Elbenfürstin (Die Geschichte der Lilia Joerdis van Luzien) (German Edition)
tadelnd.
Schon gut, ich bin still. Trotzig fügte ich hinzu: Elin und ich benötigen mal Ferien von dem ganzen
Horror.
Nach dem verpatzten Gespräch mit dem Priester
trottete ich in die Kirche, auf ein Donnerwetter gefasst. Ihr Licht schien
diesmal kaum stärker als ein Sonnenstrahl. Die Sternelben gingen jedoch über
meine Hitzköpfigkeit gnädig hinweg. Stattdessen sangen sie mir ein Lied über
den Kampf zwischen Elben und Dämonen. Ich lauschte aufmerksam.
Lilia, du weißt, lediglich zu
Anbeginn kämpften sie mit Blitz und Feuer. Diese gewaltige Macht ist ihnen
genommen.
Sie erzählten, wie die Elben
lernten, aus ihrem inneren Licht eine Waffe zu formen. Zudem ersonnen sie die
Kunst des Schwertkampfes. Die tückischen Dämonen benötigten weit weniger Zeit
als gedacht, um die neuen elbischen Fähigkeiten zu kopieren. Das Gemetzel
zwischen ihnen ging weiter.
Ihre Geschichte klang so
lange wie von einem anderen Planeten, bis dies kam: Dein Mut ist noch
wankend, doch soll dich Elin im Gebrauch des Lichts und in anderen Fertigkeiten
unterrichten.
Warum beschlich mich das
untrügliche Gefühl, dass sie mit ihrer Entscheidung haderten? Weil sich das
Blatt allzu schnell wendete, der Dämonfürst spielte mit Elin – noch. Von dem
wahren Ausmaß der vor mir liegenden Geschichte kannte ich damals kaum mehr als
den Buchdeckel.
Kapitel 9
E lin leistete mir
Gesellschaft, indem sie zum Frühstück ein Lied über das Elbenschwert Hormin
sang. Es diente allein der Elbenfürstin, führte sicher ihre Hand, bewachte
seine Herrin auf Leben und Tod. Viele Jahrhunderte lang währte der letzte Kampf
zwischen ihr und dem Erdfürsten der Dämonen. Als er den grausamen Sieg errang,
verschwand Hormin mitsamt der Fürstin.
Ich vergaß die angeknabberte
Brotscheibe, war völlig in ihrer Geschichte gefangen. Der Dämonfürst schien
seit meinem ersten „Buchtag“ wie eine Klette an meinen Eingeweiden zu haften. Was
will er? Oder ist die Frage bereits falsch? Logisch betrachtet, war es ein
Unding, dass ausgerechnet ich gegen das Monster antrat. Nicht einmal Elin, eine
echte Elbe, besaß die Stärke, es mit ihm aufzunehmen. Wie löst man gleich noch
den berühmten gordischen Knoten? Ich schluckte und antwortete mir selbst: Mit
dem Schwert!
Die ganze Zeit über
beobachtete Elin mich. Trotz meines rechtzeitig verschlossenen Geistes musste
meine Mimik wohl Bände gesprochen haben.
Mit ungelegten Eiern lässt
sich nicht jonglieren, suchte sie mich abzulenken.
Wo hast du denn den Spruch
aufgegabelt?
Sie lächelte kurz, kam aber
direkt auf Ernsteres zu sprechen: Nachdem wir ausgiebigen Urlaub genossen
haben, werden wir heute mit dem Unterricht beginnen.
Damit kein falscher Eindruck
entsteht: Elins „ausgiebiger Urlaub“ umfasste zwei und meiner drei Tage.
Bevor wir für die Übungen in
den Garten gehen, lehre ich dich zunächst Blickschutz.
Mein Kopf produzierte ein
Fragezeichen.
Ganz einfach, sähe dich ein
Mensch im Park wild herumfuchteln, dann kämst du in ziemliche Erklärungsnot.
Einleuchtend. Und wie
stelle ich das an?
Erst aufessen!
Das „Ja, Mutti“ lag mir auf
der Zunge. Natürlich hielt sie es für überflüssig zu erwähnen, dass das
Gelingen solch magischen Kunststücks bei einer Halbelbe absolut nicht
ausgemacht war.
Zehn Minuten später verschwand die Elbe vor
meinen Augen und wurde beinahe im selben Atemzug wieder sichtbar. Sie befahl: Hülle
dich in einen unsichtbaren Kapuzenumhang.
Das klappte auf Anhieb! Was
Elin richtig schön überrumpelte. Okay, die Wahrheit ist: Gesicht und Hände hingen
ohne Körper in der Luft. Die Elbe zog mich vor den Flurspiegel.
Nun verhülle den Rest.
Aber ich schüttelte mich nur
dermaßen vor Lachen, bis mir der Bauch weh tat. Minutenlang ging nichts mehr.
Albern wie ein Teenager! schimpfte Elin.
Dieselbe Botschaft sandte
mir meine Gefühlszentrale bereits seit Tagen: Das Elbenkind mauserte sich in
der Tat klammheimlich und in atemraubender Geschwindigkeit zum Teenager. Hihi!
Wir gingen auf die große
Rasenfläche in der Mitte des Parks.
Na, dann wollen wir gleich
mal sehen, ob deine Kampfmagie ebenso stark ist, forderte
sie mich heraus.
Ach, ich hab ja noch mein
Kleid an.
Umso besser, meinte sie.
Merkwürdig, dass ich
zunehmend nach Kleidern, vorzugsweise in Weiß, greife statt nach bequemen
Jeans.
Lilia, bitte konzentriere
dich, mahnte Elin. Du hast große Mengen an Licht in dir
gespeichert. Jetzt geht es darum, sie wieder hinaus zu lassen. Schließ
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