Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
nicht zu bemerken, so konzentriert war er auf das Zauberritual, das er gerade durchführte. Ein Ritual, bei dem das Schwert Schicksalsbezwinger offenbar eine wichtige Rolle spielte. Er hob es über den Kopf, und es begann förmlich zu glühen.
In der linken Hand hielt Jarandil etwas zwischen Daumen und Zeigefinger. Daron blinzelte und erkannte trotz des gleißend aufblendenden Lichts, was es war.
„Ein Kristall!“, durchfuhr es ihn.
„Ja, doch dieser scheint mir noch nicht mit Magie geladen zu sein“, empfing er Sarwens Gedanken.
„Aber genau das hat Jarandil offensichtlich vor“, vermutete Daron.
Der Furchtbringer hatte sich vor der Barke zu seiner vollen Größe aufgerichtet, streckte die Scheren aus, und aus jeder von ihnen fuhr ein Blitz. Sie erfassten das Schwert des Elbenkönigs, durchfuhren den Körper Jarandils und ließen den Kristall in dessen linker Hand aufleuchten.
Ein paar Augenblicke dauerte das, dann endete das Gleißen und Knistern. Doch es war noch nicht vorbei. Ein heller Schimmer umgab Jarandil. Er schloss die Finger um den taubeneigroßen Kristall, der sogar noch durch die geschlossene Hand leuchtete.
Der Furchtbringer versank wieder im See. Jarandil senkte das Schwert und steckte den Kristall in einen Beutel, den er am Gürtel trug.
Dann endlich drehte er sich zu jenem Ufer herum, an dem Daron und Sarwen mit Evalas standen.
Der leuchtende Schimmer, der Jarandil umgab, flackerte auf.
„Er brauchte das Schwert offenbar für diesen Zauber, um sich die Kraft des Furchtbringers einzuverleiben“, vermutete Daron.
„Ich glaube kaum, dass wir stark genug sind, es ihm einfach mit unserer Magie aus der Hand zu reißen“, schickte ihm Sarwen eine Gedankenbotschaft.
„Ah, seid gegrüßt, ihr Elbenkinder!“, rief Jarandil mit einer dröhnenden Stimme, die kaum wiederzuerkennen war, und seine Augen begannen grellweiß zu leuchten. Er hob das Elbenschwert und deutete mit der Spitze auf Evalas. „Und du bist ja auch wieder hier, obwohl du mich doch so plötzlich verlassen wolltest!“
„Ich wollte … ich … nein …“ Evalas stammelte sinnlose Worte vor sich hin, und er schlotterte vor Angst am ganzen Körper.
Jarandil stieß ein triumphierendes Gelächter aus, und in dieses Lachen mischten sich seltsame Laute, die wie das Schaben der Scheren des Furchtbringers klangen.
„Wo sind Eure anderen Getreuen, mit denen Ihr herkamt?“, rief Daron.
Das Lachen brach ab. „Was kümmern sie dich, Elbenkind?“
„Wir sind verloren!“, rief Evalas voller Verzweiflung. „Ich hatte gehofft, während einer der Zauberrituale fliehen zu können. Aber das hat nicht geklappt, wie ihr seht.“
„Zauberrituale“, hakte Sarwen nach und betonte die Mehrzahl. „Dann hat Jarandil diesen Zauber schon mehrmals durchgeführt?“ Und an Daron sandte sie den Gedanken: „Kein Wunder, dass er so mächtig geworden ist!“
„Ja“, keuchte Evalas als Antwort auf Sarwens Frage.
„Er speichert die magischen Kräfte des Furchtbringers in Kristallen, um sie später benutzen zu können“, stellte das Elbenmädchen fest. „Aber um diese Kraft von dem Furchtbringer überhaupt zu erhalten, brauchte er das Schwert Schicksalsbezwinger.“
„Es ist noch viel schlimmer“, jammerte Evalas. „Die anderen Magier … sie sind …“
„Was mit ihnen?“, wollte Sarwen wissen.
„Der Furchtbringer hat sie verschlungen und ihre Lebenskraft in sich aufgenommen. Im Austausch für sie erhält Jarandil seine magische Kraft. Und dasselbe wird auch mit uns geschehen, fürchte ich.“
Daron starrte über den See zu der Barke mit Jarandil. „Wie konntet Ihr nur?“, rief er schockiert.
„Ich fürchte, er kann nichts dafür“, sagte Evalas mit weinerlicher Stimme. „Am Anfang verlief alles nach Plan, aber inzwischen glaube ich, dass Jarandil längst nicht mehr den Furchtbringer beherrscht, sondern dass es sich umgekehrt verhält. Dieses Wesen hat von ihm Besitz ergriffen. Mehr noch - Jarandil selbst existiert gar nicht mehr. Er ist jetzt der Furchtbringer. Und wenn ihn das Menschenschiff in Kürze abholen kommt, wird er ans Festland nach Elbiana gelangen …“
„Sprich dich ruhig aus, mein sonst so schweigsamer Gefährte!“, höhnte Jarandil und lachte schallend. „Ich höre jedes Wort und vernehme jeden Gedanken von dir, denn dein niederer Geist kann sich vor mir nicht abschirmen. Du bist so schwach und hast so wenig Magie in dir …“ Er öffnete den Mund, und das Geräusch auf- und zuschnappender
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