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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Rarax einen durchdringenden schrillen und für die empfindlichen spitzen Elbenohren äußerst unangenehmen Ruf aus, dann folgte jedoch ein eher kleinlaut klingendes dumpfes Brummen. Rarax faltete die Flügel zusammen und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er zitterte noch immer, auch wenn er durch Sarwens Zauber und die veränderte Körperhaltung nicht mehr so viel Wärme verlor. Sein Herz schlug wie wild, und die beiden Elbenkinder mussten diesen Herzschlag geistig ausblenden, um nicht davon abgelenkt zu werden.
    Daron rückte sich den Dolch zurecht, den er am Gürtel trug. Das Wams aus Elbenseide und die eng anliegenden, in kniehohen Lederstiefeln steckenden Hosen waren nicht besonders warm – ebenso wie Sarwens Kleid, dessen fließender Stoff ebenfalls aus Elbenseide gewoben war, die den Vorteil hatte, dass kein Schmutz daran haften blieb. Jeder Mensch, der die beiden auf dem eisigen Gipfel des Nebelberges gesehen hätte, wäre wahrscheinlich schon beim Anblick der beiden leicht bekleideten Elbenkinder vor Kälte erstarrt. Aber für Elben ließ sich diese Kälte gerade noch ertragen.
    Daron und Sarwen betraten den Steinkreis.
    Dass diese Steine zufällig so angeordnet waren, glaubte keiner der beiden. „Dieser Kreis könnte aus der Zeit stammen, in der noch das Volk der Sechs Finger über den Kontinent herrschte“, vermutete Daron.
    „Daran habe ich auch schon gedacht. Welch eine Magie muss notwendig gewesen sein, um diese Steine hier hochzuschaffen.“
    „In früherer Zeit hätten die Magier der Elben das auch geschafft“, erwiderte Daron.
    „Ja, früher. Als unsere Elben-Vorfahren noch in der Alten Heimat Athranor lebten. Aber inzwischen ist die Magie der meisten Elbenmagier so schwach geworden, dass sie wahrscheinlich nicht einmal die Kräfte spüren würden, die hier schlummern. Selbst Rarax ist in dieser Hinsicht empfindsamer.“
    „Rarax ist ein Geschöpf der Finsternis“, erinnerte Daron. „Er spürt dunkle Magie besonders deutlich, das weißt du doch.“
    Sarwen schien ihm gar nicht zuzuhören, zu fasziniert war sie von dem Steinkreis. Vor unvorstellbar langer Zeit, viele Epochen, bevor die Elben unter König Keandir mit ihrer Flotte die Küste des Zwischenlandes erreichten, hatte das legendäre Volk der Sechs Finger den gesamten Kontinent beherrscht. Doch auch die Tage dieses Dunklen Reichs waren irgendwann vorübergegangen, und die Elben hatten so gut wie keine Spuren dieser Zeit mehr gefunden. Nur die Zentauren des Waldreichs erzählten in ihren Legenden davon, und die riesenhaften Trorks des Wilderlandes und die zwergenähnlichen Gnomen aus den Gebirgen von Hocherde galten als Nachfahren des Volks der Sechs Finger.
    Angeblich hatten die Gnomen in uralter Zeit sechs Finger und sechs Zehen gehabt, genau wie die Trorks. Und genau wie die Trorks hatten sie keine Augen gehabt, da sie diese einfach nicht gebraucht hatten, denn sie hatten mit ihren anderen Sinnen alles erfassen können. Doch der Legende nach hatte ein Gnomenkönig nach dem Untergang des Dunklen Reichs ein Zeichen setzen wollen, dass eine neue Zeit angebrochen war. Er zwang seine Untertanen, einen Trank zu sich zu nehmen, den ein Magier gebraut hatte. Dieser Trank sollte bewirken, dass in Zukunft nur noch Gnomen mit fünf Fingern zur Welt kamen. Ein Teil der Gnomen war damit jedoch nicht einverstanden und verweigerte die Einnahme des Tranks. Ihnen wäre es am liebsten gewesen, das Dunkle Reich hätte weiterexistiert, und daher wollten sie auf keinen Fall, dass ihre Kinder nicht mehr das Merkmal des Volks der Sechs Finger trugen. Seitdem gab es Gnomen mit fünf Fingern und Zehen und solche mit sechs.
    Um dieselbe Zeit kam es am Hof des Gnomenkönigs angeblich in Mode, seinen Kindern durch Einnahme eines ähnlichen Tranks Augen wachsen zu lassen. Zwar brauchten sie eigentlich keine Augen, aber warum sollten die Kinder nicht über einen weiteren Sinn verfügen? Es sprach also nichts dagegen, und so gab es seit jener Zeit nicht nur Gnomen mit einer unterschiedlichen Anzahl von Fingern und Zehen, sondern auch Gnomen mit und Gnomen ohne Augen.

    „Es ist genau so, wie ich es durch die Augen des Adlers gesehen habe“, murmelte Sarwen. „Wobei ich den Adler leider nicht dazu bewegen konnte, wirklich nahe an die Steine heranzufliegen.“
    „Scheute er auch vor dieser uralten Magie zurück?“
    „Ich glaube schon.“
    Rarax wurde wieder etwas unruhig, aber ein strenger Gedanke Darons sorgte dafür, dass er sofort wieder still wurde und

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