Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
ist es kein Problem, eine solche Feuerschneise zu legen“, gab sich Thamandor überzeugt, „und da nun auch der Vorrat an Steingewürz nahezu unerschöpflich ist, brauchen wir auch nicht zu befürchten, dass uns das Pulver für die Flammenspeere durch dieses Unternehmen knapp wird, sodass wir eines Tages Elbenhaven nicht mehr verteidigen könnten.“
„Ein guter Plan“, meinte der Zentaur.
„Allerdings würden wir wohl zu spät kommen, machte ich mich mit Elbenpferden oder per Schiff auf den Weg“, schränkte Thamandor ein.
Der Zentaur verstand sofort, worauf er hinauswollte. „Wenn das Feuer die südlichen Stämme zu eng einkesselt, wird man kein Gegenfeuer mehr legen können, denn es würde nicht nur dem Waldbrand die Luft rauben, sondern auch meinen Brüdern.“
„Oder sie würden im Rauch ersticken“, stimmte ihm Thamandor zu. „Aber es gäbe eine Möglichkeit, Eurem Volk schneller zu Hilfe zu eilen.“
„Rarax!“, entfuhr es Daron.
Thamandor nickte. „Wenn ihr beide mich ins Waldgebiet fliegt, könnten wir die Zentauren noch retten.“
König Keandir war nicht sonderlich begeistert von den Gedanken, seine beiden Enkel erneut auf eine so gefährliche Reise zu schicken. Andererseits war es wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, um den Zentauren zu helfen. Und davon abgesehen hatten die beiden Elbenkinder ja schon mehrfach bewiesen, dass sie auch schwierigen Aufgaben gewachsen waren.
„Ich stimme diesem Plan nur schweren Herzens zu“, gestand er. „Aber vielleicht sollte ich meine Enkel tatsächlich nicht mehr wie Kinder behandeln, auch wenn sie beide äußerlich zweifellos noch welche sind.“
„Also das größte Opfer bringe ich“, behauptete Thamandor. „Schließlich muss ich erneut auf den Rücken dieses furchtbaren Flugungeheuers hocken, während es mit unruhigem Flügelschlag durch die Höhenluft rudert.“ Allein der Gedanke daran schien Thamandor ein Graus zu sein, denn er schüttelte sich regelrecht.
Es war noch nicht lange her, da hatte Daron den Waffenmeister mitsamt seinen Flammenspeeren zur Elbenstadt Nithrandor geflogen, da diese gegen eine gewaltige Armee von Gnomen verteidigt werden musste. Thamandor war dieser Flug in unliebsamer Erinnerung geblieben, und es behagte ihm gar nicht, dass er einen noch viel längeren Ritt auf dem Riesenfledertier vor sich hatte. Aber er selbst hatte ja erklärt, dass es keine andere Möglichkeit gab, wollte er rechtzeitig ins Waldreich gelangen.
„Euer Opfermut ist bewundernswert“, sagte Prinz Sandrilas voller Spott.
„Ihr habt gut reden, Sandrilas“, erwiderte Thamandor beleidigt. „Von Euch erwartet auch niemand, dass Ihr auf einer Riesenfledermaus daherfliegt, so hoch, dass Ihr kaum das Land unter Euch zu erkennen vermögt.“
„Nun, es war Euer Vorschlag“, erinnerte Sandrilas. „Und dass Ihr während des Flugs das Land unter Euch nicht zu erkennen vermögt, liegt wahrscheinlich daran, dass Ihr Euch nicht traut, in die Tiefe zu blicken. Ich denke, Ihr solltet nicht so ein Klagelied anstimmen!“
Trotz aller Eile musste die Reise gut vorbereitet werden, und man beschloss, mit dem Aufbruch zumindest bis zum nächsten Morgen zu warten, damit das Riesenfledertier gut ausgeruht war und dann die ganze Strecke an einem Stück fliegen konnte.
Farados der Zentaur wäre gern mitgeflogen, aber dazu war sein Körper, der halb Elb, halb Pferd war, einfach zu schwer. Rarax hätte ihn zwar durchaus tragen können, wäre dann aber sehr schnell wieder erschöpft gewesen.
In den wenigen Stunden, die sie vor dem Aufbruch noch Ruhe fanden, hatte Sarwen einen Traum, aus dem sie schließlich hochschreckte.
Am Morgen des folgenden Tages erzählte sie Daron davon.
„Ich sah eine große Anzahl Gargoyles“, berichtete sie. „Sie wuchsen aus einem dunklen Gemäuer hervor, und ich erkannte schließlich, dass es der sechseckige Turm des Knochenherrschers in Skara war. All diese Gargoyles flogen davon, und ihr Ziel war Elbenhaven, wo sie sich verbargen. Sie waren überall, aber niemand hat sie bemerkt.“
„Ob man einen Gargoyle bemerkt, wenn dieser sich tarnt, hängt von der eigenen magischen Stärke ab“, glaubte Daron. „Oder irre ich mich da?“
„In meinem Traum wurden wir von Gargoyles beobachtet und belauert, ohne es überhaupt zu ahnen“, erklärte das Elbenmädchen.
„Du meinst, hier und jetzt werden wir auch von ihnen beobachtet?“
„Es war nur ein Traum, Daron – aber du weißt ja, was in den alten Schamanenschriften
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