Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Thamandor. „Und du? Zwei Einhandarmbrüste, ein Schwert, das aussieht, als wäre es für einen Riesen geschmiedet … Das sind die Waffen von Thamandor dem Waffenmeister. Es fehlen wohl nur noch die beiden Stäbe, mit denen Ihr Flammen auszusenden vermögt.“ Der Katzenkrieger ließ einen lang anhaltenden, zischenden Laut vernehmen.
„Und wer bist du, wenn ich fragen darf?“, wollte Daron wissen.
Der Katzenkrieger lachte höhnisch. Es klang zunächst wie ein Kichern, wandelte sich dann jedoch in einen Laut, der an das Fauchen der Berglöwen erinnerte, die es vereinzelt noch in den Höhenzügen von Hoch-Elbiana gab. „Mein Name ist Xarors Knecht, und ich trage diesen Namen mit Stolz, auch wenn ich zur Zeit des Großen Kriegs noch gar nicht geboren war. Aber mein Vater und mein Großvater hießen ebenfalls Xarors Knecht – und doch waren sie Könige. Könige der Waldkatzenkrieger!“
„Von diesem Volk habe ich noch nie gehört“, bekannte Sarwen in Gedanken.
„Was mich wundert, ist, wie gut Xarors Knecht unsere Sprache beherrscht“, sandte Daron zurück. „Dass er hin und wieder ein paar reisende Elbenheiler überfällt und ausplündert, ist keine ausreichende Erklärung dafür.“
Es kam häufig vor, dass Elben ins Waldreich reisten, vor allem elbische Heiler auf der Suche nach Kolonien der Sinnlosen, aus deren Blüten sie ihre Heiltinkturen kochten oder sie zu allen möglichen Mitteln verarbeiteten. Aber keiner von ihnen hatte je von einem Volk von Waldkatzenkriegern berichtet. Andererseits lag dieser Teil des Waldreichs ziemlich weit von Elbiana entfernt.
„Die Zentauren reden viel über euch Elben“, fuhr Xarors Knecht fort. „Und sie erzählen sich Geschichten über die beiden Enkel von König Keandir, die seit drei Generationen nicht erwachsen werde wollen und deswegen noch immer in der Gestalt von Kindern herumlaufen. In Wahrheit bist du aber längst ein alter Mann, Daron!“
„Vielleicht nach dem Maßstab deines Volkes“, entgegnete dieser vorsichtig. Offenbar wurden die Katzenkrieger nicht einmal so alt wie Menschen. „Bei uns ist es üblich, dass Kinder selbst bestimmen, wie schnell sie erwachsen werden.“
„Ich habe davon gehört“, sagte Xaror Knecht.
In diesem Moment sprang einer der Katzenkrieger auf Rarax' Rücken. Er hatte sich so leise angeschlichen, dass das geschwächte Riesenfledertier ihn nicht bemerkt hatte. Er hatte lange Arme und Beine, seine Bewegungen wirkten sehr geschmeidig, und seine Sprungkraft war enorm. Schnell und behände zog er sich an den Gepäckriemen hoch, die um Rarax' Leib geschlungen waren und an denen das gesamte Gepäck befestigt war, das die Elbenkinder und der Waffenmeister mitgenommen hatten.
Rarax bäumte sich auf. Er schlug aufgeregt mit den Lederschwingen und versuchte den Katzenkrieger abzuschütteln. Aber der war zu geschickt und hatte offenbar damit gerechnet, dass sich das Riesenfledertier gegen ihn wehren würde. Rarax brüllte auf. Zwar traf er mit den Flügeln den Krieger zwei- oder dreimal, doch der lachte darüber nur, denn er war offensichtlich von sehr robuster Natur. Vor allem aber konnte er sich darauf verlassen, dass es für Rarax so gut wie keine Möglichkeit gab, ihn abzuschütteln.
Kapitel 7
Die Flammenspeere in Flammen
„Was fällt euch ein!“, rief Thamandor an Xarors Knecht gewandt.
„Schweig, du unbegabter Magier und Wälderzerstörer!“, entgegnete der Anführer der Katzenkrieger in einer Mischung aus Elben- und Zentaurensprache, so wütend war er offenbar.
Den Grund dafür konnte sich keiner der drei Elben erklären.
„Greifen wir sie mit der dunklen Kraft an!“ , sandte Daron einen düsteren Gedanken an Sarwen, und seine Augen wurden bereits schwarz.
„Nein!“ , gebot sie ihm stumm, aber sehr eindringlich. „ Rarax ist so groß, dass ihn auf jeden Fall einer der Pfeile treffen würde, käme es zum Kampf. Außerdem müssen wir herausfinden, was hier eigentlich los ist, und diese Katzenkrieger scheinen darüber mehr zu wissen.“
„Erstaunlich finde ich nur, wie gut sie über Thamandors mangelnde Magiebegabung Bescheid wissen.“
Der schlanke Katzenkrieger, der auf Rarax' Rücken gesprungen war, hatte inzwischen, was er haben wollte. Triumphierend hielt er die beiden Flammenspeere in den Händen, die nichts weiter mehr als hölzerne Stäbe waren.
Rarax warf sich herum, doch der Katzenkrieger sprang mit einem gewaltigen Satz zu Boden und federte sich in den Knien ab. Er trug keine Stiefel, sodass
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