Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Erde spritzte regelrecht in die Höhe. Ihr fauchender Atem klang den beiden Elbenkindern in den Ohren.
Sie erreichten den verkrüppelten Baum. Er war in zwei mächtige, schräg in den Himmel wachsende Stämme gespalten.
Daron und Sarwen griffen nach den Ranken, die von dem Baum herabhingen und kletterten empor. Nur Augenblicke später hatten die ersten Flügelschlangen den Baum ebenfalls erreicht.
Sie sprangen empor, versuchten an der Rinden des Baumes Halt zu finden, aber ihre Grabflügel waren dazu nicht geeignet. Außerdem quoll aus der Rinde ein glitschiger Harz, der ihnen das Vorhaben noch erschwerte.
Sarwen atmete laut auf, als eine der Bestien bereits ein ganzes Stück den Stamm emporgeschlängelt war, dann aber abrutschte und zu Boden plumpste.
"Woher wusstest du, dass sie diesen Baum nicht erklettern können?", fragte ihr Gedanke.
„Das wusste ich nicht“, antwortete Daron. „Ich habe gehofft, dass wir es immer nur mit ein oder zwei der Biestern zu tun haben werden, wenn sie auf dem Baum sind, weil sie uns ja dann nicht von allen Seiten angreifen können.“
Immer zahlreicher wurden die Flügelschlangen, die sich um den Baum scharrten. Sie kamen an vielen Stellen aus dem Erdreich. Ihr Fauchen und Zischen schmerzte den beiden Elbenkindern in den Ohren.
Mehrere versuchten, den Stamm emporzukriechen, aber sie behinderten sich gegenseitig und rutschten wieder ab.
„Daron!“, rief Sarwen plötzlich.
„Was ist?“
„Ich habe die Verbindung zu Rarax verloren!“
Daron schluckte. Er hatte es Sarwen überlassen, den geistigen Kontakt zu dem Riesenfledertier zu halten, als er mit der Abwehr der Flügelschlangen beschäftigt gewesen war. Er versuchte, Rarax Geist nachzuspüren. Aber da war nichts. Rarax schien auf und davon zu sein.
"Er ist weg, Sarwen", stellte er fest. Die Gedanken rasten ihm nur so durch den Kopf. Wie sollten sie nun zurück nach Elbenhaven gelangen?
Da fühlten Darons empfindliche Elbensinne plötzlich eine Erschütterung, die sich aus einiger Entfernung über den Boden übertrug und auch den Baum erfasste.
"Wessen Füße mögen es sein, die derart aufstampfen?" , fragte sich Daron, doch der Gedanke war zugleich an Sarwen Gewand. Sie hatte es natürlich auch bemerkt.
„Ein Riesenmammut?“
„Nein, bei einem vierfüßigen Tier wäre der Rhythmus anders“, widersprach Daron. „Diese Kreatur hat nur zwei Beine.“
Die Erschütterungen wurden deutlicher. Auch die Flügelschlangen bemerkten sie, und in ihr Fauchen mischten sich schrille, verwundert klingende Laute. Die ersten der Reptilbestien zogen sich bereits von dem Baum zurück und gruben sich in die Erde ein. Der Bereich um dem Baum glich einem umgepflügten Acker.
Ein Schwarm kleinerer Vögel wurde aufgescheucht und flatterte wild auf.
Und auf einmal hob sich ein dunkler Schatten gegen die Sonne ab. Ein ohrenbetäubender krächzender Laut war zu hören, und den beiden Elbenkindern gelang es gerade noch, ihr Gehör rechtzeitig dagegen abzuschirmen, um nicht taub zu werden.
Ein gewaltiger, hausgroßer Vogel lief auf seinen Krallenfüßen in langsamen, wiegenden Schritten den Trampelpfad der Riesenmammuts entlang. Dabei blieb er immer wieder stehen, stieß seinen langen, gebogenen Schnabel in das Erdreich und pickte dabei – wenn er Glück hatte – die eine oder andere Flügelschlange heraus, die er dann mit einem schmatzenden Laut verschlang.
Der Riesenvogel hatte nur verkümmerte Flügel, und wahrscheinlich wäre sein Körper auch viel zu schwer gewesen, um sich in die Lüfte zu erheben.
"Er hat einen starken Geist!" , stellte Sarwen fest. "Wir werden ihn nicht so einfach beeinflussen können!"
Daron hatte das inzwischen auch schon festgestellt. "Dann können wir nur hoffen, dass er in seinem Appetit etwas wählerisch ist und sich ausschließlich auf Flügelschlangen spezialisiert hat!", sandte er an Sarwen.
Die beiden starrten dem Monstrum entgegen und verharrten regungslos auf dem Baum.
Im Moment schien der Riesenvogel von ihnen allerdings noch keine Notiz genommen zu haben. Zu verlockend war wohl das Nahrungsangebot vor ihm auf den Boden, wo Hunderte von Flügelschlangen eilig versuchten, sich wieder in den Boden einzugraben.
Aber der Vogel war schnell. Sein Schnabel war so lang wie eine Lanze. Immer wieder stach er damit tief in den Boden, und man hörte so manche Flügelschlange ein letztes Mal verzweifelt fauchen, bevor das geflügelte Ungetüm sie hinunterwürgte.
Mit staksigen, plumpen Schritten
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