Elbenkinder - Die ganze Saga (1-7)
Sie griff in die Tasche ihres Kleids, murmelte eine Formel, aber ihre Augen veränderten dabei ausnahmsweise nicht die Farbe. Weder wurden sie pechschwarz, wie es normalerweise der Fall war, wenn sie ihre magischen Kräfte sammelte, noch leuchtete gleißendes Licht daraus hervor so wie während des Heilzaubers.
Sie warf alles, was sie an Sinnlosen-Blüten noch in den Taschen hatte, in die Luft, und die Blüten verwandelten sich in bläulich schimmernde Flammen, die durch die Nacht schwebten und sich auf die Baumgeister stürzten. Wo immer sie diese berührten, fing der getroffene Baumgeist sofort Feuer und musste sich auflösen, wenn er nicht zu Asche verbrennen wollte.
Auch jenes Geschöpf, das Daron gepackt hatte, blieb davon nicht verschont. Der Elbenjunge spürte zwar noch, wie der Baumgeist versuchte, ihm die innere Kraft zu entziehen, aber das gelang ihm nicht mehr, denn gleich mehrere der durch die Luft tanzenden blauen Flammen attackierten das Baumwesen. Es ließ Daron los, ruderte mit den Ästen und versuchte, die schwebenden Flammen davonzujagen wie einen Schwarm lästiger Mücken.
Als Thamandor dann auch noch den Baumgeist mit einem seiner Bolzen traf, löste sich dieser in eine Wolke aus feinen, dunklen Teilchen auf, die davonschwebte. Die Flammen verfolgten sie jedoch und ließen erst von ihr ab, als sie sich mehrfach teilte.
Innerhalb weniger Augenblicke waren die Baumgeister vertrieben. Daron spürte noch ihre verwirrten Gedanken, dann war nichts mehr von ihnen zu sehen und zu spüren, und Thamandor atmete laut auf.
„Wird wirklich Zeit, dass wir von hier fortkommen“, sagte er grimmig.
„Also an mir soll’s nicht liegen“, meinte Daron und warf einen besorgten Blick zu Rarax, der zitternd am Boden kauerte. Ob er wieder flugfähig war, wenn der Morgen graute, war fraglich. „Wenigstens für eine kurze Strecke“, hoffte Daron in Gedanken.
Thamandor wandte sich an Sarwen, die aussah, als könnte sie nicht fassen, was geschehen war. Das Elbenmädchen griff zunächst in ihre leeren Taschen. Nicht ein einziges Blütenblättchen der Sinnlosen war darin zurückgeblieben. Sie hatten sich alle in kleine bläuliche Flammen verwandelt und den Baumgeistern zugesetzt.
Als Sarwen ihre Hände wieder aus der Tasche zog, starrte sie auf die geöffneten Handflächen und schien vollkommen in sich versunken. Selbst Daron waren ihre Gedanken nicht zugänglich. Er spürte nur die grenzenlose Verwirrung, die in ihr herrschte.
„Deine Schwester hat ein gutes Mittel gegen diese Quälgeister gefunden“, sagte Thamandor voller Bewunderung für Sarwens magische Künste.
„Ja“, murmelte Daron, der dem Erfinder aber nur mit halbem Ohr zugehört hatte.
„Meine Einhandarmbrüste wirkten jedenfalls auch nicht besser gegen die Baumgeister als die Sinnlosen“, schnatterte Thamandor einfach weiter, „was mich in soweit verwundert, als dass dieser Pflanze doch magische Kräfte innewohnen und wir bisher doch der Ansicht waren, dass Magie …“
„Streng genommen enthält das Gift der Armbrustbolzen ebenfalls magische Kräfte“, erinnerte Daron ihm erneut. „Es scheint also, als käme es nicht darauf an, ob Magie im Spiel ist, sondern welche.“
Thamandor, der seine Waffe inzwischen eingesteckt hatte, nahm auch Daron die Einhandarmbrust wieder ab und ebenso die letzten beiden Bolzen, die dieser noch bei sich hatte. „Also eins steht fest: Beim nächsten Angriff dieser Baumbiester werden wir uns wohl auf andere Weise wehren müssen.“
„Vielleicht sollten wir noch einmal zu der Sinnlosen-Kolonie gehen“, schlug Sarwen vor. „Diese Blumen scheinen gegen die Baumgeister auf ganz besondere Weise zu wirken.“
Daron runzelte die Stirn. „Willst du damit sagen, dass sich die Blüten von sich aus in die bläulichen Flammen verwandelt haben?“, fragte er.
Sarwen nickte. „Mit meiner Magie hatte das jedenfalls nichts zu tun. Es war beinahe so, als hätten die Blumen einen eigenen Willen, als wollten sie gegen die Baumgeister kämpfen.“ Sarwen zuckte mit den Schultern. „Ich kann es nicht in Worte fassen. Gedanken waren das nicht, die ich da gespürt habe, auch keine Gefühle, so wie wir sie kennen. Es war … fremdartig.“
„Ich verstehe ja nun wirklich nicht viel von der Kunst der Heiler“, bekannte Thamandor, „aber ich habe noch keinen von ihnen erzählen hören, dass die Sinnlosen einen eigenen Willen hätten.“
„Aber diesmal war es so“, beharrte Sarwen. „Ihr habt doch gesehen, was
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