Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
zuversichtlich.
„Zurück zur Lichtung würde selbst ich noch finden“, meinte Thamandor. „Unser gemeinsamer Freund Lirandil hat mir nämlich ein paar Tricks aus der altehrwürdigen Kunst der Fährtenlesen verraten.“
„Dann weiß ich nicht, worüber Ihr Euch Sorgen macht, werter Thamandor.“
„Zum Beispiel darüber, dass man zurzeit wirklich gar nichts mehr hören kann außer den eigenen Schritten und unseren Stimmen. Als hätten sämtliche Lebewesen die Flucht ergriffen. Auch die letzten Äfflinge haben das Weite gesucht.“
Sarwen nickte und vergaß dabei, dass Thamandor dies nicht sehen konnte. Und anders, als es bei Daron der Fall war, vermochte der magisch minderbegabte Erfinder ja auch nicht ihren zustimmenden Gedanken aufzuschnappen.
„Ihr habt recht“, fügte sie deshalb halblaut hinzu. Es war ihr auch schon aufgefallen. Normalerweise wäre es für Sarwen nämlich eine Kleinigkeit gewesen, durch die Augen einer nahen Eule oder eines anderen nachtaktiven Lebewesens zu sehen, um sich auf diese Weise noch leichter zu orientieren. Fledermäuse zum Beispiel wussten selbst bei völliger Dunkelheit, wohin sie zu fliegen hatten, und wenn man die Umgebung mithilfe eines fliegenden Geschöpfes wahrnahm, hatte das außerdem noch den Vorteil, dass man einem wesentlich besseren Überblick hatte.
Aber da war nichts. Kein Geschöpf, dessen Sinne Sarwen hätte benutzen können, nicht einmal Glühwürmchen oder Grillen.
All diese Wesen spürten offenbar die Gefahr, die sich näherte, lautlos und unheimlich …
Daron hatte auf der Lichtung ein Feuer gemacht. Ob das die üblen Waldgeister fernhalten würde, wusste er nicht. Aber andererseits war gewöhnliches Feuer ja etwas völlig Unmagisches, und daher probierte er es einfach mal aus.
Auf jeden Fall beruhigte es Rarax. Er genoss die Wärme, die das Feuer ausstrahlte. Von dem Bach aus, der quer über die Lichtung führte, quoll nämlich kalter Nebel heran.
„Da seid ihr ja endlich!“, sandte der Elbenjunge einen erleichterten Gedanken, als Sarwen und Thamandor die Lichtung erreichten. Daron hatte ihre Nähe längst gespürt. Aber ebenso spürte er die Nähe mehrerer Baumgeister.
„Ich habe reichlich Sinnlosenblüten mitgebracht“, unterrichtete ihn Sarwen stumm.
„Genug, um aus einem halbtoten Riesenfledertier wieder ein kraftstrotzendes Reittier zu machen?“
„Und ob!“
„Da bin ich ja mal gespannt.“
„Du könntest schon mal den Kessel herbringen. Der muss bei unserem Reisegepäck sein. Ich muss den Extrakt aus den Blüten der Sinnlosen herauskochen.“
„Nein“, sagte Daron laut. Er wusste, wie aufwändig und zeitraubend die Prozeduren die Elbenheiler waren, mit denen sie die Heilkräfte der Sinnlosen erhöhten. „Dazu haben wir keine Zeit, denn Rarax stirbt.“
Sarwen starrte ihn entsetzt an, wofür sie ruckartig den Kopf bewegte. Eine Strähne ihres blauschwarzen, sehr feinen Elbenhaars fiel ihr in die Stirn, und sie strich sie schnell zurück. Im flackernden Licht des Feuers, das Daron entzündet hatte, war die Zornesfalte, die sich sodann auf ihrer Stirn bildete, nicht zu übersehen.
„Wieso hast du deine Gedanken derart vor mir abgeschirmt, sodass ich erst jetzt davon erfahre?“, erreichte Daron der überaus wütende Gedanke seiner Schwester.
„Dass es schlimm steht, wusstest du doch“, verteidigte er sich.
„Aber nicht, dass es so schlimm steht!“
„Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst und dadurch in deiner Konzentration behindert wirst. Darum habe ich meinen Geist verschlossen. Schließlich musstet ihr sehr auf eure Sicherheit achten.“
Sarwen blickte zu Rarax hinüber. Er lag ausgestreckt und reglos da. Das Maul war halb geöffnet, die Augen dafür geschlossen. Nur ein ganz schwacher Atem war noch zu hören, und selbst ein Elb mit sehr empfindlichen Ohren musste schon ganz genau lauschen, um noch den Herzschlag des Flugungeheuers zu vernehmen.
Das Elbenmädchen umrundete das Riesenfledertier bis zu seinem Kopf. Dessen Atem war selbst für Sarwen kaum noch wahrnehmbar, obwohl ihre empfindlichen Sinne eigentlich selbst den feinsten Lufthauch wahrnehmen konnten.
„Ich habe versucht, ihn mithilfe meiner dunklen Kraft über die Runden zu bringen“, sagte Daron. Er sprach laut, damit es auch Thamandor mitbekam.
„Dir ist klar, dass diese Kraft nicht gerade zum Heilen geeignet ist, oder?“, entgegnete Sarwen.
„Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Andernfalls wäre Rarax wahrscheinlich schon nicht
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