Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
mehr am Leben. Außerdem ist er ein Geschöpf der Finsternis, wie du weißt. Wieso sollte ihm etwas von meiner dunklen Kraft schaden?“
Sarwen seufzte und wirkte sehr nachdenklich. „Stimmt auch wieder“, murmelte sie und spürte zugleich, wie die letzten Reste an Lebensenergie in Rarax zu versiegen drohten.
Sie griff in ihre mit Sinnlosen-Blüten gefüllten Taschen, nahm eine Handvoll davon und zerdrückte sie. Dabei murmelte sie eine Formel, von der sie nur wusste, dass die großen legendären Heiler der alten Elbenheimat Athranor sie hin und wieder verwendet hatten. Allerdings nur dann, wenn es keinen anderen Weg gab, denn wenn die Kräfte des Heilers nicht groß genug waren, konnte er selbst bei dem, was Sarwen nun tat, zuschaden kommen. In den alten Schriften der Elbenbibliotheken, in denen Sarwen so gern stöberte, waren schreckliche Geschichten darüber zu lesen.
Aber Sarwen war bereit, dieses Risiko einzugehen. Sie konzentrierte all ihre magischen Kräfte, um den Heilungszauber zu bewirken.
Doch es trat nicht das ein, was sie beabsichtigt hatte. Eigentlich hätte durch den Zauber ein Lichtstrahl entstehen müssen, der von Sarwens Faust mit den zerdrückten Blüten in den Körper des kranken Tieres fuhr. So zumindest war es in den alten Schriften aus Athranor beschrieben worden. Aber vielleicht waren die damaligen Elbenmagier noch um einiges mächtiger gewesen, als man es sich im Zeitalter König Keandirs vorstellte.
Daron kannte sich mit diesem Zauber nicht aus, denn insbesondere Heilzauber hatten ihn nie besonders interessiert. Das lag auch daran, dass er selbst kaum je eine ernsthafte Verletzung erlitten hatte, und war er einmal krank gewesen, hatte er voll und ganz auf die Künste Nathranwens vertrauen können.
Dennoch erkannte Daron, dass Sarwens Zauber nicht wirkte, und er erfasste auch den Grund dafür.
„Der Zauber, den du anwendest, wurde erfunden, um die helle Kraft zu verstärken, nicht die dunkle!“, sandte er ihr per Gedanken.
„Aber das kann doch keinen Unterschied machen!“
„Willst du daran zweifeln, was du spürst?“
Sarwen sah ihn an und schüttelte den Kopf. Die Sache wühlte sie beide so sehr auf, dass sie angefangen hatten, laut zu sprechen.
„Gibt es Probleme, bei denen ich irgendwie helfen kann?“, fragte Thamandor.
Die Elbenkinder waren zu höflich, um es ihm zu sagen, aber der Waffenmeister sah es ihren Gesichtern an, dass er sich im Augenblick wohl besser aus den Gesprächen der beiden heraushielt – zumal er ja ohnehin immer nur den laut ausgesprochenen Teil davon mitbekam.
Sarwen atmete tief durch. „Lass uns unsere Kräfte vereinen. Vielleicht reicht das, selbst wenn der Zauber nur unsere hellen Kräfte verstärkt, wie du vermutest.“
Die beiden Geschwister sahen sich an. Dann reichte Sarwen ihrem Zwillingsbruder die freie Hand, während sie die andere immer noch um die Sinnlosen-Blüten geschlossen hielt.
Daron zögerte noch einen Moment. „Gut, dann wollen wir hoffen, dass es hilft.“
Sarwens Augen wurden schwarz.
„Nein, Sarwen, nicht so!“, schritt Daron mit einem sehr energischen Gedanken ein.
Die Schwärze aus Sarwens Augen verschwand wieder. Sie schien irritiert. „Aber wie dann?“
„Wir müssen uns nur auf die helle Kraft in uns konzentrieren. Wir haben sie immer mit der dunklen vermischt, aber jetzt müssen wir beide Kräfte trennen. Denn nur die helle Kraft wird durch die Sinnlose verstärkt. Sonst schaffen wir es nicht.“
„Na gut“, murmelte Sarwen nach einer kurzen Pause. „Aber so etwas haben wir noch nie gemacht.“
„Nein“, bestätigte Daron.
Darons Augen wurden diesmal nicht pechschwarz, so wie sonst, wenn er seine magischen Kräfte konzentrierte.
Schon seit frühester Jugend hatten sich die beiden Elbenkinder vor allem auf die Kräfte der dunklen Magie verlassen, die sie von ihrem Vater und ihrem Großvater geerbt hatten. Aber das war eigentlich nicht typisch für Elbenmagie.
Doch das hatte die beiden nie geschert. Ihre Zauberkraft war so viel stärker gewesen als die der anderen Elben, dass sie schon deswegen der Ansicht gewesen waren, alles richtig zu machen.
Weißes Licht schimmerte auf einmal in Darons Augen, die schließlich so stark leuchteten, dass es jeden geblendet hätte, der ihn ansah.
Auch bei Sarwen war dies der Fall. Das Elbenmädchen murmelte erneut die Formeln eines Heilzaubers.
Und siehe da, das Leuchten wurde immer stärker und stärker.
Beide Elbenkinder spürten, wie die Kraft in ihnen
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