Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
sich nicht mehr rührte.
„Allzu lange sollten wir uns hier nicht aufhalten“, fand der Elbenjunge.
„Hast du etwa Angst?“
„Nein. Ich frage mich nur, ob man diese dunklen Kräfte nicht besser ruhen lassen sollte.“
„Genau so einen Ort wie diesen habe ich schon seit langem gesucht“, widersprach seine Schwester. „Einen Ort, der so aufgeladen mit uralten Kräften ist, dass jeder Zauber dadurch um ein Hundert- oder gar Tausendfaches verstärkt wird. Ich vermute, dass dem Volk der Sechs Finger dieser Platz einst zu eben diesem Zweck diente.“
„Ja, ja, aber die Sechsfingrigen werden schon gewusst haben, weshalb sie diesen Steinkreis an einer Stelle errichtet haben, die kaum jemand zu erreichen vermag. Schließlich hat es bisher nicht mal Lirandil geschafft, hier hinaufzugelangen.“
Lirandil der Fährtensucher hatte während seines langen, nach Jahrtausenden zählenden Lebens schon nahezu jeden Winkel des Zwischenlandes erforscht. Oft war er über mehrere Jahre fort und kehrte erst nach langer Zeit mit einer Fülle von interessanten Erlebnissen zurück, von denen er dann am Hof von König Keandir in Elbenhaven berichtete. Daron hatte den Geschichten des alten Fährtensuchers immer gern zugehört.
Den Nebelberg hatte sich Lirandil schon mehrfach vorgenommen, war aber stets an den steilen, schroffen Felshängen und den tückischen Eisspalten gescheitert. Auf verschiedenen Routen hatte er versucht, zum Gipfelbereich vorzudringen, es aber nicht geschafft und sich schließlich anderen Zielen zugewandt.
Eigentlich hätte Daron dem Fährtensucher gern angeboten, ihn auf diesem Flug mitzunehmen, aber Lirandil war – wie meistens – mal wieder seit geraumer Zeit auf Reisen, und niemand wusste so genau, welchen Teil des Zwischenlandes der Abenteurer gerade durchstreifte.
„Was hältst du davon, wenn wir hier an dieser Stelle mal eine der Formeln ausprobieren, mit denen sich die Totengeister rufen lassen?“, schlug Sarwen vor. „Ich habe in den alten Lehrbüchern der Schamanen viel darüber gelesen. Leider verstauben diese Bücher inzwischen in unseren Bibliotheken, weil die Magie unserer heutigen Schamanen viel zu schwach ist, um die Eldran herbeirufen zu können.“
„Ach, die Eldran - dein besonderes Spezialgebiet“, seufzte Daron. Die geisterhaften Lichtwesen, zu denen die meisten Elben nach ihrem Tod wurden, hatten es dem Elbenmädchen ganz besonders angetan. Das lag wohl auch daran, dass Daron und Sarwen ihre Eltern während des großen Krieges gegen Xaror, den Herrn des Bösen, verloren hatten und seitdem am Hof ihres Großvaters in Elbenhaven aufwuchsen. Oft hatte sich Sarwen gefragt, ob ihr Vater Magolas wohl zu einem Eldran-Lichtgeist geworden und in deren Reich Eldrana eingegangen war, oder ob er nun vielleicht doch zu den Maladran gehörte, wie man die Verdammten nannte, die man auch als Vergessene Schatten bezeichnete.
Noch drängender stellte sich diese Frage bei ihrer Mutter Larana. Schließlich war sie eine Menschenfrau gewesen, und auch die größten Gelehrten der Elben konnten nichts darüber sagen, ob es Menschen überhaupt möglich war, ins Reich der Eldran einzugehen.
In der Alten Zeit, als die Elben noch auf dem fernen Kontinent Athranor gelebt hatten, waren die Totengeister von den Schamanen der Elben regelmäßig beschworen und um Rat gefragt worden. Aber das geschah schon lange nicht mehr. Der letzte Schamane, der es versucht hatte, war bei dem Versuch gestorben, so sehr hatte es ihn angestrengt.
Sarwens Wunsch war es, eines Tages Schamanin zu werden, um endlich die Fragen beantwortet zu bekommen, die sie so sehr beschäftigten.
„Vielleicht solltest du damit warten, bis du dich besser auskennst und die Prüfung des Schamanenordens abgelegt hast“, wandte Daron ein.
„Die nehmen keine Kinder auf – ansonsten hätte ich schon längst bestanden!“, erwiderte Sarwen vorwurfsvoll.
„Diese Zauberformeln durchdringen Raum und Zeit und verdrehen sie miteinander“, gab Daron zu bedenken. „Und schon so mancher, der sie angewandt hat, ohne über die dafür nötige Stärke zu verfügen, hat es hinterher bitter bereut.“
„Deswegen bin ich ja so froh, dass du bei mir bist“, sagte Sarwen. „Falls etwas schiefgeht, kannst du eingreifen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob meine Kräfte dazu ausreichen würden.“
„Aber wenn du nicht stark genug dazu bist, dann ist es niemand. Schließlich haben wir beide unter allen Elben die größte magische Begabung. Unseren
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