedsbesuch bei deiner Mutter oder sonst jemandem.“
    Aus meiner Handtasche zog
ich den Umschlag mit seinem Flugticket, selbstredend One way. Eindringlich
blickte ich ihm in die Augen. Instinktiv wich er zurück. „Dies ist die einzige
Chance deines Lebens, verwirk sie, und du bist so gut wie tot.“
    Damit stand ich auf und
ging.

Kapitel 10
     
    D ie folgenden Wochen
vergingen rasant und der Sommer rückte näher. Täglich unterrichtete Elin
unermüdlich den Gebrauch von Energie, das Wirken einer Lichtbarriere als
Selbstschutz oder Geschmeidigkeit meines Körpers. Auf Deutsch: Lichtzirkus,
Ganzkörperkondom und Schlangenmensch. Anfangs stand ich mir selbst permanent im
Weg, weil mein menschlicher Kopf immer wieder Anläufe für das Oberkommando
nahm.
    Lass die Elbe ran, rief Elin unentwegt, wenn der Verstand eine Übung vermurkste.
    Von ihren intergalaktischen
Fähigkeiten schien ich noch Lichtjahre entfernt. Ja, zugegeben, auch weil ich
darin reine Spielerei sah.
    Fast täglich stand am späten Nachmittag der
Kirchenbesuch auf dem Programm. Ich lud Licht und lernte emsig, es nicht in den
Kopf steigen zu lassen. Denn von Kopfschmerzen wegen Übertanken hatte ich gestrichen
die Nase voll. Die Sternelben hingegen brachten mir die Welt der Finsternis
behutsam näher, zumindest das Wenige, was sie darüber wussten. Da kein Licht in
die tiefe Schwärze der dämonischen Unterwelt vordringen konnte oder wollte,
blieb ihr Treiben geheim.
    Dämonen, so fügte ich es mir
wie ein Puzzle zusammen, stellten die Umkehrung der Elben dar: schwarz, massig,
böse, feindlich, hinterlistig, den Tod befeuernd. Indem sie für mich Gestalt
annahmen, verloren sie den wilden Schrecken des Unbekannten – und mutierten zum
realen Schrecken vor meiner Haustür.
    Also ließ mein Mut für
echten Kampf zwangsläufig auf sich warten. Zudem fühlte ich mich wie eine
lediglich halb geschlüpfte Schmetterlingslarve im Frühling. Elbe und Mensch in
einem Körper, dieser Konflikt schien unlösbar. Verstand oder elbische
Intuition, Muskelkraft oder Magie, Weisheit des Lichts oder menschliche
Lebenserfahrung? Oh ja, ich war die meiste Zeit schwer mit mir selbst beschäftigt.
Wie das bei Teenagern halt so ist.
     
    Aus dem Buch „Inghean“
     
    Meine Sternschwestern verweigern dem Menschenkind
noch immer die Wahrheit. Auch die Fürstin schweigt. Worauf warten sie?
     
    D as längere Tageslicht nutzte
ich inzwischen freiwillig, um von der Kirche aus Streifzüge durch die Stadt zu
unternehmen. Etwas Unheimliches ging spürbar vor sich. Wann immer ich es
zuließ, floss mir weit mehr Schlechtes und Trauriges als Gutes aus den
menschlichen Seelen entgegen. Katja bekam ich kaum noch zu Gesicht. Die Polizei
soff regelrecht in den sprunghaft zunehmenden Gewaltexzessen unter den
Einwohnern ab. Mord und Raub verpesteten ganze Stadtteile. Die Menschen
begriffen nicht, wie ihnen geschah.
    Nacht um Nacht

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