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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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befindet“, sagte Brathold, und seine Stimme bekam mit einem Mal einen tieferen und sehr traurigen Klang. „Das gilt für jeden, der sich in diesem Tal aufhält. Auch uns wird dadurch die Lebenskraft entzogen, an der sich der Nachtmahr labt.“
    „Aber er würde uns nicht völlig schwächen oder gar umbringen“, warf Kramso ein.
    „Ja“, murmelte Brathold. „Doch nur deshalb nicht, weil er dann niemanden mehr hätte, der für ihn die Steine des magischen Feuers aus der Tiefe holt.“ Er sah Daron nachdenklich an, und gleichzeitig spürte der Elbenjunge die sehr starken, durchdringenden Gedanken des Anführers der Kobolde. Es waren prüfende Gedanken. Der Feuerbärtige wollte erkunden, ob Daron die Wahrheit sprach.
    „Lass ihn nicht in deinen Geist!“ , warnten Sarwen ihren Bruder, die offenbar selbst aus der Entfernung gespürt, was geschah.
    „Doch“, widersprach Daron in Gedanken. „ Sonst wird er uns nicht glauben. Und ich befürchte, dass wir ohne die Hilfe der Kobolde von hier nicht fortkommen!“
    Brathold trat noch näher an Daron heran.
    „Beuge dich nieder, spitzohriger Riese! Ich will deine Stirn berühren“, forderte er – und Daron tat, was der Kobold von ihm verlangte. Er musste sich ganz auf den Boden legen, denn nur so war es dem feuerbärtigen Kobold möglich, die Stirn des Elbenjungen zu berühren. Dass Daron sich dafür in den Matsch legen musste, störte ihn natürlich, denn allen Elben war Dreck und Schmutz extrem zuwider. Aber er wusste ja, dass der Schlamm nicht an der Elbenseide haften blieb.
    Bratholds sechsfingrige Hand berührte Darons Haupt, und er drang tief in die Gedanken und Erinnerungen des Elbenjungen ein. Gleichzeitig bildete sich auf der Stirn des feuerbärtigen Kobolds ein Muster aus Falten, und mehrmals schnellten seine schlaffen Ohren als Zeichen der Verwunderung nach oben.

Kapitel 5
    Im Bann der Finsternis

    Lange Augenblicke vergingen, ohne dass selbst für ein empfindliches Elbenohr auch nur das kleinste Geräusch zu vernehmen gewesen wäre. Die Kobolde standen da wie angewurzelt und verhielten sich vollkommen ruhig. Sie schienen genau zu wissen, wie leicht eine Gedankenverbindung gestört oder gar unterbrochen werden konnte.
    Schließlich nahm Brathold Feuerbart die Hand von der Stirn des Elbenjungen. Zunächst atmete er nur tief durch und schien sich von der Anstrengung erholen zu müssen, die er gerade hinter sich hatte. „Offenbar entspricht es der Wahrheit, was der Spitzohrriese gesagt hat“, stellte Brathold schließlich fest. „Auch wenn manche seiner Gedanken für mich schlichtweg nicht verständlich sind, so gibt es doch keinen Grund anzunehmen, dass er uns belogen hat.“
    „Dann gibt es das Dunklen Reich wirklich nicht mehr?“, rief ein aufgeregter Kobold, und ein anderer empörte sich mit den Worten: „So haben wir also ganze Zeitalter hinweg umsonst für den Nachtmahr geschuftet, damit er seine verfluchten Steine bekommt?“
    „Ja, so ist es wohl“, bestätigte Brathold widerwillig. Dann wandte er sich an Daron und fragte mit piepsender Stimme: „Eine Frage habe ich noch, denn darauf habe ich in deinen Gedanken keine Antwort gefunden.“
    „Frag ruhig“, forderte Daron.
    „Was wurde aus dem mächtigen Volk der sechs Finger, von dem auch wir abstammen und das doch überall gesiedelt hat?“
    „Es ist verschwunden“, sagte Daron. „Doch niemand weiß, warum.“
    „Die Zeit sorgt wohl dafür, dass letztlich alles dem Vergessen anheimfällt“, meinte Brathold tief erschüttert. „Die Welt, von der in unseren Geschichten die Rede ist, gibt es wohl nicht mehr.“
    „Aber ihr könnt doch froh darüber sein, denn nun liegt eine Zukunft vor euch, in der ihr keine Furcht mehr vor dem Herrscher des Dunklen Reichs zu haben braucht“, entgegnete Daron. „Vorausgesetzt, es gelingt, den Bann zu brechen, den der Nachtmahr über euch gelegt hat.“
    „Das ist unmöglich“, sagte Brathold. „Niemand von uns ist dazu magisch begabt genug.“
    „Von euch vielleicht nicht“, gab Daron zurück. „Aber meine Schwester und ich könnten es vielleicht schaffen – vorausgesetzt, ihr gebt uns das nötige Wissen.“
    Brathold machte eine weit ausholende Geste mit dem linken Arm und erklärte mit ziemlich schriller Stimme, in der sich seine Verzweiflung widerspiegelte: „Wenn du und deine Schwester das schaffen solltet, hättet ihr einen Wunsch frei!“
    „Oh, da wüsste ich schon was …“ Daron deutete auf den Stein des magischen Feuers. „Es

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