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Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)

Titel: Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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liegt einfach an der großen Entfernung. Und wer weiß, vielleicht hat Großvater schon längst gespürt, wo wir sind, und rüstet bereits eine Expedition aus, die uns retten wird.“
    „Oder hier ist irgendetwas, das die Magie und vielleicht auch unsere Elbensinne schwächer macht“, vermutete Sarwen.
    „Was sollte das sein?“
    Sie zucke mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Dies ist ein so seltsames Land, in dem Geschöpfe wohnen, die anderswo längst ausgestorben sind.“
    „Lass uns abwechselnd etwas schlafen, damit wir morgen ausgeruht sind“, schlug Daron vor und gähnte. Sie hatten ihre Magie an diesem Tag sehr oft einsetzen müssen, und das zehrte auch an den Kräften der Elbenkinder.
    „Du kannst gern zuerst schlafen“, sagte Sarwen. „Ich bin noch nicht sehr müde, und außerdem gehen mir so viele Gedanken durch den Kopf.“
    „Wir werden schon eine Möglichkeit finden, nach Elbenhaven zurückzukehren“, zeigte sich Daron optimistisch. „Wenn wir dem Nor flussabwärts folgen, müssten wir eigentlich irgendwann das Herzogtum Noram erreichen, das unser Großvater einst zur Abwehr der wilden Trorks gründete. Dort leben auch Elben, und die werden uns sicher bei der Rückkehr helfen.“
    „Und wie weit könnte es bis dorthin sein?“
    „Sehr weit. Aber wenn wir dem Fluss folgen, kennen wir zumindest die Richtung. Und vielleicht gibt es ja doch noch irgendwo eine Möglichkeit, den Nor zu überqueren und ins Waldreich zu gelangen. Wer weiß?“
    „Aber es läuft doch wohl auf jeden Fall darauf hinaus, dass wir noch ziemlich lange in diesem wilden Land bleiben werden.“
    „Ja“, bestätigte Daron. „Das ist wohl nicht zu ändern.“

    Daron schlief bald darauf ein, aber sein Schlaf war sehr unruhig. In seinen Träumen befand er sich wieder auf Burg Elbenhaven, doch er war unsichtbar, und niemand konnte ihn hören. Er versuchte, König Keandir und der Heilerin Nathranwen davon zu erzählen, was mit ihnen geschehen war, aber sie registrierten nicht einmal seine Anwesenheit. Gleiches galt für Lirandil den Fährtensucher. Dass Waffenmeister Thamandor seine Gedanken nicht auffangen konnte, wunderte Daron nicht einmal in seinem Traum, denn schließlich war einer der Gründe dafür, dass Thamandor ein Erfinder geworden war, der Umstand, dass er für Elbenverhältnisse magisch sehr unbegabt war. Deswegen war er gezwungen, Maschinen zu erfinden, die das vollbringen konnten, was andere Elben mithilfe von Zauber und Magie zuwege brachten.
    Daron war beinahe froh, als Sarwen ihn schließlich weckte.
    Es war dunkle Nacht.
    Sie brauchte kein Wort zu sagen. „Du bist dran!“ , dachte sie, und Daron atmete tief durch, setzte sich auf, dann murmelte er eine Zauberformel vor sich hin, die dazu diente, die Erinnerung an schlechte Träume zu vertreiben. Die Heilerin Nathranwen hatte ihnen diese Formel beigebracht, und da Daron sie benutzte, wusste Sarwen auch gleich, was mit ihrem Bruder los war.
    „Am besten, ich spreche diese Formel schon jetzt, bevor ich die Augen schließe“ , sandte sie ihm.
    „Ich hätte von Anfang an daran denken sollen“, antwortete Daron.
    Sarwen legte sich hin, und Daron tat noch ein paar Brocken des Brennpilzes ins Feuer. Mit einem weiteren Zauber sorgte er dafür, dass die Flammen nicht zu hoch aufloderten und die Pilzstücke nicht zu schnell wegbrannten, denn er wollte nicht dauernd Brennmaterial nachlegen müssen.
    Anschließend saß er da und starrte in die Dunkelheit.
    Der Mond war nur als schwach leuchtender Lichtfleck am Himmel zu sehen. Eine Decke aus dichten Wolken war aufgezogen und verdeckte die Sterne. Und über dem Fluss wallten grauweiß schimmernde Nebelschwaden. Sie wirkten wie ein großes vielarmiges Ungeheuer, dessen Arme bis ans Ufer reichten.
    Daron lauschte dem Chor der Geräusche. Es raschelte und knackte. Hier und dort gingen Nachtvögel auf die Jagd nach Kleingetier. Die Schatten ihrer Flügel huschten durch die Dunkelheit, und hin und wieder waren krächzende Schreie zu hören und bisweilen auch das Scharren von Flügelschlangen in der Erde.
    Daron sah Sarwen zu, wie sie schlief. Dabei murmelte er einen kurzen Zauber, um sie auch ganz sicher vor dem Traum zu bewahren, den er gehabt hatte. Dann hing er seinen Gedanken nach. Was sollten sie als Nächstes tun? Ein Floß bauen und über den Fluss ins Waldreich übersetzen, in der Hoffnung, auf Zentauren zu treffen? Aber der Fluss war so reißend, dass dies wahrscheinlich völlig unmöglich war.

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