zeitlose Ewigkeit währte das Wüten des Mahrs, bis sein kochender Zorn endlich etwas nachließ.
Was ist geschehen? , wagte Lhiuvan zu fragen, von vager Hoffnung erfüllt. Er erwartete erst gar keine Antwort, doch er sah sich getäuscht.
DAS TOR! DAS TOR IST ZERSTÖRT WORDEN! ES LÄSST SICH NICHT MEHR ÖFFNEN. Einige Sekunden lang herrschte Stille in Lhiuvans Kopf, dann sprach der Schattenmahr weiter. ABER TRIUMPHIERE NICHT ZU SCHNELL, MEINE PLÄNE SIND DAMIT NOCH NICHT GESCHEITERT. ES GIBT IMMER NOCH DAS TOR UNTER DEM SCHATTENGEBIRGE, AUCH WENN ES GUT BEWACHT WIRD UND SCHWER ZU ERREICHEN IST. ABER ES WIRD MIR DENNOCH GELINGEN, UND WEHE JEDEM, DER SICH MIR DABEI IN DEN WEG STELLT. WENN DIE ZWERGE MICH AUFZUHALTEN VERSUCHEN SOLLTEN, WERDE ICH SIE ZERMALMEN UND ELAN-DHOR STEIN FÜR STEIN NIEDERREISSEN!
Epilog
Gebannt lauschte das Wesen der Erzählung des fremden Bewusstseins mit dem Namen Thalinuel, während sie gemeinsam durch die von unbegreiflichen Formen und sich ständig verändernden Farben erfüllte Unendlichkeit trieben.
Die in seinem Geist erklingenden Worte und Bilder eröffneten ihm eine völlig neue Welt, die ihm zugleich wenigstens in Teilen seltsam vertraut vorkam. War es selbst jemals in dieser Welt gewesen? Vor allem die Erzählung über die merkwürdigen Wesen, die den Drang verspürt hatten, in Höhlen unterhalb der Berge zu leben, hatte es in seinen Bann geschlagen.
Waren es Erinnerungen, die es dabei ergriffen hatten?
Es war sich unsicher, wusste es nicht. Es erinnerte sich an nichts, das gewesen war, bevor es begonnen hatte, durch die zeitgewobene Unendlichkeit zu gleiten. Dies allein war alles, was es kannte, aber Thalinuel hatte behauptet, dass hier kein Leben entstehen oder vergehen könnte, dass es vorher irgendwo anders gewesen und von dort hierher gekommen sein musste.
SO IST ES. DIES IST EIN ORT ZWISCHEN DEN WELTEN, AN DEM WIR GEFANGEN SIND.
WARUM ERZÄHLST DU NICHT WEITER? WENN ICH WIRKLICH AUCH AUS DEINER WELT STAMME, VIELLEICHT KEHRT MEINE ERINNERUNG ZURÜCK, WENN ICH MEHR DARÜBER ERFAHRE.
ICH SPÜRE ETWAS, behauptete die Stimme mit dem Namen Thalinuel. IRGENDETWAS GESCHIEHT, ABER ICH WEISS NICHT, WAS. SPÜRST DU ES NICHT?
Erst jetzt, als sie es erwähnt hatte, bemerkte das Wesen, dass Unruhe in seine Umgebung gekommen war. Der Rhythmus der entstehenden und vergehenden Formen und Farben hatte sich verändert, war schneller und ungleichmäßiger geworden.
Auch sie selbst trieben nun schneller dahin, als würden sie von etwas angezogen. Ohne einen Einfluss darauf zu haben, glitten sie auf einen unbekannten Punkt zu, schienen in einen Mahlstrom geraten zu sein, der sie mit sich fortriss.
WAS HAT DAS ZU BEDEUTEN?, stieß es von Panik erfüllt hervor.
ICH WEISS ES NICHT, erwiderte Thalinuel. Es konnte spüren, dass auch sie Angst empfand.
Immer schneller wurde ihre Reise. Etwas Helles, Fremdes tauchte vor ihnen auf, auf das sie zutrieben, doch dann bemerkte es, dass seine Begleiterin hinter ihm zurückblieb.
ICH KANN NICHT WEITER, stieß sie hervor. ICH WERDE VON IRGENDETWAS FESTGEHALTEN. ICH KANN DIESEN ORT NICHT VERLASSEN!
UND ICH WERDE DICH NICHT HIER ZURÜCKLASSEN! WIR WERDEN BEIDE GEHEN, ODER KEINER VON UNS!
Es konnte spüren, wie ihr Bewusstsein es berührte und es erschauern ließ. Substanzlose Arme umfingen es, und es hielt sie mit gleichfalls immateriellen Fingern umklammert, riss sie mit sich fort.
Rasend schnell nun näherten sie sich der Helligkeit und stürzten hindurch, ohne zu ahnen, dass an einem unendlich fernen Ort ein Elb namens Lhiuvan sich gerade heimlich von seinen Begleitern abgesondert hatte und tief unter dem Schattengebirge versuchte, ein verschlossenes Tor abermals zu öffnen …
Und dann war es vorbei.
Es spürte festen Boden unter seinen Füßen und erkannte, dass es nicht länger ein bloßes Bewusstsein war, sondern einen Körper besaß. Es erkannte auch, dass es kein es war, sondern ein er .
Verloren geglaubte Erinnerungen stiegen in ihm auf.
»Barlok«, krächzte er mit einer Stimme, die für ihn selbst noch fremd klang. »Ich erinnere mich wieder! Mein Name ist Barlok!«
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