Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
diesem Bann hindert er uns daran, einfach von hier zu verschwinden und uns ein anderes Tal zu suchen, in dem wir vor den Mächten des Bösen genauso sicher wären wie hier.“
„Und gegen diesen Bann gibt es kein Mittel?“, fragte Daron.
„Wir sind nicht stark genug, um ihn zu brechen. Zudem zwingt uns der Zauber des Nachtmahrs, immer wieder in die Tiefe zu steigen, bis dorthin, wo das Gestein zu glühen beginnt. Dort entstehen auch die Steine des magischen Feuers, nach deren Kraft der Nachtmahr so giert.“
Kramso Donnerstampfer mischte sich noch einmal ein. „Das Schlimmste an diesem Bann ist, dass er uns zwingt, so klein zu sein, wie du uns hier vor dich siehst.“
„Aber mir ist aufgefallen, dass ihr eure Körpergröße verändern könnt“, wandte Daron ein. „Besonders du.“
„Kramso hat recht“, sagte Brathold Feuerbart. „Normalerweise wären wir so groß wie ihr und würden nur ab und zu schrumpfen, etwa um uns zu verstecken. Aber der Bann verhindert, dass wir unsere Normalgröße annehmen können. Offenbar fürchtet sich der Nachtmahr vor unserer Kraft. Er will uns klein halten, als seine Knechte, so ist es seit vielen, vielen Generationen. Aber dafür hat auch kein Krieger des Dunklen Herrschers bisher unser Tal betreten.“
Daron runzelte die Stirn. „Der Dunkle Herrscher?“
„Xaror, Herrscher des Dunklen Reichs, der in seiner Festung am See der Finsternis lebt und über alles weit und breit regiert. Es dürfte inzwischen wohl kaum einen Flecken Erde geben, den er seinem Reich des Bösen nicht schon einverleibt hat.“
„Aber Xaror und das Dunkle Reich existieren schon lange nicht mehr!“, erklärte Daron. „Dieses Reich verschwand bereits lange, bevor mein Volk, die Elben, in dieses Land kamen, und als Xaror vor einiger Zeit noch einmal in diese Welt zurückkehren und seine Herrschaft neu errichten wollte, wurde er endgültig besiegt.“
„Du redest wirres Zeug!“, behauptete Brathold.
„Nein, ich war dabei, als Xaror am Ende des Großen Krieges auf immer gebannt wurde. Die Dunkle Festung ist inzwischen nicht mehr als eine Ruine, und mein Großvater König Keandir regiert als König von Elbiana den gesamten Norden des Zwischenlands.“
„Zwischenland? Elbiana?“, wiederholte Brathold. „Keiner dieser Namen hat irgendeine Bedeutung für mich. In unseren Legenden werden sie nicht erwähnt.“
„Namen ändern sich mit der Zeit“, erwiderte Daron. „Das Böse, vor dem ihr euch fürchtet, existiert nicht mehr.“
Brathold schwieg einen Moment und musterte Daron misstrauisch. „Es ist seltsam“, murmelte er dann. „Dir scheint die gleiche Art dunkler Magie anzuhaften, die auch der Herrscher des Dunklen Reichs und seine Höllengeschöpfe anwandten. Ich spüre es ganz deutlich.“
„Na, endlich!“, warf Kramso ein. „Habe ich nicht von Anfang an gesagt, dass die Fremden das Böse bringen?“
„Es stimmt, in mir und meiner Schwester ist die gleiche dunkle Kraft, die auch Xaror anhaftete“, gestand Daron. „Unser Großvater kam damit in Berührung, als er ein Ungeheuer namens Furchtbringer besiegte, sie drang in ihn ein, und wir haben sie geerbt. Aber wir haben sie niemals zum Bösen benutzt. Wenn es anders wäre, hätte ich sie längst gegen euch einsetzen können.“
„Da hat er recht“, fand eine Koboldfrau, die auf den ersten Blick aussah, als hätte auch sie einen roten Bart. Aber es war nur der aus zotteligen Haaren gefertigte Kragen ihres Gewandes, der ihr hoch bis zum Kinn reichte. „Du weißt doch am besten, wie sehr wir alle darunter leiden, dass wir seit Generationen nicht mehr unsere natürliche Größe annehmen können. Mir kommt schon lange so einiges merkwürdig vor, was den Nachtmahr betrifft, und ich glaube, dass er uns die Wahrheit einfach verschwiegen hat, um uns weiterhin als seine Knechte halten zu können.“
Zustimmendes Gemurmel entstand, das sich bei den piepsigen Koboldstimmen allerdings anhörte wie das Fiepen einer Gruppe aufgescheuchter Mäuse.
„Meine Schwester und ich würden gern auf den Rücken unseres Riesenfledertiers steigen und dieses Tal so schnell wie möglich verlassen“, sagte Daron. „Und wenn der Nachtmahr uns nicht angegriffen hätte, wären wir auch gar nicht hier. Er ernährt sich offenbar von der Lebenskraft jener Wesen, die er angreift, und deshalb ist unser Fledertier im Moment so sehr geschwächt.“
„Und diese Schwäche wird nie wieder ganz verschwinden, solange ihr euch hier in dieser Finsternis
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